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Polarlichter: das Himmelsspektakel, nicht nur im Norden

Foto: Envato / OlgaMurasheva

Polarlichter: das Himmelsspektakel, nicht nur im Norden

Momentan sind nachts wieder Polarlichter über vielen Teilen Deutschlands zu sehen. Wie entstehen die spektakulären Himmelsphänomene und warum können wir sie jetzt in unseren Breitengraden sehen?

Die spektakulären Lichter am Himmel mit dem wissenschaftlichen Namen Aurora borealis beeindrucken die Menschen schon seit ewigen Zeiten. Der früheste Bericht über dieses Naturphänomen findet sich in einer alten babylonischen Schrift, die schon über 2500 Jahre alt ist.

In Zeiten, in denen die Menschen Naturphänomene nicht erklären konnten, wurde meist Übernatürliches als Ursache genannt. Die frühen Völker in Lappland, Sibirien und Alaska waren sich sicher, dass ihre Götter durch die Lichter mit ihnen in Kontakt treten wollten. Andere Völker wiederum waren der Überzeugung, dass es sich bei dem Leuchten um die Geister ihrer Verstorbenen handelte, die am Himmel erschienen. Sie fürchteten sich vor dem Polarlicht und blieben in ihren Häusern, solange es zu sehen war. Im Mittelalter galt die Aurora borealis als Vorbote für Seuchen, Kriege und Hungersnöte.

Welche Bedeutung haben die geheimnisvollen Lichter?

Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts verloren die Lichter langsam ihren negativen Ruf. Nun wurden erstmals Versuche unternommen, eine wissenschaftliche Ursache für das Phänomen zu finden. Zunächst war man der Meinung, dass es sich bei den Lichtern um Reflexionen von Sonnenlicht auf Wolken handelt. Erst im Jahr 1867 konnte der Astronom Anders Jonas Angström nachweisen, dass Polarlichter selbstleuchtende Gase sind. Da zu dieser Zeit jedoch die Sonnenwinde, die für die Lichter entscheidend sind, noch nicht bekannt waren, konnte das Geheimnis des Polarlichts nicht endgültig geklärt werden.

Auch jetzt noch ranken sich noch viele Mythen um die Polarlichter. Einige nordamerikanische Indianerstämme glauben bis heute, dass sie durch Flüstern Polarlichter herbeirufen können. Darin befinden sich die Seelen ihrer Verstorbenen, denen sie auf diese Weise Nachrichten zukommen lassen können.

Eine japanische Legende hingegen besagt, dass ein Kind, das unter einem Nordlicht gezeugt wird, auf jeden Fall ein Junge wird. Darüber hinaus ist das Kind in seinem Leben gesegnet mit Glück und Erfolg. In Romanen und Filmen werden Polarlichter häufig immer noch als schicksalhafte Vorboten einer nahenden Katastrophe beschrieben.

Geladene Teilchen treffen auf Sauer- und Stickstoff

Mit dem Fortschritt in der Wissenschaft konnte schließlich auch das Geheimnis um die mysteriösen Lichter gelüftet werden. Im Jahr 1959 wurden erstmals die Sonnenwinde nachgewiesen und in der Folge auch ihr Zusammenhang mit den Polarlichtern entdeckt. Sonnenwinde sind ein ständiger Fluss von elektrisch geladenen Teilchen, der von der Sonne in alle Richtungen fließt. Die faszinierenden Lichter entstehen nun, wenn diese geladenen Teilchen in der Erdatmosphäre auf Sauerstoff- und Stickstoffatome treffen. Dadurch entsteht Energie, die in Form eines hellen Fluoreszenzlichtes freigesetzt wird.

Je nach der Höhe, in der die Teilchen aufeinandertreffen, können die Lichter unterschiedliche Farben annehmen. Dringt der Sonnenwind tief in die Atmosphäre ein und stößt auf Sauerstoffteilchen, entsteht ein grünes Licht, in der äußersten Schicht der Atmosphäre besitzt das Licht eine rote Färbung. Trifft der Wind auf Stickstoffteilchen, entsteht violettes bis blaues Licht. Diese Farben sind jedoch wesentlich seltener. Auch der Mensch kann übrigens Polarlichter erzeugen. Beobachtet werden konnte das Phänomen, nachdem Kernwaffen in einer entsprechenden Höhe zur Explosion gebracht wurden. Darüber hinaus können auch auf anderen Planeten immer wieder Polarlichter beobachtet werden.

Wann und wo treten Polarlichter auf?

Mit welcher Intensität und Häufigkeit die Lichter zu beobachten sind, hängt von der Aktivität der Sonne ab. Diese durchläuft einen Zyklus von elf Jahren. Das bedeutet, dass ihre Aktivität alle elf Jahre am höchsten ist. Je mehr elektrische Teilchen die Sonne abwirft, desto öfter treten die Aurora borealis auf. Üblicherweise sind Polarlichter vor allem in der Polarregion zu beobachten, entweder als Nordlicht (Aurora borealis) oder als Südlicht (Aurora australis).

Warum Polarlichter 2024 in der ganzen Welt zu sehen sind

Die Sonnenaktivität hat in diesem Jahr einen Höhepunkt erreicht. Damit verbunden ist eine hohe Anzahl von Sonnenflecken, in deren Nähe es zu starken Eruptionen kommt. So ereignete sich im Mai ein geomagnetischer Sturm der höchsten Stärke, der über Süddeutschland zu deutlich sichtbaren Polarlichtern führte. Anfang Oktober kam es zu einem geomagnetischen Sturm der zweithöchsten Stufe. Dieser erzeugte vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit bloßem Auge wahrnehmbare Polarlichter am Nachthimmel.

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