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]]>Häufig gelangen Marder durch lockere Dachziegel in den Dachboden und suchen sich dort einen Ort zum Schlafen und Leben. Das Problem der wilden Bewohner: Die kleinen, pelzigen Raubtiere haben enorm scharfe Zähne und können in kürzester Zeit einen massiven Schaden am Gebäude anrichten. Dies ist mit immensen Kosten verbunden.
Marder sind nicht nur besonders gute Jäger, sondern auch begabte Kletterer. Das Hausdach zu erreichen, stellt für die kleinen Tiere daher kein Hindernis dar. Problemlos gelangen sie über Regenrinnen oder an Hauswänden stehenden Bäumen in das Dach. Weil ihre Körper sehr schmal sind und nur durch eine Fett- und Fellschicht rundlich wirken, können sich die Tierchen durch wenige Zentimeter enge Spalten zwängen.
Die Marder nisten sich besonders gerne in Gebäuden ein, die einen kleinen Dachschaden haben. Dieser bleibt für den Hausbesitzer meist lange Zeit unbemerkt – genauso wie der Marder selbst, weshalb er ganz ungestört über einen langen Zeitraum sein Unwesen treiben kann. Für das Tier ist die Umgebung optimal, denn unter dem Dach ist es vor Fressfeinden, wie z. B. Greifvögeln, geschützt. Zudem sind die meisten Dächer durch aufsteigende Wärme aus dem Haus ausreichend gewärmt, sodass der Marder selbst im Winter nicht frieren muss.
Bleibt der neue Mitbewohner unbemerkt, kann dies schlimme Folgen mit sich bringen. Es gibt aber einige Anzeichen, die auf einen Marderbefall hinweisen können. Die Tiere sind meist in der Nacht wach und machen deutlich hörbare Geräusche. Neben Krabbelgeräuschen erzeugen Marder ein Scharren beim Ablassen von Kot und Urin. Zudem kann man das Krabbeln durch Tunnelsysteme deutlich wahrnehmen.
Ein weiteres Indiz für einen Marder im Haus sind Kotspuren. Die Tiere setzten nicht nur im Dach ihren Kot ab, sondern bevorzugt im Bereich des Gartens. Der Marderkot hat eine sehr deutliche Formgebung. Die längliche Form, die circa acht bis zehn Zentimeter misst, weist oftmals auf unverdaute Reste von Tieren zurück. Deutlich zu erkennen sind meist Federn von Vögeln oder große Obstkerne.
Sollte der Marder schon einige Zeit im Dach leben, fällt einigen bald schon ein unangenehmer Geruch auf, der durch Kot, Urin und Kadaverreste entsteht. Bei diesen Anzeichen sollte schnellstens gehandelt werden, um auch gesundheitlichen Folgen vorzubeugen.
Der Aufenthalt des Marders zieht meist immense Folgen mit sich. Je nachdem, wann das Tier entdeckt wird, wie lange es schon im Dach lebt und wie viele Tiere hier gehaust haben, können sich die Folgen von kleinen Schäden in den Wänden bis hin zu einer benötigten Sanierung des Daches erstrecken.
Das größte Problem, das mit dem Marderbefall im Dach einhergeht, sind die zahlreichen Schäden. Die Tiere leben meist in Tunnelsystemen, die sie sich durch den Erdboden graben. Im Dachboden versuchen sie, ebenso ein Tunnelsystem anzulegen – hierfür muss die Dachisolierung herhalten.
Schnell kann eine Wärmebrücke entstehen, die dafür sorgt, dass die Wärme von Heizkörpern einfach über das Dach abzieht und somit verloren geht. Zudem nehmen die Tiere keine Rücksicht auf elektrische Anlagen. Sind Kabel an Stellen, die der Marder für sein Tunnelsystem benötigt, werden die Kabel einfach durchgebissen. Dies kann im schlimmsten Fall zu einem Totalausfall der Stromversorgung im Haus zur Folge haben.
Weiterhin scheuen die Tiere nicht davor, lockere Dachziegel einfach zu verschieben oder diese vom Dach zu stoßen, um wieder in ihren Wohnraum zu gelangen. Neben der Beschädigung des Daches sind auch herunterfallende Dachziegel eine Gefahr für die Hausbewohner. Wer die Tiere beseitigen und die Schäden beheben lassen will, muss mit hohen Kosten rechnen: Zum einen ist in vielen Fällen eine vollkommene Sanierung des Daches vonnöten, zum anderen stehen Marder unter Naturschutz: So muss in schwierigen Fällen ein Schädlingsbekämpfer hinzugezogen werden.
Neben Schäden und Kosten besteht aber auch eine Gefahr für die Gesundheit der Hausbewohner: Der Marder geht nachts auf die Jagt, bringt die tote Beute mit sich und frisst, bis er satt ist. Dies bedeutet, dass zum Teil sterbliche Überreste von verschiedensten Tieren auf dem Dach gelagert werden. Die angeschleppten Tierreste bringen nach kurzer Zeit Maden, Fliegen und Parasiten mit sich, die sich schnell aus dem Dach, in das ganze Haus verbreiten können. Zudem erfreuen sich verschiedenste Krankheitserreger an den Kadaverresten und den Fäkalien des Marders.
Wer das Tier loswerden möchte, darf es nicht töten oder vergiften. Denn Marder stehen unter Naturschutz und sollten daher besonders behutsam aus dem Dach vertrieben werden. Eine Methode schafft Abhilfe: Vergrämungsmittel. Hierbei handelt es sich um ein Pulver, welches im Dach verteilt werden muss.
Die Tiere kommen durch den Aufenthalt im Dach mit dem Pulver in Kontakt, welches sich im Fell und auf den Pfoten absetzt. Bei der täglichen Fellpflege, bei der die Tiere das Fell und die Pfoten lecken, gelangt das Pulver in den Mund, erzeugt einen sehr unangenehmen Geschmack und verschreckt die Tiere.
Durch Konditionierung lernen die Tiere nach nur wenigen Tagen, dass sich das Pulver in einem Zusammenhang mit dem Dachboden bringen lässt und verlassen freiwillig die unliebsame Bleibe. Das Pulver ist frei von Schadstoffen, Giften und anderen Inhaltsstoffen, die dem Tier schaden könnten. Daher darf es problemlos bei einem Marderfall angewandt werden.
]]>Foto: Imago / ZUMA /
Keystone
LSD wurde in den vergangenen Jahrzehnten zunächst als Medikament eingesetzt und wurde in den 1960ern zur Droge der Hippie-Ära. Der Chemiker Albert Hofmann entdeckte es zufällig im Jahr 1943 bei der Suche nach einem Kreislaufmedikament.
Foto: Imago / Manfred Ruckszio
Hofmann synthetisierte die klare, farb- und geruchslose Substanz aus dem Mutterkorn-Pilz, der Getreide befällt.
Foto: iStock / oneinchpunchNachdem LSD zunächst erfolgreich in der Psychotherapie eingesetzt wurde, sickerte die Droge im Laufe der 1960er-Jahre in die Hippie-Szene ein.
Foto: Imago / ZUMA /
Keystone
Bands wie Jefferson Airplane propagierten damals ein Lebensgefühl, dass auch den Konsum von LSD einschloss. Die Beatles schreiben sogar eine wahre Hymne auf die psychedelische Droge: „Lucy in the Sky with Diamonds“ ist ein Code für LSD.
Foto: Imago / United Archives
International
Harvard-Professor Timothy Leary experimentierte zunächst in klinischen Studien mit halluzinogenen Drogen wie LSD und wurde nach seiner Entlassung zum „LSD-Guru im Hauptberuf“, was er bis zu seinem Tod im Jahr 1996 blieb.
Foto: iStock / EpitaviNach dem Ende der Hippie-Ära verschwand LSD weitestgehend aus der Öffentlichkeit – Hauptgrund war das Verbot der Droge, das ab 1966 nach und nach weltweit durchgesetzt wurde. Bis heute spielt es kaum noch eine Rolle in der Drogenszene.
Foto: iStock / kzenonKaum eine Substanz hat die Pop- und Gegenkultur der 1960er Jahre mehr beeinflusst, als eine geruch- und geschmacklose, klare Flüssigkeit, die auf den etwas komplizierten Namen Lysergsäure-Diethylamid hört – unter dem Kürzel LSD dürfte sie den meisten Menschen ein Begriff sein.
Als Zufallsentdeckung 1943 in einem Schweizer Labor entstanden, hat die Droge in den kommenden Jahrzehnten eine wahre Berg- und Talfahrt in der öffentlichen Wahrnehmung durchgemacht: Zunächst galt sie als Wundermittel in der Psychotherapie, später dann als Teufelsdroge, die die Jugend der Welt in den Wahnsinn treibt. Wie so oft liegt die Wahrheit am ehesten irgendwo dazwischen.
Im April 1943 war der Schweizer Chemiker Albert Hofmann in den Labors der Basler Firma Sandoz auf der Suche nach einem Kreislaufmittel. Am 16. April synthetisierte er in diesem Rahmen eine klare Flüssigkeit aus dem „Mutterkorn“ genannten Getreidepilz Claviceps purpurea – das Lysergsäure-Diethylamid. Während der Arbeit berührte er die Substanz mit den Fingern, ohne es zunächst zu bemerken.
Nicht viel später fühlte sich Hofmann krank und fuhr daher mit seinem Fahrrad nach Hause. Schon auf dem Weg bekam er Halluzinationen; zu Hause angekommen wurden diese immer stärker, sogar der Stuhl neben seinem Bett begann in seiner Wahrnehmung zu leben. Hofmann hatte an diesem Tag unwissentlich den ersten LSD-Trip der Geschichte genommen. Da dessen Wirkung auf dem Fahrrad einsetzte, gilt er unter Anhängern der Droge bis heute als Bicycle Day.
Relativ schnell war man sich bei Sandoz sicher, etwas Revolutionäres entwickelt zu haben: Die Substanz löste nicht nur Halluzinationen aus; sie öffnete das Bewusstsein ihrer Konsumenten und schafft so Zugang zu ihrem Unterbewusstsein. Im Jahr 1949 begann man daher mit der industriellen Herstellung von LSD, das als Delysid Einzug in die Psychotherapie hielt. Viele Therapeuten berichteten von teilweise spektakulären Behandlungserfolgen, die sie mithilfe der Droge erreichten.
LSD schien ein wahres Wundermittel zu sein – zumindest, wenn es sich in den richtigen Händen befand. Seinem Erfinder war allerdings schnell klar, dass die Droge auch Gefahren birgt: Hofmann warnte bereits früh davor, dass LSD bei unvorsichtiger Anwendung zu sehr unangenehmen Zuständen führen könnte; diese gerieten später unter der Bezeichnung Horrortrips zum Synonym für die negativen Folgen eines LSD-Rauschs.
In den frühen 1960er-Jahren begann LSD in die Popkultur der USA einzusickern. Mit der Hippie-Szene, die zunächst vor allem an der Westküste des Landes wuchs, erreichte die Substanz immer mehr den Status einer Party-Droge. Gemeinsam mit Marihuana und Haschisch wurde „Acid“ („Säure“) zum Synonym für die drogenbejahende Alltagskultur der Blumenkinder – und ihrer Idole. Öffentlich am deutlichsten propagiert wurde die Droge wohl in dem Beatles-Lied „Lucy in the Sky with Diamonds“ – wenn man die Anfangsbuchstaben der Hauptworte des Titels aneinanderreiht, erhält man die Buchstabenfolge LSD.
Aber auch in vielen anderen Liedern, Gedichten, Artikeln und Büchern der Zeit hatte LSD seinen Platz und wurde von manchem Zeitgenossen als Türöffner in eine neue, bessere Gesellschaft betrachtet. Im Zusammenhang mit LSD wurde der Begriff psychedelisch (lat. die Seele öffnend) letztlich zum Schlagwort der Hippie-Ära und zum Inbegriff für den Bewusstseinszustand einer ganzen Generation.
Aber Albert Hofmann – der LSD später in seinen Memoiren als sein Sorgenkind bezeichnete – sollte mit seinen düsteren Vorahnungen recht behalten: Mit der massenhaften Verbreitung von LSD auf den Straßen der US-Metropolen begannen auch die Probleme zuzunehmen. Von Gurus wie dem ehemaligen Harvard-Professor Timothy Leary als Weg in eine bessere Gesellschaft propagiert, nahmen immer mehr US-Amerikaner LSD – und die Anzahl der Horrortrips stieg rasant an. Mit der zunehmenden Zahl an Menschen, die nach der Einnahme von LSD behandelt werden mussten, wuchs auch das Problembewusstsein der US-Behörden.
Im Jahr 1966 wurde LSD dann verboten. Bis heute steht die Substanz in den USA auf der Liste der „Schedule I Drugs“; jener Substanzen also, die besonders gefährlich und suchterzeugend sind ohne einen medizinischen Nutzen zu haben. Diese Einordnung ist allerdings seit jeher umstritten; denn zum einen gilt LSD als nicht-suchterzeugend, zum anderen ist sein medizinischer Nutzen aus der Psychotherapie bereits seit den 1950er-Jahren bekannt.
Das LSD-Verbot hatte zwar den durchaus positiven Effekt, dass die Droge für Konsumenten nun schwerer zu beschaffen war und damit auch die Anzahl von sogenannten Horrortrips abnahm – doch es führte auch dazu, dass die wissenschaftliche Arbeit mit der Substanz nahezu unmöglich wurde. Es dauerte daher bis in die 1990er-Jahre, ehe wieder zaghafte medizinische Versuche mit dem Halluzinogen unternommen wurden. Seither gibt es immer wieder kleinere Studien, mittels derer die Substanz langsam für die Psychotherapie wiederentdeckt wird. Derzeit ist LSD außerdem als Medikament für Cluster-Kopfschmerzen im Gespräch; einer chronischen Erkrankung, der mit herkömmlichen Behandlungsmethoden kaum beizukommen ist.
Die medizinische Rückkehr von LSD ist sicherlich auch auf dessen mittlerweile verschwindend geringe Bedeutung als illegale Droge zurückzuführen. Ein kleines Revival erlebte es ab Mitte der 1990er-Jahre im Rahmen der Techno-Szene. Doch im Vergleich zu den sogenannten Party-Drogen wie Ecstasy, Amphetamin und Kokain bewegt sich die Nachfrage bis heute auf einem sehr geringen Niveau.
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]]>Angst zu haben, ohne selbst in Gefahr zu sein? Genau das bewirken Horrorfilme. Sie sind gleichzeitig abstoßend und anziehend und selbst, wenn es so furchterregend ist, dass wir nicht hinschauen können, blinzeln wir unter hervorgehaltener Hand hervor. Doch warum übt der Horror auf der Leinwand eine so ungeheure Faszination auf uns aus?
Der Grund dafür ist der Botenstoff Dopamin. Diesen schüttet unser Körper aus, wenn wir bei einem guten Horrorfilm mitfiebern, schreien und vor Angst zittern. Die dabei entstehende Euphorie wird im Zusammenhang mit Horrorfilmen auch als „Angstlust“ bezeichnet. Die gleichen Vorgänge spielen sich in unserem Körper ab, wenn wir beispielsweise etwas Gutes essen oder Sex haben.
Das Gefühl von Gefahr stellt für Menschen einen Kontrast zum oft eintönigen Alltag dar. Jedoch ist das Angstgefühl nur dann genießbar, wenn die Sicherheit besteht, die furchteinflößende Situation auch unbeschadet zu überstehen. Horrorfilme entsprechen genau diesem Verlangen.
Doch dieses Filmgenre ist nicht für jeden etwas: Das liegt daran, dass jeder Mensch ein optimales Niveau dieser Art von Erregung hat. Diejenigen mit einem höheren Erregungsniveau haben meist nicht das Verlangen nach besonderem Nervenkitzel, wohingegen Menschen mit einem niedrigeren immer auf der Suche nach neuen spannenden Reizen sind.
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]]>Foto: Imago/Manja-Elsässer
steife Schlange
Die Bekannte einer Kollegin ist stolze Besitzerin einer großen Würgeschlange. Da sie das Tier schon als Baby gekauft hat, glaubt sie, es gut zu kennen. Tagsüber lässt sie die Schlange in ihrer Wohnung frei bewegen und nachts schlafen sie zusammen in einem Bett. Nur wenn Besuch kommt, steckt sie das tödliche Reptil ins Terrarium. Eines Tages bemerkt die Besitzerin, dass ihr ungewöhnliches Haustier nichts mehr isst und sich auch nicht mehr bewegt. Sie liegt einfach nur steif und ausgestreckt auf dem Bett. Umgehend wendet sich das Mädchen an einen Tierarzt. Der sieht die Schlange und sagt: „Gut, dass Sie gekommen sind. Die Schlange hat Sie ausgemessen, um Sie zu verschlingen.“ Diese seltsame Geschichte ist neu unter den urbanen Legenden und bisher kaum verbreitet. In verschiedenen Online-Foren wird sogar darüber diskutiert, ob große Würgeschlangen überhaupt ihre Opfer ausmessen, bevor sie sie fressen.
Foto: Imago/Photoshot
unter der Haut
Während eines Urlaubs in den Tropen wird ein Mann von einer lokalen Spinnenart gebissen. Da der Biss jedoch zuerst nicht schmerzt oder anschwillt, vermeidet er es, zum Arzt zu gehen. Als er wieder zuhause ankommt, merkt er jedoch, dass der Biss einfach nicht abheilt. Vielmehr schwillt er an, fängt an zu jucken und wird taub. Als er eines Morgens an der Stelle kratzt, passiert das Unglaubliche: Die Haut bricht auf und zahllose kleine Spinnen kommen aus der offenen Wunde herausgekrabbelt. Die Spinne hatte ihn im Urlaub nicht nur gebissen, sondern auch ihre Eier unter seine Haut gelegt.
Foto: iStock Copyright: Bronwyn8Der Freund einer Arbeitskollegin beobachtet beim Einkaufen, wie ein etwa sechsjähriger Junge an der Kasse seinen Einkaufswagen immer wieder in die Hacken einer Frau vor ihm rammt. Diese dreht sich plötzlich verärgert um und bittet die Mutter des Jungen, ihren Sohn zum Aufhören zu bewegen. „Das kann ich nicht, ich erziehe mein Kind antiautoritär“, antwortet die Mutter daraufhin. Ein junger Mann, der weiter hinten in der Schlange wartet, gibt dem Jungen eine Ohrfeige und sagt zu der entsetzten Mutter mit einem Achselzucken: „Ich kann nicht anders, ich bin antiautoritär erzogen worden.“
Foto: Imago/STPP
als Pizzagewürz
Der Postbote bringt ein kleines Päckchen für die Familie. Die Mutter öffnet es. Es enthält ein kleines Beutelchen, gefüllt mit einer körnigen Substanz. In der Annahme, es handele sich um Salz oder Gewürz, verteilt die Köchin die Granulate auf der Pizza für das Mittagessen mit der Familie. Tage später kommt ein Brief ins Haus. Er enthält die Nachricht, dass die Großmutter im Ausland gestorben sei. Sie sei verbrannt und die Asche sei per Post an die Angehörigen versandt worden. Die Familie solle sich um ein würdiges Begräbnis kümmern. Diese Geschichte ist ein Klassiker der modernen Märchen. Sie wurde seit den fünfziger Jahren in Deutschland, England, Polen und den USA erzählt.
Foto: Imago/Westend61
Killer-Großmutter
Eine junge Frau wird von einer alten Dame gebeten, sie ein Stück mit dem Auto mitzunehmen. Normalerweise nimmt die junge Frau keine Anhalter mit, aber ihr tut die alte Dame leid. Also sagt sie ihr, sie könne einsteigen. Doch als die Alte sich gesetzt hat, bemerkt die junge Frau plötzlich deren behaarte, männliche Hände und erschrickt. Sie bittet ihren Beifahrer, auszusteigen und sie aus der Parklücke zu winken. Als die „Anhalterin“ ausgestiegen ist, gibt die junge Frau Vollgas und fährt davon. Auf dem Beifahrersitz befindet sich noch die Tasche ihres Fahrgasts. Als sie hineinschaut, findet sie darin ein Beil ...
Foto: iStock Copyright/Jacob Ammentorp Lund
In einer schriftlichen Abiturprüfung wurde die Frage gestellt: Was ist Mut? Ein Abiturient gab daraufhin das Blatt fast leer ab. Er schrieb lediglich die drei Worte: Das ist Mut. Auf diese Aufgabe bekam der Schüler volle Punktzahl.
Foto: Imago/blickwinkel
Babysitterin
Eine Jugendliche verdient sich etwas Taschengeld als Babysitterin bei den Nachbarn dazu. Dort passt sie auf die zwei Kinder der Familie auf, wenn die Eltern nicht zu Hause sind. Eines Abends sieht sie im Wohnzimmer der Familie fern, während die Kinder im ersten Stock schlafen. Das Telefon klingelt und die Jugendliche nimmt den Hörer ab. Ein Mann sagt: „Schau nach den Kindern!“ Das Mädchen bekommt es mit der Angst zu tun und ruft die Polizei. Doch während sie wartet, klingelt das Telefon wieder und die gleiche Stimme wiederholt: „Schau nach den Kindern.“ Die Jugendliche flieht in Panik aus dem Haus, wo gerade die Polizei eintrifft. Als diese das Haus durchsucht, findet sie die beiden Kinder tot in ihrem Bett. Der Mörder hatte aus dem Obergeschoss des Hauses angerufen und von dort versucht, das Mädchen heraufzulocken.
Foto: Imago/momentphoto/killig
Uhr
Ein Mann fliegt in die USA. Dort angekommen nimmt er sich ein Hotelzimmer und duscht erst mal. Danach geht er in die Innenstadt. Als er durch eine belebte Einkaufsstraße geht, merkt er plötzlich, dass er von einem Schwarzen am Handgelenk gestreift wird. Er schaut auf seinen Arm und sieht, dass seine Uhr fehlt. Blitzschnell packt er den Fremden und schreit ihn an, dass er ihm sofort seine Uhr geben soll. Erschrocken gibt dieser ihm die Uhr. Der Mann nimmt sie und geht zurück in sein Hotelzimmer. Als er dort ankommt, sieht er im Bad seine Uhr auf der Ablage am Spiegel liegen. Er hatte sie nach dem Duschen dort vergessen.
Foto: Imago/Stefan M PragerEin Mann geht in einen Imbiss. Während er wartet, beobachtet er, dass der Wirt einigen Gästen eine andere Soße auf ihrem Döner zu servieren scheint. Das kommt dem Mann merkwürdig vor und er meldet seine Beobachtungen bei der Polizei. Als diese den Fall untersuchen, finden sie tatsächlich zwei verschiedene Soßen. Die Analyse ergibt, dass es sich bei der einen um eine herkömmliche Döner-Tunke handelt. Die andere hatte der Wirt mit Sperma versetzt.
Foto: Imago/GlobalImages
im Spiel ...
Ein reicher Geschäftsmann will seiner Mutter ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk machen: Er kauft ein Monopoly-Spiel und ersetzt das Spielgeld durch echte Scheine. Insgesamt 40.000 Euro landen im wohl berühmtesten Brettspiel der Welt. Durch Bekannte lässt er das Geschenk seiner Mutter am Weihnachtsabend zukommen. Da diese aber an Brettspielen nicht interessiert ist, geht sie nach den Feiertagen in das nächste Spielwarengeschäft und tauscht das Spiel um. Eine andere Familie kauft das Spiel später und freut sich über den unerwarteten Geldsegen. Dieser Mythos kursiert seit fast zwei Jahrzehnten durch die Welt. Mal ändert sich das Brettspiel, ein anderes Mal ändert sich der Betrag oder die Währung.
Foto: Imago/Westend61
Spinne in der Yucca-Palme
Eine ältere Dame kauft sich in einem Pflanzengeschäft eine Yucca-Palme. Jedes Mal beim Gießen hört sie ein merkwürdiges Quietschen. Verwundert ruft sie die Gärtnerei an, in der sie die Palme gekauft hat. Der Gärtner kann ihr aber nicht helfen und so beschließt sie, beim Gartenamt anzurufen. Die zuständigen Mitarbeiter meinen, sie soll die Blume auf keinen Fall weiter gießen und dass sie sofort bei der alten Dame vorbeischauen würden. Bei der älteren Dame angekommen, nehmen sie die Palme fachmännisch auseinander und finden an den Wurzeln eine große Spinne. Die hatte bei jedem Gießen vor Angst gequietscht, weil sie drohte zu ertrinken.
Foto: Imago/View Stock
Das Rückwärts-Experiment
Auf dem Rückweg von einer Party wagen drei Jugendliche ein ungewöhnliches Experiment: Wie schnell kann man im Rückwärtsgang durch einen Kreisverkehr fahren? Nach mehreren Runden fährt ein weiteres Auto in den Kreisverkehr und es kommt zum Unfall. Eine Polizeistreife befragt zuerst den Fahrer des auffahrenden Fahrzeugs. Sein Alkoholtest ergibt 1,5 Promille, und so glaubt ihm die Polizei die Geschichte vom rückwärtsfahrenden Auto nicht. Bei den Jugendlichen dagegen wird beim Alkoholtest nichts festgestellt und sie kommen ohne Strafe davon. Weltweit hört man diese Geschichte so oder ähnlich, lediglich der Ort wird angepasst. Manchmal sind die Jugendlichen auch bekifft und sie kommen trotzdem ohne Strafe davon, weil der Alkoholtest negativ ist.
Foto: Imago/blickwinkel
Killerwels
Nichtsahnend geht eine ältere Dame im Oktober 2001 mit ihrem Hund am Volksgartensee in Mönchengladbach spazieren. Sie genießen die letzten Herbsttage, da wird der Vierbeiner plötzlich von einem Wels ins Wasser gezogen und lebendig gefressen. Eine Augenzeugin kann den Vorgang sogar bezeugen. Bereits kurze Zeit später sind zahlreiche Tageszeitungen und Fernsehsender vor Ort, um über die ungewöhnliche Geschichte zu berichten. Selbst im Ausland findet der „Killerwels“ Beachtung: CNN, MSN oder ABC berichten vom ungewöhnlichen Jagdverhalten des deutschen Fischs.
Foto: Imago/imagebroker
kopflos
An einem warmen Sommertag fährt eine Gruppe junger Männer mit ihren Motorrädern eine besonders hüglige Strecke. Die Fahrt verläuft ohne Probleme, bis plötzlich einer die Kontrolle über sein Motorrad verliert und gegen einen Baum fährt. Er wird von der Maschine geschleudert, das Motorrad ist völlig demoliert. Scheinbar mit einem Schock davongekommen steht der Motorradfahrer auf und nimmt seinen Helm ab. Plötzlich kippt er nach vorn und ist augenblicklich tot. Nur der Helm stützte seinen Kopf, denn er brach sich bei dem Unfall sein Genick. Die Geschichte soll Jugendliche zu erhöhter Vorsicht bewegen und auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam machen. Sie wird in vielen Gegenden Europas erzählt, lediglich der Ablauf ändert sich ein wenig. In einigen Versionen wird der Kopf von Rettungsleuten bewegt, in manchen Geschichten schüttelt der Fahrer mit dem Kopf und bricht sich so sein Genick.
Foto: iStock/luckyraccoon
bis zum Umfallen
Der Korrektor George Turklebaum führt ein einsames Leben. Ohne Familie und Freunde ist sein einziger Lebensinhalt die Arbeit. Zusammen mit 23 Kollegen arbeitet er in einem New Yorker Großraumbüro. Als er eines Tages an seinem Schreibtisch einem Herzinfarkt erliegt, schien niemand etwas zu bemerken. Fünf Tage lang bleibt sein Tod unbemerkt. Erst am Wochenende wird seine Leiche von der Putzfrau gefunden. Vom Berliner „Tagesspiegel“ bis zum südafrikanischen „Dispatch online“ wanderte die tragische Geschichte einmal um den Erdball. Dabei gab es George Turklebaum in Wirklichkeit gar nicht. Die Geschichte ist lediglich ein Sinnbild für die mangelnde Bedeutung des einzelnen Arbeiters in der Gesellschaft.
Foto: Imago/Westend61
Zahnbürste
Eine Gruppe Jugendlicher beschließt, ihren Urlaub auf einem Campingplatz zu verbringen. Eines Tages werden alle ihre Zelte von Unbekannten verwüstet, es wird jedoch nichts gestohlen. Als die Jugendlichen zwei Wochen später die Fotos entwickeln lassen, kommt es zur Überraschung: Neben schönen Erinnerungen zeigt ein Foto einen nackten Hintern, in dem eine Zahnbürste steckt – mit der borstigen Seite nach innen. Voller Ekel rennt einer der Jugendlichen aus dem Raum: Knappe zwei Wochen putzte sich der Junge mit genau dieser Bürste nichtsahnend seine Zähne. Je nach Erzählung ist eine Gruppe Jugendlicher oder ein Pärchen betroffen, die Täter sind entweder unbekannt oder sie werden von einer benachbarten Rockergruppe terrorisiert.
Foto: Imago/ITAR-TASS
gute Rat
Eine junge Frau findet eine Geldbörse mit mehreren tausend Euro. Durch den Ausweis kann sie die Brieftasche schließlich ihrem Besitzer zurückgeben: einem Araber. Überglücklich über die ehrliche Finderin möchte sich der Araber bei der Rückgabe mit einem Geldgeschenk bedanken. Als sie abwinkt und ihr Verhalten als selbstverständlich beschreibt, warnt der Araber sie schließlich: „Geh auf keinen Fall am Wochenende auf das Oktoberfest.“ Die Geschichte des Arabers, der sich mit einer Terrorwarnung bedankt, ist seit 2001 ein Klassiker. Regelmäßig vor Großveranstaltungen taucht diese Horrorgeschichte in ganz Deutschland auf. Sie entstand unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September in New York und spiegelt die Ängste der Menschen vor weiteren Attentaten wieder.
Foto: Imago/ZUMA-Press
Drogen auf der IKEA-Toilette
Eine Mutter fährt mit ihrer Tochter in ein Möbelhaus, um ihr ein neues Bett zu kaufen. Vertieft ins Gespräch bemerkt sie nicht, dass das Kind plötzlich nicht mehr neben ihr steht. Sofort werden alle Ausgänge geschlossen, um eine Entführung zu verhindern. Nach langer Suche wird das Mädchen auf einer Toilette gefunden – völlig benebelt und offenbar unter Drogen. Es trägt andere Kleider und neben ihm liegt eine Perücke. Die Mafia soll es entführt und für pornografische Aufnahmen missbraucht haben. Diese Geschichte ist ein moralisches Lehrstück, das alle Eltern dazu auffordert, gut auf ihre Kinder aufzupassen. Schon in den fünfziger Jahren taucht der Mythos vom verschwunden Mädchen in einem Vergnügungspark in den USA auf. Im Bundesstaat Tennessee wurde die Lügengeschichte zur Zeitungsente. Seit 2000 gibt es den Mythos auch in Deutschland.
Foto: Imago/Medicimage
Piks
Ein Verrückter zieht bewaffnet mit einer Aids-Spritze durch die Diskotheken und infiziert wahllos Partygänger. Stets pikst er unbemerkt zu und klebt seinen Opfern einen Zettel mit der Aufschrift „Willkommen im Club“ auf den Rücken. Diese urbane Legende ist einer der weltweit bekanntesten Mythen. Besonders beliebt ist die Variante, in der die verseuchte Nadel in einem Kinosessel steckt. Schon seit Mitte der achtziger Jahre zieht der Verrückte durch die Clubs, nur die Städte ändern sich immer wieder. In München häuften sich vor einigen Jahren die Anfragen besorgter Eltern bei Medien und Behörden derart, dass die Polizei Ermittlung gegen Unbekannt wegen Störung des öffentlichen Friedens aufnahm. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Warnungen per Internet und Kettenbriefen. Bis heute gibt es keine Indizien, dass es jemals eine Attacke gegeben hat.
Foto: Imago/Hoch Zwei/Angerer
Organklau
Nach einer durchtanzten Disko-Nacht erwacht eine junge Frau in einer mit Eiswürfeln gefüllten Badewanne. Entsetzt bemerkt sie eine frische, schlecht vernähte Wunde an ihrem Rücken. Die junge Frau ist mit einem starken Schlafmittel betäubt und dann ihrer Niere beraubt worden. Die Vorstellung vom Organ-Klau ist besonders in der Filmindustrie ein beliebtes Motiv. Schon in den siebziger Jahren war er Vorbild für „Fleisch“ oder „Coma“. Später folgten „Akte X“, eine Episode von „Law and Order“ oder auch „Düstere Legenden“. Durch die Verbreitung im Kino aber auch in Büchern oder Zeitungen steigerte sich die Bekanntheit der Mythen enorm.
Foto: Imago/blickwinkel
im Kinderzimmer
Vor einem perfiden Trick der Drogendealer warnten in den siebziger Jahren diverse Kettenbriefe, die Eltern verunsicherten. Demnach enthalte die Gummierung der putzigen Abziehbildchen, die sich Kinder auf die Haut kleben, LSD. So sollen schon die Kleinsten als zukünftige Kunden der Dealer gewonnen und abhängig gemacht werden. Doch LSD kann überhaupt nicht über die Haut aufgenommen werden. Die Moleküle sind dafür zu groß. Und die Abziehbilder mit ihrer glatten Oberfläche eignen sich weder als Trägermaterial für LSD, noch für sonst eine andere Droge.
Foto: iStock/ell2550
Selbstentzündung
In der Nacht des 1. Juli 1951 verbrennt die 67-jährige Mary Hardy Reeser aus Florida in ihrem Zimmer. Außer ihrem Schädel, einem Fuß, der in einem unbeschädigten Pantoffel steckt, und ihrer Leber ist von der Frau nur ein Häufchen Asche übriggeblieben. Die Überreste liegen in einem Kreis von etwa 1,20 Meter Durchmesser. Außerhalb dieser Fläche ist nichts beschädigt. Zeitungen berichten darüber und rätseln, warum die Frau in Flammen aufging. Inzwischen kennt man hunderte Fälle dieser Art. Von spontaner menschlicher Selbstentzündung ist dann die Rede, wenn man sich die Ursache des Brandes nicht erklären kann. FBI-Wissenschaftler hatten bereits damals eine Ahnung, wie das Feuer entstanden sein konnte: Die Spezialisten folgerten, dass der Tod von Mary Reeser durch den sogenannten Kerzendocht-Effekt verursacht wurde. Dabei wird eine schwelende Flamme so heiß, dass das menschliche Körperfett zum Brennstoff wird. Durch die Hitze schmilzt das Fett und durchtränkt die Kleidung. Das Opfer brennt so wie eine Petroleumlampe. Im Fall von Mary Reeser war der Auslöser des Brandes vermutlich eine Zigarette. Das Opfer stand unter der Wirkung von Schlaftabletten und merkte daher wahrscheinlich nicht, wie ihr der Glimmstängel aus dem Mund fiel und den leicht brennbaren Morgenmantel entzündete. Als sie in Flammen stand, verflüssigte sich das Körperfett der fülligen Frau und diente dem Feuer als Brennstoff. Bisher gibt es jedoch keinerlei Augenzeugenberichte, die diese Theorie bestätigen würden.
Foto: Imago/Fotoarena
Unfall im Bett
Als Batman verkleidet versucht ein 50-jähriger Bankangestellter sein Liebesleben aufzupeppen. Er will von einer Kommode auf seine, ans Bett gefesselte Freundin springen, um sie aus den Fängen eines fiktiven Bösewichts zu befreien. Dabei verfehlt der Banker das Bett, bricht sich beim Aufprall den Arm und wird ohnmächtig. Die nackte Frau hört einen dumpfen Schlag, wegen ihrer Augenbinde kann sie jedoch nichts sehen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als so lange um Hilfe zu rufen, bis die Feuerwehr kommt. Mitte der 1970er verbreiteten Schüler an amerikanischen Highschools die Geschichte. Keiner der Erzähler ließ Zweifel daran, dass es sich um einen Witz handelte. Der englische Erzählforscher Paul Smith verewigte sie schließlich in einem seiner Werke. Seither wird die Geschichte von verschieden Medien auf aller Welt immer wieder neu ausgemalt, mal mit Batman oder Superman, dann wieder mit Spiderman oder Tarzan in der Hauptrolle.
Foto: iStock/AbelBrata
Pink-Floyd-Song
Nachdem der deutsche Tontechniker Peter Fischer Pink Floyds Erfolgsalbum „The Wall“ in nur einer Nacht abmischt, erhängt er sich auf dem Dachboden des Studios. Erst nach Erscheinen des Albums bemerkt die Band eine mysteriöse Veränderung in einem ihrer Songtexte: Statt „All In All It’s Just Another Brick In The Wall“ singt der Kinderchor die deutschen Wörter „Hol ihn, hol ihn unters Dach“. Schnell fällt der Verdacht auf den ehemaligen Tontechniker. Untersuchungen ergeben, dass er seine Kindheit in einem Waisenhaus verbrachte. Dort wurde er schwer misshandelt und häufig auf dem Dachboden eingesperrt. Je nach Version verändert sich der Name des Technikers von Peter Fischer zu Helmut Schlosser. Einige Quellen behaupten auch, der Techniker missbrauchte früher Kinder auf dem Dachboden und erhängte sich erst, als er die Textstelle hörte. Die Geschichte ist natürlich frei erfunden, der Kinderchor singt auf jeder Aufnahme den Originaltext. Eine gewisse klangliche Ähnlichkeit zur deutschen Sprache sorgt für die Verwirrung einiger Hörer. Denn Sprache wird nicht von jedem Hörer gleich verstanden, je nach geographischer oder dialektaler Herkunft können neue Bedeutungen entstehen.
Eine Amerikanerin packt ihre Katze zum Trocknen in die Mikrowelle. Die Katze stirbt und die Besitzerin verklagt den Hersteller, weil ein entsprechender Sicherheitshinweis fehlt. Prompt erhält sie einen millionenschweren Schadenersatz. Kommt ihnen diese Geschichte auch bekannt vor? Tatsächlich hat es einen solchen Fall nie gegeben. Die Geschichte ist pure Erfindung. Trotzdem wird sie überall auf der Welt als wahre Geschichte erzählt.
Der Fall der Katze in der Mikrowelle ist ein klassisches Beispiel für eine sogenannte urbane Legende, die auch als Wandersage oder Großstadtmythos bezeichnet wird. Urbane Legenden verbreiten sich in der Regel durch Weiterzählen im Freundeskreis: Angeblich hat ein Freund von einem Freund, der Bruder eines Kollegen oder eine Freundin der Tante die Geschichte selbst erlebt, und so wird sie wieder weitererzählt. Dass jemand aus dem erweiterten Bekanntenkreis sie erlebt hat, macht die Geschichte glaubhaft – obwohl derjenige, der die Geschichte erlebt haben soll, jedoch stets unauffindbar bleibt.
Das Internet beschleunigt die Verbreitung solcher Mythen heute um ein Vielfaches. Mit einem Tastendruck versenden sich die absurdesten Legenden quer über den Globus. Einmal in die Welt gesetzt, ist eine urbane Legende kaum noch aufzuhalten. Auch Bücher und Filme wie „Düstere Legenden“ oder „Akte X“ sorgen dafür, dass sich die Mythen tief ins kollektive Gedächtnis brennen.
Klassische Themen der modernen Sagen sind Angst, Ekel, Empörung oder Eifersucht. „Je gruseliger die Geschichte ist, desto schneller und weiter verbreitet sie sich“, sagt Bernd Harder, Wissenschaftsjournalist und Autor von „Das Lexikon der Großstadtmythen“. „Befürchtungen, Ängste, Vorurteile – solche Gefühle nehmen in diesen Geschichten Gestalt an. Und weil jeder von uns gerne etwas zu erzählen hat, sei es morgens in der Arbeit oder abends zu Hause, werden diese Geschichten immer weiter getragen.“
Urbane Legenden sind kein Phänomen der Neuzeit. Viele haben ihren Ursprung in Märchen wie „Hänsel und Gretel“ und haben eine zeitlose Botschaft, beispielsweise: Passt auf eure Kinder auf, damit ihnen nicht etwas Schreckliches passiert. Einige Mythen lassen sich bis in die Fünfzigerjahre zurückverfolgen. Über die Jahrzehnte hinweg wurden sie immer wieder verändert, aktualisiert oder ausgeschmückt.
Ein sicheres Kennzeichen für eine Wandersage ist der Variantenreichtum, mit dem sie weitergegeben wird. Mal ist der Schauplatz ein Einkaufszentrum, dann ein Taxi oder ein Fastfood-Restaurant. Das zweite Erkennungsmerkmal ist die vage Quelle, die nie wirklich festzustellen ist. Schließlich ist allen Legenden gemeinsam, dass sie in erster Linie unsere Gefühle ansprechen, allen voran menschliche Ängste. Doch wer auch nur ein paar Sekunden nachdenkt, kann den Geschichten meist nur wenig Glaubwürdiges abgewinnen.
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]]>Der Begriff Obsoleszenz stammt von dem lateinischen Wort obsolescere ab. Es bedeutet alt werden, sich abnutzen, an Wert und/oder Ansehen verlieren. In unserem Sprachgebrauch umfasst er das gesamte Phänomen der Alterung von Produkten. Einem Hersteller die geplante Selbstzerstörung seiner Geräte nachzuweisen, ist schwierig. Obsoleszenz ist auch Teil der heutigen Produkt- und Konsumpolitik.
Einen handfesten Hinweis auf ein gewolltes Verfallsdatum bietet der Nylonstrumpf. Er bekam zunächst keine Laufmaschen. Am 15. Mai 1940 verkaufte DuPont an nur einem Tag fünf Millionen Paar Strümpfe, binnen kürzester Zeit war die hochwertige Ware restlos ausverkauft. Jede Frau durfte damals nur ein einziges Paar erwerben.
Da das Unternehmen keinen Umsatz, geschweige denn Gewinn mit einem unkaputtbaren Produkt machen konnte, verkürzte DuPont durch chemische Prozesse die Haltbarkeit der Nylons immer stärker, um mehr Geld damit zu verdienen. So wurden sie mit der Zeit zum Wegwerfprodukt.
Wir kennen das Problem: Eine neue App ist mit dem älteren Handy nicht kompatibel, nach einem Betriebssystem-Update lassen sich plötzlich alte Dateien nicht mehr öffnen, auf die neue Kamera passt das alte Objektiv nicht mehr und so weiter.
Die Konsequenz: Wenn wir uns ein neues Gerät zulegen, müssen wir häufig noch eine ganze Reihe von Zusatzprodukten neu kaufen. Bislang sieht kaum ein Unternehmen die Notwendigkeit, umzudenken. Obwohl der geplante Produktverfall viele Gefahren birgt: Im Straßenverkehr ist der Batterieausfall eine häufige Pannenursache, wir produzieren mehr Elektroschrott sowie Giftmüll und verbrauchen dabei wertvolle Rohstoffe.
132 Millionen Tuben Zahncreme bleiben umgerechnet pro Jahr in Deutschland unausgedrückt. Viele Produkte des täglichen Gebrauchs verschleißen zwar nicht, doch die besondere Art der Verpackung verhindert, dass man sie restlos leeren kann. Auch hier haben die Verpackungsdesigner tief in die Trickkiste gegriffen: Eine Million Tonnen Ketchup gehen jährlich weltweit verloren, weil bis zu 30 Prozent in der Flasche hängenbleiben.
Bei der Speicherkapazität von Festplatten gibt es ein ähnliches Problem. Sie ist nämlich oftmals größer als angegeben. Vom Hersteller wurde sie jedoch gedrosselt, zum Beispiel von 500 auf 250 Gigabyte, um die Kundschaft zum Kauf eines größeren und dementsprechend natürlich teureren Modells anzuregen. Anleitungen zum Freischalten auf höhere Kapazitäten gibt es in Computerforen im Internet.
]]>Tags: #Gesundheit | #Körper | #Schlaf
]]>Heute nacht können wir wieder eine Stunde länger schlafen. Denn in der Nacht zum 27. Oktober wird die Uhr von drei auf zwei Uhr zurückgestellt. Für den Körper bedeutet die Umstellung einen Kraftakt.
Selbst eine Stunde Zeitverschiebung kann die innere Uhr des Organismus aus dem Gleichgewicht bringen. Während manche morgens viel zu früh aufwachen, können andere abends nicht mehr einschlafen. Auch Tiere brauchen Zeit, um sich anzupassen. Kühe geben sogar etwa eine Woche lang weniger Milch als üblich. Kein Wunder also, dass laut Umfragen die meisten Deutschen eine Zeitumstellung ablehnen.
„Die meisten Menschen hätten am liebsten das ganze Jahr über die Sommerzeit“, so Matthias Habel, Meteorologe bei WetterOnline. „Jedoch wäre eine ganzjährige Winterzeit biologisch gesehen viel gesünder für uns. Sie passt besser zu unserem Tagesrhythmus: Morgens wird es früher hell, was das Aufstehen erleichtert und abends schneller dunkel, was beim Einschlafen hilft.“
Doch warum gibt es überhaupt die Sommerzeit? Mit der Sommerzeit wurde schon im frühen 20. Jahrhundert experimentiert. Eingeführt, so wie wir sie kennen, wurde sie in Deutschland erst 1980.
Unter anderem, um im Sommer Energie zu sparen. Denn wenn es abends draußen länger hell ist, wird weniger Strom für die Beleuchtung verbraucht. Allerdings gleicht sich der Verbrauch im Frühjahr und im Herbst wieder aus, da dann morgens mehr Energie für Licht und Heizung benötigt wird.
Als Urvater der Zeitumstellung gilt Benjamin Franklin, der die Zeitumstellung forderte, um den Kerzenverbrauch in der dunklen Jahreszeit zu minimieren. Außerdem müsse nicht mehr so lange geheizt werden, was Energie spare. Heute wissen wir, dass sogar das Gegenteil der Fall ist: Durch die Zeitumstellung wird mehr Energie verbraucht, weil in den Morgenstunden mehr geheizt werden muss.
Obwohl das Europäische Parlament ursprünglich für die Abschaffung der Zeitumstellung ab 2021 gestimmt hatte, steht die Umsetzung noch aus. Die Entscheidung liegt nun bei den EU-Mitgliedstaaten, die die Abschaffung der Sommerzeit vorantreiben müssen. Zuletzt wurde das Thema im Dezember 2019 im Europäischen Rat diskutiert.
Die Umsetzung ist komplex, da unterschiedliche geografische Lagen zu unterschiedlichen Präferenzen für eine dauerhafte Winter- oder Sommerzeit führen. Ein fehlender Konsens könnte zu einem verwirrenden Durcheinander von Zeitzonen in Europa führen und sich möglicherweise negativ auf den Tourismus und die Wirtschaft auswirken.
]]>Tags: #Forschung | #Motivation | #WoW
]]>Aufgeben oder weitermachen? Beim Einkaufen, in der Schule und im Büro, beim Sport und bei den täglichen Routinen, jeden Tag stehen wir bewusst oder unbewusst vor diesen Entscheidungen. Oft werden wir dabei manipuliert – vom dunklen Zwilling der Motivation: der Demotivation. Sie lässt uns an schlechten Gewohnheiten festhalten, verhindert, dass wir unsere Ziele erreichen, und gibt uns den Befehl, aufzugeben. Warum?
In unserem Unterbewusstsein ringen verschiedene Kräfte um die Vorherrschaft. Neugierde vs. Langeweile, Stress vs. Entspannung, Ablenkung vs. Aufmerksamkeit, Ehrgeiz vs. Zufriedenheit, Routine vs. Abwechslung. Abhängig davon, welcher Protagonist die Oberhand behält, verändert sich auch unser Verhalten. Kein Wunder, dass für die Neurowissenschaften das Motivationssystem eines der spannendsten Forschungsfelder ist. Tatsächlich konnten Forscher jetzt erstmals die wahren Dimensionen der dunklen Kräfte analysieren und einige der größten Mythen der Motivation widerlegen. Mit überraschenden Ergebnissen.
Bis in jüngster Vergangenheit galten etwa Gehaltserhöhungen, Boni oder Prämien als einer der stärksten Stimuli beziehungsweise Anreize, um die Motivation eines Menschen zu steigern. Man nennt dieses Prinzip extrinsisch – also Motivation, die von außen kommt. Viele Psychologen und Neurobiologen sind mittlerweile jedoch davon überzeugt, dass extrinsische Belohnungssysteme bestenfalls kurzfristige Anreize schaffen und die Motivationslage eines Menschen nicht verbessern.
Die Wirklichkeit sieht noch viel düsterer aus. Das ist zumindest das Fazit einer Metaanalyse der Psychologen Edward Deci und Richard M. Ryan von der University of Rochester (USA), die 128 Experimente analysiert haben. So lautet ihr Ergebnis: Belohnungen – von Süßigkeiten bis Geld – haben einen negativen Effekt auf die intrinsische Motivation, also die Selbstmotivation. In Zahlen: Bei jeder Dosis zusätzlicher Belohnung sinkt die intrinsische Motivation um 25 Prozent. Mit einer Ausnahme: Bei eintönigen Tätigkeiten kann Geld die intrinsische Motivation steigern.
„Eine Gehaltserhöhung verschafft nur ein kurzes Glücksgefühl, keine dauerhafte Zufriedenheit“, erklärt die Wirtschaftspsychologin Mahena Stief. Und selbst die Forscher vom neoliberalen Wirtschaftsinstitut London School of Economics kommen – nachdem sie 51 Studien zum Thema Anreize ausgewertet haben – zu einem klaren Fazit: „Extrinsische Anreize schwächen unsere Motivation.“ Und das gilt nicht nur für finanzielle Belohnungen …
„Weiter so!“, „Sehr gut!“, „Super!“ – Eltern können ihre Kinder gar nicht genug loben und der Chef kann gar nicht genug Komplimente an seine Mitarbeiter verteilen – dieser Motivationsmythos hält sich bis heute hartnäckig. Viele Forscher sind mittlerweile jedoch überzeugt: Generationen von Eltern haben ihre Kinder aufgrund dieses Motivationsirrtums falsch erzogen, und noch immer werden in Führungskräfte-Seminaren Umgangsstrategien empfohlen, die im besten Fall nicht wirken oder sogar kontraproduktiv sind. Grund: Mit ständigem Loben erschafft man unter Umständen einen regelrechten Motivationsjunkie.
Motivationsforscher Steffen Kirchner rät dagegen, ein Lob eher selten, dafür aber umso gezielter und persönlicher bzw. sinnbezogener einzusetzen: „So kann es tatsächlich motivierend wirken. Ein Lob funktioniert wie eine Droge. Je öfter man es nutzt, desto höher muss die Dosis beim nächsten Mal sein, um eine Wirkung zu erzielen.“
Ein weiterer Motivationsmythos: Vorgesetzte werden bis heute darauf getrimmt, ihre Mitarbeiter auf alle erdenkliche Arten zu motivieren. Die Wahrheit ist: Es reicht vollkommen, sie nicht zu demotivieren. So zählen zu den größen Motivationskillern unrealistische Zielvorgaben, Drohungen sowie respektloser Umgang. Wer auf diese Demotivatoren verzichtet, hat schon viel erreicht.
„Wenn Menschen die Möglichkeit erhalten, Verantwortung zu übernehmen und sich wichtig zu fühlen, kehrt die Begeisterung für ihre Arbeit zurück. Und Begeisterung ist wie Dünger für unser Gehirn“, erklärt der Neurobiologe Gerald Hüther. Fakt ist aber auch: Nicht immer sind es extrinsische Faktoren wie Geld, Prämien oder das Verhalten unserer Mitmenschen, die unsere Motivation und Willenskraft beeinflussen. Oft ist es unser eigenes Gehirn, das uns dazu bringt, aufzugeben, zu scheitern oder zu zögern - anstatt uns zu überwinden, aktiv zu werden und Grenzen zu überschreiten ...
]]>Tags: #Ernährung | #Glück | #Wissen
]]>Die Nudel hat einen langen Weg hinter sich. Anders als viele glauben, begann dieser nicht in Italien, sondern in Asien – und das bereits vor rund 4000 Jahren. Das älteste überlieferte Nudelrezept stammt dabei aus China. In Europa kennt man die Nudel seit etwa 2000 Jahren, das belegen Abbildungen eines Nudelholzes und anderer Teigutensilien an Grabstätten der Etrusker. Dennoch hält sich hartnäckig die Legende, dass Marco Polo um 1295 das Rezept für den Nudelteig von einer Asienreise mit nach Europa gebracht habe.
Heute vermuten Wissenschaftler, dass Nudeln von vielen Völkern weltweit unabhängig voneinander erfunden wurden. Sobald die Menschen sesshaft wurden, begannen sie, Weizen abzubauen und auch Mehl herzustellen – die Grundlage für den Teig.
Nudeln bestehen aus Hartweizengrieß und Wasser. Aus diesen zwei Zutaten wird der Teig geknetet. Der Grieß macht den Teig elastisch und formbar. Eier im Teig sind in Italien zwar verpönt, kommen aber in vielen deutschen Nudelprodukten vor. Durch sie bekommt der Teig seine goldgelbe Farbe. Traditionsbetriebe nutzen für bunte Pasta nur natürliche Produkte: Tomaten für rote, Paprika für gelbe, die Tinte von Tintenfischen für schwarze und Spinat für grüne Pasta.
Die typische Form der Nudel entsteht jedoch erst, wenn der Teig durch eine Matrize gepresst wird. Die so entstehenden meterlangen Teigstränge werden anschließend gekürzt und in einer Maschine erhitzt. Dann müssen die Nudeln auf Raumtemperatur abkühlen. Der Vorteil einer getrockneten Nudel gegenüber einem Frischprodukt: Sie ist nahezu unbegrenzt haltbar.
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In Pasta steckt vieles, was dem Körper gut tut, vor allem Kohlehydrate, Vitamine und Mineralien wie Kalium, Magnesium und Kalzium. Doch Nudeln sind nicht nur perfekte Energielieferanten – sie können auch unsere Stimmung positiv beeinflussen. Der Grund: Glücksgefühle entstehen durch einen hohen Serotoninspiegel im Gehirn.
Serotonin bildet sich durch die Umwandlung einer bestimmten Aminosäure – Tryptophan. Normalerweise erreicht aber nicht nur Tryptophan unser Gehirn, sondern auch alle anderen Aminosäuren. Zwischen ihnen besteht eine Art Konkurrenzkampf.
Baut der Körper Kohlenhydrate ab, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses fördert wiederum die Aufnahme von Aminosäuren in die Muskulatur, aber nicht von Tryptophan. Dadurch ist dieses im Übermaß im Blut enthalten. Über den Kreislauf kann es konkurrenzlos ins Gehirn gelangen und sich dort in Serotonin verwandeln. Und somit verschaffen uns Nudeln gute Laune.
]]>Pro Jahr fallen nach groben Schätzungen des Bundesverbands für Schädel-Hirnpatienten in Not e. V. etwa 40.000 Menschen in Deutschland aufgrund schwerster Schädel-Hirnverletzungen ins tiefe Koma. Etwa 20.000 davon verharren anschließend im sogenannten Wachkoma, oft für Monate, manchmal gar für Jahre. Die übrigen erwachen entweder sofort oder sie sterben.
Der Hirnstamm in der Tiefe des Gehirns reguliert die lebenswichtigen Grundaufgaben des Körpers wie die Atmung, das Schlucken und den Kreislauf. Das Mittelhirn, ein Teil des Hirnstamms, leitet Informationen aus dem Rückenmark an das Großhirn weiter. Dort liegt der Sitz unseres Bewusstseins. Es verarbeitet alle Sinneseindrücke zu einer Gesamtwahrnehmung. Beim Wachkoma, auch appallisches Syndrom genannt, ist in der Regel die Informationsübertragung des Mittelhirns gestört. Häufig ist auch der Hirnstamm sowie das Großhirn direkt geschädigt.
Wachkomapatienten haben eine normale Lebenserwartung. Doch niemand weiß, ob und wann sie aus den tiefen Abgründen des Bewusstseins wieder auftauchen. Aufsehenerregende Berichte von Menschen, die nach Jahren aus dem Wachkoma aufgewacht sein sollen, werden von der Fachwelt kontrovers diskutiert und für unwahrscheinlich gehalten: War es denn wirklich ein echtes Wachkoma oder doch nur eine weniger tiefe Form der Bewusstseinsstörung?
Es gibt nur wenige Erfahrungsberichte von Menschen, die aus dem Wachkoma wieder zurückgekehrt sind. Die Mehrheit erinnert sich an nichts. Die Berichte derjenigen, die sich erinnern können, ähneln denen von Nahtoderfahrungen. Sie alle sahen ein weißes Licht am Ende eines Tunnels. Und sie sahen ihr Leben im Zeitraffer noch einmal vor ihrem inneren Auge. Zwischen Leben und Tod gibt es viele Bewusstseinsstufen. Nur die wenigsten von ihnen sind bisher erforscht.
Ärzte sind heute in der Lage zu überprüfen, welche „Sinneskanäle“ ins Gehirn offen sind: Können Wachkomapatienten hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken? Um diese Frage zu klären, bedienen sie sich unter anderem der Hirnstrommessung (EEG).
Was, wenn ein Patient taub und blind ist und deshalb nicht reagiert? Eine eindeutige Diagnose, ob ein Mensch im Wachkoma liegt oder nur in seinem Körper gefangen, aber geistig völlig klar ist, gibt es nicht. Im Gegenteil: Die Quote der Fehldiagnosen liegt bei 40 Prozent. Auch heute noch. Grund sind oft mangelnde Untersuchungen, denn nicht alle Kliniken verfügen über die neuesten und modernsten Untersuchungsgeräte und Methoden.
Leider gehören Schädel-Hirnpatienten und damit auch die Menschen, die im Wachkoma liegen zu einer „Patientenrandgruppe“. Während ein Mensch im Wachkoma liegt, was sich über Monate, wenn nicht sogar Jahre hinziehen kann, ist seine Versorgungs- und Betreuungssituation sowie die finanzielle Absicherung völlig ungeklärt. Wer nicht die Berufsgenossenschaft, eine gut zahlende gegnerische Versicherung, als Kostenträger hat, selbst vermögend oder Sozialhilfeempfänger ist, fällt in ein absolutes Versorgungsloch.
Den meisten Betroffenen bleibt nach erfolgloser Frührehabilitation nur der Ausweg, den Komapatienten zu Hause selbst zu versorgen, denn die Krankenkassen erklären sich für das Krankheitsbild „Apallisches Syndrom“ / Wachkoma nicht mehr zuständig.
Laut Angaben des Bundesverbandes werden Angehörige oft mit den Worten: „Der Patient ist austherapiert, es gibt leider keine weitere Hoffnung“, abgefertigt. Doch wer weiß, vielleicht ist das Leben in der Zwischenwelt ja schöner, als wir es uns vorstellen. Und vielleicht sind Wissenschaftler ja schon bald in der Lage, Licht in die dunkle unbekannte Welt zu bringen.
]]>Tags: #Diabetes | #Krankheiten
]]>Es gibt verschiedene Formen von Diabetes, wobei Diabetes Typ 1 und Typ 2 am häufigsten sind. Diese unterscheiden sich schon in ihrer Entstehung.
Diabetes Typ 1 tritt auf, wenn der Körper selbst überhaupt kein Insulin mehr produziert, was dann zu den bekannten Symptomen führt. Häufig tritt er zum ersten Mal bei Kindern und Jugendlichen unter 14 Jahren auf, er kann sich aber auch später noch entwickeln.
Bei dieser Form greift das Immunsystem die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie. Die Folge: Eine Produktion von Insulin ist nicht mehr möglich. Diesen Diabetes heilen kann man nicht. Er ist heute jedoch mit Insulingaben gut behandelbar.
Beim Diabetes Typ 2 dagegen sinkt nach und nach die Empfindlichkeit der Körperzellen auf das Hormon Insulin und es wirkt weniger effizient. Dabei produziert der Körper also noch Insulin, kann es aber schlechter verwerten. Ärzte sprechen dann von einer sogenannten Insulinresistenz.
Hier ist die Behandlung komplexer. Auch sind beim Diabetes Typ 2 die Symptome nicht immer eindeutig. Behandelt wird dieser Diabetes mit verschiedenen Medikamenten, aber nicht zwingend immer mit Insulin. Neben der Medikation sind außerdem Ernährung und Bewegung ein wichtiger Bestandteil der Therapie.
Typisch für Diabetes Typ 1 ist, dass sich die Symptome recht schnell entwickeln. Da die Insulin produzierenden Zellen zerstört sind, gelangt das Hormon nicht mehr ins Blut. Der dort in Form von Glukose vorhandene Zucker kann also nicht mehr abgebaut werden. Der Blutzucker steigt dadurch immer weiter an und führt binnen weniger Tage oder Wochen zu den spürbaren Anzeichen von Diabetes, die sogar lebensgefährlich werden können. Dieser lebensbedrohliche Zustand wird von Medizinern als Ketoazidose bezeichnet.
Betroffene leiden bei dieser Form von Diabetes an Symptomen wie einem starken Durstgefühl. Trinken sie in der Folge mehr, müssen sie außerdem deutlich öfter zur Toilette. Obwohl sie normal essen, verlieren die Patienten an Gewicht, fühlen sich müde, schlapp und energielos. Hinzu kommen können außerdem ein Schwächegefühl und ein unangenehmer Schwindel.
Wenn die Blutzuckerwerte weiter entgleisen, kann man Diabetes sogar am Atem erkennen. Die Atmung wird nicht nur tiefer, die ausgeatmete Luft riecht auch süßlich. Das deutet auf einen akuten Notfall hin. Betroffene müssen dann sofort vom Arzt gezielt behandelt werden.
Im Gegensatz zum Typ 1 verursacht Diabetes Typ 2 teils über Jahre keine deutlichen Symptome. Deshalb ist dieser oft ein Zufallsbefund bei einem Check-up.
Da der Körper noch Insulin produziert, steigt zwar auch bei diesem Typ von Diabetes der Blutzuckerspiegel in ungesunde Höhen, wird jedoch nicht kurzfristig lebensbedrohlich. Typische Anzeichen sind auch hier ein gesteigertes Durstgefühl und vermehrtes Wasserlassen. Durch diese Art von Diabetes fühlen sich die Patienten zudem müde, schwach und antriebslos. Sie können sich schlecht konzentrieren und ihre Leistungsfähigkeit lässt nach.
Hinzu kommen beim Diabetes Typ 2 Symptome, die anfangs oft nicht mit diesem verbunden werden. So kann eine Depression aus der unerkannten Erkrankung entstehen. Auch eine für die Person untypische Vergesslichkeit kann mit dem erhöhten Blutzucker zusammenhängen.
Der dauerhaft erhöhte Zuckerwert schädigt zudem verschiedene Organe und Organsysteme. In der Folge leiden die Betroffenen an Phänomenen wie trockener Haut sowie an Sehstörungen oder haben ungewöhnlich oft Infekte. Auch schlecht heilende Wunden gehören zu den Anzeichen von Diabetes.
Je nach betroffenem Organ kann es im weiteren Verlauf durch einen unerkannten oder schlecht eingestellten Diabetes sogar zu ernsten Erkrankungen wie Nierenversagen oder Erblindung kommen. Werden die Nerven geschädigt, schränkt das ihre Funktion deutlich ein. Die Patienten verlieren ihre Sensibilität beim Tasten oder auch die Schmerz- oder Temperaturwahrnehmung. Außerdem verschlechtert sich die Durchblutung der Gewebe, besonders in den äußeren Körperbereichen. Durch Schädigung der Blutgefäße können auf Diabetes und seine Symptome sogar Herzinfarkt oder Schlaganfall folgen.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Diabetes hinter Ihren Symptomen steckt, sollten Sie dies von Ihrem Arzt abklären lassen. Dieser kontrolliert die Blutzuckerwerte. Werte von 200 mg / dl oder 11,1 mmol / l gelten als Hinweis auf Diabetes.
Legt dieser Wert Diabetes als Ursache für die Symptome nahe, überprüft der Arzt den Nüchternwert und den Langzeitwert des Blutzuckers, den sogenannten HbA1c. Ersterer zeigt ab 126 mg/dl (Milligramm per Deziliter) oder 7,0 mmol/l (Minimol per Liter) Diabetes an, Letzterer ab einem Wert von 6,5 Prozent bzw. 48 mmol/mol.
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]]>Foto: Imago / Xinhua Der
frühmorgendliche Verkehr im chinesischen Chongqing nach einem heftigen Regenschauer.
Foto: Imago / Fotoarena São
Paulo ist Stau-Weltmeister. Der längste Stau zog sich hier über 293 Kilometer.
Foto: Imago / Norbert-Schmidt Langes
Warten an Frankreichs Mautstellen.
Foto: Imago / ZUMA-Press Im
Stau stehen gehört in Bangladesch zum Alltag. Aber nicht nur für Autofahrer …
Foto: Imago / ZUMA-Press …
sondern auch für Rikscha-Fahrer. Dabei könnte der tägliche Stau durch eine einfachere Verkehrsführung behoben werden.
Foto: Imago / Xinhua In
Nairobi sind viele Straßen schlecht ausgebaut, sodass es hier oft zu kilometerlangen Staus kommt.
Foto: Ralph-Peters / Imago Mit
51 Stunden Stau im Jahr 2017 ist München der Spitzenreiten der deutschen Städte. Das ergab die Studie des Verkehrsdatenanbieters Inrix. Hamburg, Berlin und Stuttgart reihen sich auf den Plätzen dahinter ein.
Tags: #Lebensmittel | #Psychologie | #Supermarkt
]]>Ob Sendechips im Einkaufswagen, Blickrichtungsanalysen, Geh- und Griffstudien oder sogar neuronale Untersuchungen mittels Magnet-Resonanz-Tomographie: Konsumforschung und Marketingstrategen stecken immense Energie in die Untersuchung des Kundenverhaltens. Die Anordnung von Tomaten, Tiefkühlkost und Toilettenpapier ist zur Wissenschaft geworden. Denn: Schon kleinste Veränderungen können das Verkaufsergebnis maßgeblich beeinflussen. Ein Rundgang durch den Supermarkt zeigt, wo die Fallen lauern.
Die Psychotricks der Supermärkte beginnen bereits am Eingang. Hier befindet sich meist – gar nichts. Stattdessen sollen Drehkreuze, große Aufsteller oder Blumenarrangements unsere Schrittgeschwindigkeit verlangsamen, damit wir der nachfolgenden Produktpalette unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Denn: Je mehr Zeit wir im Laden verbringen, desto mehr kaufen wir. Deshalb versperrt uns noch die ein oder andere Bremsfalle mehr den Weg durch den Supermarkt.
Gleich nach dem Eingang folgt die Obst- und Gemüseabteilung. Zwischen Äpfeln, Möhren und Salat soll Wochenmarkt-Atmosphäre entstehen: Der Kunde schlendert um einzelne Stände herum, schaut und vergleicht – und kauft dabei viel mehr, als er eigentlich verzehrt. Denn meist wird ein Großteil des eingekauften Vorrats von Obst und Gemüse zu Hause schlecht.
Große Spiegel suggerieren ein überbordendes Angebot an frischen und gesunden Produkten: Wir bekommen das Gefühl, uns mit dem Einkauf etwas Gutes zu tun. Auf sogenannten Frische-Inseln werden auch fertig geschnittene Salate und Obstmischungen präsentiert. Doch Vorsicht: Vergleicht man die angebotenen Mengen, sind die Kombipackungen unverhältnismäßig teuer.
Die meisten Supermärkte sind so konzipiert, dass wir uns gegen den Uhrzeigersinn durch den Laden bewegen. Dem US-amerikanischen Forscher Herb Sorensen fiel in einer Untersuchung von über hundert Läden auf, dass Kunden die „linksdrehenden“ Supermärkte eindeutig den „rechtsdrehenden“ vorzogen. In einem Testladen war der Umsatz deutlich höher, wenn sich der Eingang rechts, die Kasse links befand. Warum das so ist, ist aber unklar – manche Forschende vermuten, dass ein solcher Aufbau der Wahrnehmung von Rechtshändern besser entspricht.
Produkte im Supermarkt sind „psychotaktisch optimal platziert“, heißt es unter Fachleuten. Das bedeutet: Alltagsartikel wie Milch befinden sich ganz hinten im Supermarkt oder liegen irgendwo gut versteckt. Auf diese Weise müssen wir durch den kompletten Laden, um unsere wichtigsten Bedürfnisse zu erledigen. Die Chance, dass in der Zwischenzeit weitere Produkte unsere Aufmerksamkeit erregen, ist ungleich größer. Denn: Rund 70 Prozent unserer Kaufentscheidungen werden spontan getroffen.
Die meisten Kunden laufen nur etwa 25 Prozent eines Supermarkts ab. Sie bewegen sich damit ausschließlich auf der „Rennstrecke“: ein großer Kreis um die einzelnen Regalreihen. An den Produkten in der Regalmitte kommen Kunden also am seltensten vorbei – ein guter Platz für preiswerte oder alltägliche Produkte. Am Rand der Regalreihen wird dagegen teure Ware präsentiert.
Auch die Breite der einzelnen Gänge ist eine Wissenschaft für sich. Zwei Einkaufswagen müssten mindestens aneinander vorbei passen. Berührungen sollten ebenfalls vermieden werden. Laut dem US-amerikanischen Kaufforscher Paco Underhill kann es sonst zum „Butt-Brush-Faktor“ kommen: Nach eingehender Betrachtung von Videoaufnahmen in Supermärkten kam er zu dem Schluss, dass Frauen ein Produkt seltener kaufen, wenn sie beim Betrachten von hinten berührt werden – sei es durch ein Regal oder einen anderen Einkaufswagen.
Auch die Größe des Einkaufswagens hat einen Einfluss auf unser Kaufverhalten. In großen Wagen sehen zwei einzelne Produkte verloren aus – wir greifen also ein weiteres Mal zu. In einem von Underhill initiiertem Test führte ein amerikanischer Markt deutlich größere Einkaufswagen ein, als zuvor in Gebrauch waren – der Umsatz stieg um 40 Prozent an. Und mit speziellen Kinder-Einkaufswagen sollen bereits die Kleinsten das richtige Kaufverhalten lernen – und manches in ihren Wagen werfen, was Eltern dann an der Kasse nur unter großem Gezeter zurücklegen können.
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]]>Flugzeugabstürze machen immer tragische Schlagzeilen: Maschinen, die spurlos verschwinden, wie der seit 2014 vermisste malaysische Flug-MH370 oder eine Mitte August 2023 im Bermuda-Dreieck verschollene Cessna 402. Weil Flugzeugunglücke in den Medien so viel Aufmerksamkeit bekommen, wirkten sie auf manche Menschen wie ein Schreckensszenario mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Statistisch betrachtet ist das Risiko, bei einem Flugzeugabsturz zu sterben, im Vergleich zu einem Autounfall gering. Laut Statista sind von 2010 bis 2021 weltweit insgesamt 4120 Personen ums Leben gekommen. Das Statistische Bundesamt gibt allein für Deutschland im Jahr 2023 die Zahl der Verkehrstoten mit 20.939 an. Verletzt wurden 366.000 Personen.
Wer vom Reisen durch die Luft dennoch schlechte Gefühle bekommt, kann mit der richtigen Platzwahl dagegenwirken. „Die hinteren Reihen sind die sichersten in einem Flugzeug“, weiß Stefan Schweizer. Er ist Pilot bei Condor und fliegt regelmäßig Passagiermaschinen. „Kommt es zu einem Absturz, baut sich die meiste Energie im vorderen Teil des Fliegers ab. Dort sind die Schäden am größten und die Insassen entsprechend gefährdet.“
„Statistisch ist die Flugzeugstruktur im Heck weniger beschädigt und die Passagiere überleben eher mit vergleichsweise weniger Verletzungen“, erklärt er zur optimalen Platzwahl. Das amerikanische Magazin „Popular Mechanics“ wertete 20 Abstürze von Flugzeugen in den USA zwischen 1971 und 2007 aus. Das Ergebnis: Die Chance, zu Überleben, ist im hinteren Teil des Fliegers höher.
Im Ernstfall beeinflussen noch zahlreiche weitere Faktoren die Überlebenschancen: Wo und warum ein Flieger abstürzt, ob eine Notlandung versucht wird und ob diese erfolgreich ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintritt, ist jedoch gering. Im Jahr 2019 lag sie laut Bundesverband der Deutschen Luftverkehrwirtschaft (BDL) bei 1 zu 1.042.000.
Es gibt jedoch gute Gründe für Menschen mit Flugangst, Plätze im mittleren Teil der Maschine zu buchen: Treten Turbulenzen durch Luftlöcher, Unwetter oder andere Phänomene auf, bekommen Passagiere die Flugmanöver auf Höhe der Tragflächen weniger stark mit. Gleiches gilt für all jene, denen der Magen bei Start oder Landung flau wird. Dann sind die hinteren Reihen besonders unangenehm. Fensterplatz oder ein Sitz am Gang bleibt den persönlichen Vorlieben überlassen. Bei Übelkeit hilft der Blick aus dem Fenster auf einen Fixpunkt in der Ferne. Wer sich bei wenig Platz unwohl fühlt, sitzt jedoch besser direkt neben dem Gang.
]]>Im Jahr 2011 gewann der Film „The King’s Speech“ vier Auszeichnungen in den Kategorien bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller und bestes Originaldrehbuch. Der Film erzählt vom Sprachfehler des britischen Königs George VI. und dessen Heilung. König Georges Stottern trat vor allem in Situationen auf, in denen er nervös war – ein großes Problem für jemanden, der häufig Reden vor großem Publikum halten musste.
Sein Sprachtherapeut Lionel Logue übte beinahe drei Monate täglich mit ihm, flüssig zu sprechen. Logue benutzte damals Therapieformen, die er in der ganzen Welt gesammelt hatte: Der Australier reiste seit 1911 durch viele Länder und beobachtete, wie Stottern behandelt wird.
Viele berühmte Persönlichkeiten stotterten – Marilyn Monroe, Oasis-Gitarrist Noel Gallagher, der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill und sogar „Mr. Bean“-Darsteller Rowan Atkinson gehören dazu. Sie konnten ihren Sprachfehler bereits als Jugendliche mit geeigneten Therapien besiegen. Im Erwachsenenalter lässt sich der Sprachfehler meist nur noch schwer korrigieren. Kinder und Jugendliche dagegen, die noch vor der Pubertät behandelt werden, haben gute Chancen auf Besserung.
Die genauen Ursachen des Stotterns sind unbekannt – und wahrscheinlich vielfältig. Neben einer genetischen Disposition können Stress und traumatische Erlebnisse den Sprachfehler auslösen. Aber auch im Gehirn suchen Neurologen nach einem Auslöser für das Stottern. Studien haben gezeigt, dass bei Stotterern die Aufgabenteilung der beiden Gehirnhälften oft weniger ausgeprägt aufgeteilt ist als bei nicht stotternden Menschen. Die Folge: Das Sprachzentrum ist überfordert, die klare Aussprache fällt den Stotternden schwer.
Einig sind sich Wissenschaftler aller Disziplinen aber in einem Punkt: Stottern verschlimmert sich, je mehr es einen Menschen quält. Wer sich mit seinem Gegenüber wohl fühlt und entspannt reden kann, fängt weniger wahrscheinlich an zu stottern. Fühlt man sich hingegen unter Druck gesetzt oder muss man ein unangenehmes Gespräch führen, fangen teilweise sogar Menschen an zu stottern, die sonst von dem Sprachfehler verschont bleiben.
Heutzutage ist die Behandlung des Stotterns nicht mehr so experimentell wie zur Zeit George des VI. Zwar gibt es keine „Pille“ gegen den Sprachfehler, Logopäden können den Patienten aber eine spezielle Atemtechnik vermitteln, mit der sich die panischen Stottermomente fast vollständig vermeiden lassen. Teilweise hilft auch eine Psychotherapie, wenn die Angst vor dem Stottern mehr Raum einnimmt als der Sprachfehler selbst. Hier lernt der Patient, mit seinem Leiden besser umgehen zu können. Und auch Menschen im Umfeld des Betroffenen können helfen, indem sie den Stotternden nicht hetzen oder ständig seine Sätze vervollständigen wollen.
Dass die Ursachen bislang nicht geklärt werden konnten und viele Betroffene sehr unter ihrem Stottern leiden, nutzen aber auch viele unseriöse Anbieter aus: Sie versprechen schnelle Heilung mit wundersamen Methoden – und ziehen nur manch einem verzweifelten Patienten das Geld aus der Tasche. Seriöse Angebote sind über einen längeren Zeitraum hinweg angelegt und beziehen den Alltag des Patienten mit ein.
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