Im Park, auf Spielplätzen oder sogar zu Hause oder auf dem Tisch im Restaurant: In der US-amerikanischen Stadt New York verbreiten sich Ratten rasend schnell. Bislang meldeten Bürger:innen der Stadtreinigung im Jahr 2021 bereits mehr als 21.000 Rattensichtungen (Stand Anfang November), wie die „New York Times“ berichtet.
Ratten sind in New York an sich nichts Ungewöhnliches. Auffällig ist jedoch, dass die Population der Nagetiere in den vergangenen Monaten drastisch zugenommen hat, vor allem in der Lower East Side und im East Village. Im Jahr 2019 lag die Zahl der gemeldeten Rattensichtungen zwischen Januar und Ende Oktober bei etwa 15.000.
Rattenplage in New York ist der Corona-Pandemie geschuldet
Ein großer Anteil an der Rattenplage in New York ist der Corona-Pandemie zuzuschreiben. Nachdem Restaurants während des Lockdowns geschlossen waren, mussten sich die Nager nach neuen Futterquellen umsehen. Reste in Dachrinnen, Mülltonnen sowie achtlos weggeworfener Abfall auf den Straßen stehen nun auf der Speisekarte. Kanalisationen und Keller waren kein notwendiger Rückzugsort mehr. Die Ratten verbreiteten sich auf den Straßen und auf Grünflächen schnell, da die städtischen Abfallbetriebe ihrer Arbeit nicht mehr regelmäßig nachkamen und Müll tagelang liegen blieb.
Nach dem Lockdown sorgte die Außengastronomie für noch mehr Lebensmittelreste im Freien, die den Nagern ein Festmahl bescherten. Hinzu kommt, dass der warme, aber auch regenreiche Sommer den Tieren ideale Bedingungen bescherte.
Expert:innen appellieren bereits an die Bevölkerung, die Toilettendeckel immer zu schließen. Durch die Kanalisation können die Ratten – die ausgezeichnete Schwimmer sind – nämlich in Häuser und Wohnungen gelangen. Die Stadt stellt mittlerweile zahlreiche Fallen auf, um den Nagern Einhalt zu gebieten, wie Bürgermeister Eric Adams erklärte.
Könnte es auch in Deutschland eine Rattenplage geben?
In Deutschland ist es bislang ein sehr seltener Anblick, tagsüber eine Ratte aus einem Mülleimer im Park hopsen zu sehen und erst recht, sich mit einem Nager im Restaurant einen Tisch zu teilen. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns hat sich jedoch das Konsumverhalten der Menschen geändert – und damit auch das Fressverhalten der Ratten.
„Anstatt von Überresten, die Restaurants entsorgen, zu leben, mussten sie sich nach neuen Quellen umsehen. Das führte dazu, dass sich die Rudel vermehrt in Wohngebieten und Vorgärten verbreitet haben. Schließlich haben die Menschen während des Lockdowns vor allem daheim gekocht oder Essen bestellt und die Reste dort auch entsorgt“, erklärt Mario Heising vom Landesverband Berlin/Brandenburg des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands e. V. auf Anfrage von Welt der Wunder.
Dennoch gibt der Experte Entwarnung: „Meines Wissens gibt es in Deutschland keinerlei Probleme mit Ratten, sie haben sich seit Corona weder verändert noch zugenommen.“ In Berlin etwa habe die Corona-Pandemie keine offensichtlichen Auswirkungen auf das Verhalten der Ratten gehabt. „Es mag Einzelfälle im letzten Jahr gegeben haben, wo einige Gastrobetriebe unvorbereitet rasch und unüberlegt geschlossen haben und vielleicht ein paar Nager das dann für sich genutzt haben“, meint er.
Doch die Schädlingsbekämpfer:innen seien konstant im Einsatz gewesen: „Wir hatten keine Ausfallzeiten, Schädlingsbekämpfungsarbeiten liefen – jetzt zwar erschwert wegen des Abstands und dem Tragen der Masken – genau so intensiv und erfolgreich weiter wie auch in der Vergangenheit.“ Ein Vorteil, den Deutschland gegenüber den USA hat: Mitarbeiter:innen der Müllentsorgung und Schädlingsbekämpfung haben ihre Arbeit nicht auf Eis gelegt. Schädlingsbekämpfer:innen gelten auch als systemrelevant, sagt Heising.
Dass sich Ratten in deutschen Städten so schnell verbreiten wie in New York, ist folglich sehr unwahrscheinlich. Die Berliner Bekämpfungserhebung von 2020 bestätigt das. Im Jahr 2020 wurde knapp 10.900 Ratten der Garaus gemacht. Im Vergleich: 2019 waren es mit mehr als 10.500 etwas weniger Exemplare.
Ratten als Krankheitsüberträger
Die Allesfresser stellen ein Gesundheitsrisiko für Menschen dar: Sie können über 100 verschiedene Krankheiten übertragen, etwa Durchfallerkrankungen. Aber auch Tierseuchen können durch sie entstehen, etwa wenn deren Urin oder Kot, die Krankheitskeime enthalten können, Lebens- und Futtermittel verunreinigen. Dadurch können sie für eine Verbreitung von Seuchen, wie etwa der Schweinepest, Maulseuche oder Klauenseuche, sorgen. Auch Hausratten leben in Städten, jedoch sind sie nicht so verbreitet wie die Wanderratten.
Ratten in Wohngebieten: So kommen sie nicht in Ihr Zuhause
Damit nicht eines Tages eine Ratte in den eigenen vier Wänden zum Vorschein kommt, ist es wichtig, Sicherheitsmängeln vorzubeugen. Sprich: Offene oder defekte Fenster in Kellerräumen und Lagern vermeiden, Löcher in Wänden verspachteln, Dächer, Fußböden und Wände regelmäßig auf Löcher überprüfen oder defekte Abwasserrohre reparieren. Aber auch Hygiene ist entscheidend: Lebensmittel sollten nie in der Toilette entsorgt werden, da Sie den Tieren, die in den Kanalisationen leben, sonst eine Freude bereiten. Die Weibchen sind in Gruppen nämlich immer auf der Suche nach neuen Futterquellen für ihr Rudel.
Auch offene Müll- oder Biotonnen sind ein gefundenes Fressen. Offene Komposthaufen oder unverschlossene Komposter in Gärten oder Hinterhöfen ziehen die Nager ebenfalls an. Wenn Sie Ratten bei sich bemerken, sollten Sie das zuständige Gesundheitsamt kontaktieren.