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Rote Liste: Wenn der Mensch zur Naturkatastrophe wird

Foto: iStock / Enjoylife2

Rote Liste: Wenn der Mensch zur Naturkatastrophe wird

Regelmäßig bringt die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Rote Liste der gefährdeten Arten raus. Sie dokumentiert seit über 50 Jahren, was passiert, wenn der Mensch ungebeten in die Natur eingreift und dabei Tiere und Pflanzen an den Rand ihrer Existenz treibt.
 
Unser Planet ist die Heimat für unzählige Lebewesen: 2011 haben Forscher mit Hilfe einer neuen Berechnungsmethode die Zahl von 8,7 Millionen bekannter Arten – plus minus 1,3 Millionen – ermittelt. Und hierbei haben die Wissenschaftler noch nicht einmal Unterarten und Rassen berücksichtigt. Die Mehrheit der an Land und zu Wasser lebenden Tiere und Pflanzen wurden allerdings bis heute noch nicht entdeckt. Experten vermuten, dass etwa 90 Prozent aller Spezies ihr Dasein unentdeckt und ungestört von uns Menschen führen.

Gejagt, geschmuggelt, ausgebeutet

Trotz dieser unglaublichen Artenvielfalt hat es der Mensch innerhalb von 40 Jahren geschafft, die Biodiversität weltweit um knapp 30 Prozent zu verringern. Das geht aus dem Living Planet Index der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen WWF (World Wide Fund for Nature) hervor. Derzeit gelten über 23.000 Arten als vom Aussterben bedroht – Tendenz steigend. Die internationale Rote Liste der gefährdeten Arten, die die Weltnaturschutzunion (IUCN) regelmäßig veröffentlicht, gilt als wichtiger Indikator für den aktuellen Zustand der Biodiversität unserer Erde. Aktuell dokumentiert sie den internationalen Gefährdungsstatus von fast  83.000 Tier- und Pflanzenarten.

Es ist der Mensch, der der bestehenden Artenvielfalt besonders zusetzt: etwa durch Umweltverschmutzung, Abholzung der Regenwälder, illegaler Handel mit Fellen, Elfenbein, Leder oder durch eingeschleppte Arten, die heimische Tiere und Pflanzen verdrängen. 44 Pflanzen aus Indien kamen im vergangenen Jahr als Neuzugänge auf die Liste. Sie haben in der ayurvedischen Medizin und in der Homöopathie den Ruf von Heilpflanzen und so sind ihre Wurzeln und Knollen derzeit stark gefragt.

„Das größte Massenaussterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier“

Auch das weltweit wachsende Verlangen nach Delikatessen – allen voran Sushi – liefert neue Todeskandidaten, wie beispielweise den Pazifischen Blauflossenthunfisch und den Chinesischen Kugelfisch. Beide kamen vor zwei Jahren neu auf die Liste. Eberhard Brandes, der Geschäftsführende Vorstand des WWF Deutschland, warnt vor dem größten Massenausster
ben seit dem Verschwinden der Dinosaurier: „Immer mehr Arten geht es an den Kragen. Lebensraumzerstörung, Wilderei und der Klimawandel setzen ihnen zu. Viele Arten leben daher in immer kleiner werdenden Gebieten und sind dadurch stark gefährdet.“

Verschwindet ein Lebewesen aus dem empfindlichen Ökosystem, kann das unberechenbare Folgen haben. Denn jedes Geschöpf erfüllt eine eigene, essentielle Funktion – ob als Bestäuber, Jäger oder Nahrung anderer Arten. Ähnlich einer umfallenden Dominoreihe können sich unkontrollierbare Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen ergeben, die unmittelbar von einer gefährdeten Art abhängig sind.

Eine ganzheitliche Herangehensweise

Der IUCN fordert einen einheitlichen Ansatz, um den besorgniserregenden Entwicklungen entgegen zu wirken. Das bedeutet konkret: Lebensräume zu schützen, Arten nachzuzüchten und auszuwildern; Experten müssen systematisch internationale Aufklärungs- und Bildungsarbeit leisten und staatliche sowie nicht-staatliche Organisationen werden noch stärker als bisher ihren Kampf gegen die Wilderei führen müssen.

Durch Wiederansiedlungsmaßnahmen konnte die Rote Liste den Gefährdungsgrad mancher Arten wieder herabstufen. So leben beispielsweise das Wisent oder das Przewalski Wildpferd nun auch wieder in freier Wildbahn und nicht nur unter menschlicher Obhut. Auch der Iberische Luchs (siehe Bildergalerie) hat zwischen den Jahren 2002 und 2012 das Dreifache seiner Population erreicht und gilt nur noch als „stark bedroht“ und nicht mehr als „Vom Aussterben bedroht“.

WWF-Vorstand Brandes stellt fest: „Die Erfolge zeigen, dass sich der Aufwand lohnt und stark gefährdete oder sogar in der Wildnis ausgestorbene Tierarten gerettet werden können.“ Doch um dieses hohe Ziel nachhaltig zu erreichen, müsse die Bedeutung der Biodiversität „in all den unterschiedlichen Fachrichtungen verankert werden, vom Ingenieurswesen bis zu den Wirtschaftswissenschaften.“

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