Wer vor 1953 geboren wurde und 45 Jahre lang fleißig in die Rentenkasse einzahlt hat, kann sich freuen: Denn mit 63 darf er endlich in Rente gehen. Darüber hinaus haben es auch all diejenigen gut, die erst nach dem 65. Geburtstag in diese Lebensphase eintreten, denn die Zahlen sagen eindeutig, dass man dann als Mann noch fast 18, als Frau sogar über 20 Jahre vor sich hat. Doch für viele Ruheständler ist das auch ein Problem. Denn 20 Jahre ohne täglichen Rhythmus sind nach einer mehr als doppelt so langen Lebensarbeitszeit eine ganze Menge. Kein Wunder, dass da so mancher in ein Loch aus Langeweile und Trübsal fällt, sobald die ersten Rentenwochen hinter ihm liegen. Dabei ist gerade dann die Zeit gekommen, um all das zu machen, worauf man ein Leben lang warten musste.
Hier gibt‘s die besten Tipps, wie man die Langeweile-Falle effektiv umschifft.
1. Sich rechtzeitig vorbereiten
Rente tritt nicht von heute auf morgen ein, sondern man hat buchstäblich ein Leben lang Zeit, sich darauf vorzubereiten. Und das sollte man auch tun. Es braucht keine minutiösen Planungen, aber wer zumindest eine Ahnung hat, was er dann anstellen will, kann sich auf seinen Ruhestand freuen.
Eine Checkliste ist sinnvoll – sie sollte folgende Punkte enthalten:
- Dinge, die man definitiv tun möchte (etwa Reisen)
- Dinge, die man immer schon mal ausprobieren wollte
- Dinge, die man nicht machen möchte
Bei diesen Punkten darf ruhig die Phantasie schweifen. Es ist nicht verwerflich, als Rentner vollkommen Neues zu probieren. Und wenn diese Punkte abgehakt sind, müssen die Ergebnisse weiter unterteilt werden. Nicht vergessen, wir sprechen hier von einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten, der gefüllt sein will:
- Planungen für die unmittelbare Zeit nach dem Arbeitsende
- Die ersten zwei Jahre (während dieser sollten die wichtigsten Vorbereitungen getan sein)
- Die langfristige Planung
2. Sich etwas Eigenes besorgen
Nun muss man als Rentner nicht in die Einöde ziehen – immerhin gelten da typisch-ländliche Nachteile wie weite Wege und schlechte Infrastruktur (vor allem in medizinischer Hinsicht). Aber aus einer engen Innenstadtwohnung in den „Speckgürtel“ ziehen ist nicht nur Rentner-Trend, sondern generell eine gute Idee für alle, die im Alter etwas mehr Ruhe wollen.
Am besten ist natürlich, in ein eigenes Häuschen zu ziehen. Dabei haben allerdings ehemalige Staatsbedienstete die monetäre Nase vorne. Zu den finanziellen Tatsachen des Ruhestandes gehört nämlich, dass Pensionen im öffentlichen Dienst meist bei über 70 Prozent des letzten Gehalts liegen – Rentner, die in der freien Wirtschaft arbeiteten, bekommen hingegen nur gut die Hälfte ihres letzten Bruttoverdienstes.
Mit diesem Geld bekommt man, sofern das Gesparte nicht reicht, einen Seniorenkredit – vielleicht nicht genug für eine Villa, aber immerhin ein kleines Häuschen im Grünen. Und selbst wenn es dafür nicht reichen sollte, bleibt immer noch das Einmieten in einen Kleingarten- oder Laubenkolonie.
Der Sinn hinter dieser Maßnahme: Rentner, die nur in anonymen Mehrfamilienhäusern im Stadtkern leben, sind signifikant häufiger depressiv – denn in einem solchen Umfeld bleiben ihnen wesentlich weniger Optionen, um seinen Hobbies nachzugehen.
3. Die ersten Wochen langsam angehen lassen
Man hat sich von den Kollegen verabschiedet, die Familienfeier ist vorbei – und ganz schnell überkommt dem Neu-Rentner ein Gefühl, dass er bislang nur vom Urlaub kannte. Die Folge: Er verfällt in den ersten zwei drei Wochen in Aktionismus.
Der Trick jedoch ist, es eben nicht hektisch angehen zu lassen. Denn die ersten Wochen im Ruhestand bestimmen vieles von dem, was kommen wird. Zunächst einmal gilt es, seine innere Uhr auf die neuen Zeiten einzustellen und nur zu machen, wonach einem der Sinn steht.
Ebenfalls wichtig ist, dass man den Partner dabei nicht vergisst. Viele Senioren glauben, sie müssten nun die gefühlte Untätigkeit durch verstärkten Einsatz im Haus kompensieren. Für viele Beziehungen ist das Gift. Nicht nur, weil es Hausfrauen, die seit Jahrzehnten zu Hause sind, den Rhythmus durcheinanderwirbelt, sondern weil man sich dann auch durch die ungewohnt hohe Zweisamkeits-Zeit gegenseitig leicht auf die Nerven geht.
Auch hier gilt deshalb: langsam. Die ersten Wochen können genutzt werden, um mit alten Freunden zu plaudern oder auch, um erste Schritte für das weitere Ruhestandsdasein zu tätigen. Im Großen und Ganzen sollte es aber eine sanfte Übergangsphase sein, denn für den Körper sind diese Wochen eine immense Umgewöhnung.
4. Planen – aber mit Zeit
Und ganz ähnlich sollten auch die kommenden Monate verlaufen. Der beste Ratschlag ist, die Zeit nicht als Freizeitloch, sondern Freizeitparadies zu begreifen; der Mensch ist ein ausgesprochenes Gewohnheitstier. Und in Fällen von Rentner-Bore-Out liegt oft die Krux darin, dass diese Menschen einfach nur in den Tag hineinlebten.
Besser ist es, jeden Tag zu planen – das kann am Vorabend geschehen oder Tage vorher. Es zählt nur, dass man einen strukturierten Tagesablauf beibehält. Dabei gilt es, nicht in Stress zu verfallen. Clevere Rentner haben zwar immer etwas zu tun, aber niemals Hektik, weil sie für alles überreichlich Zeit einplanen. Wie beispielsweise:
- Zwei Stunden für den Einkauf, statt nur einer
- Ein ausgiebiger Schaufensterbummel statt „rein, raus, nach Hause“
- Beim Kaffee trinken nicht auf die Uhr schauen, sondern sich richtig schön „festquatschen“
- Ruhig nach dem Mittagessen einen ausgiebigen Mittagsschlaf einplanen
Der Kreativität sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Vor allem sollte man sich nicht selbst aus moralischen Erwägungen einengen. Niemand wird einen als faul ansehen, wenn man sich nach dem Essen hinlegt und zwei Stunden einfach nur liest – das hat man sich redlich verdient. Übrigens gehört zu einem solchen Strukturierten Alltag auch das Einhalten der zehn „Seniorenverbote“.
5. Sich richtig beschäftigen
Selbst der strukturierteste Ruhestands-Alltag wird immens große Löcher haben. Klar – die waren früher mit Arbeit und Pendeln gefüllt. Genau hier liegt der Ansatzpunkt, um sich mit Hobbys und ähnlichen Maßnahmen die Langeweile wegzuschaffen.
Wie bereits erwähnt, ist dafür der Platz eines Eigenheims von Vorteil. Vor allem für Senioren, die gerne mit den Händen arbeiten – etwa Heimwerker und Hobbygärtner. Was sich besonders gut als Zeitvertreib eignet:
- Sich einen Hund anschaffen. Nicht nur als Kamerad, sondern vor allem, weil das Tier einem eine tägliche Routine aufzwingt, zum Spazierengehen motiviert und so gleichzeitig altersbedingtem Bewegungsmangel vorbeugt. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Hunderasse zum Alter passt – zu bewegungsbedürftige Hunde überfordern schnell.
- Sich ehrenamtlich engagieren. Als Rentner hat man ein Leben voller Erfahrungen anzubieten. Nicht nur Sportvereine, sondern alle möglichen Klubs suchen solches Wissen händeringend. Wer handwerklich begabt ist, kann dieses Können auch in sogenannten Repair-Cafés einsetzen.
- Sich ein erfüllendes Hobby suchen. Ob Malen, Gartenarbeit oder den Bau von Modellen – es gibt praktisch kein Hobby, das nicht für Rentner geeignet wäre. In vielen Vereinen gibt es auch spezielle Rentnerteams, andere Rentner üben eher „verrückte“ Hobbies aus, wie etwa Seniorenmodel. Das einzige Ausschlusskriterium sollten riskante Beschäftigungen sein, denn in diesem Alter verletzt man sich nicht nur schneller, sondern benötigt auch noch viel länger, um zu genesen.
- Seinen Geist fit halten. Ein Gehirn, das nur Routineaufgaben erledigen muss, rostet ein. Zu einem effektiven Rentnerdasein sollte deshalb jeden Tag Gehirnjogging gehören. Ob dies nun das Kreuzworträtsel in der Tageszeitung ist, Sudoku oder spezielle Online-Gehirnjogging-Aufgaben für Rentner, ist egal. Es zählt nur, dass das Gehirn beweglich bleibt. Zur Beanspruchung des Gehirns zählt auch, ihm vollkommen Neues zu servieren. Als Rentner eine neue Sprache erlernen oder gar nochmals (oder erstmalig) studieren zu gehen, ist nicht vermessen, sondern aktive Arbeit für mehr Lebensqualität im Alter.
Fazit