Unwirtliche Antarktis, auch im Sommer
Minus 10 Grad Celsisus betragen die Temperaturen auf Ross Island im antarktischen Sommer (Dezember/Januar). In den Wintermonaten wird es dagegen selbst tagsüber nicht viel wärmer als minus 25 Grad. Dazu weht ein eisiger Wind, der über die Jahrzehnte die Hütte von Robert Scott fast vollständig im Schnee verschwinden ließ, ehe sie von amerikanischen Forschern wieder freigelegt wurde.
100 m² Lebensraum
100 Quadratmeter groß ist die Basishütte, die Expeditionsleiter Robert Scott und die Mitglieder seines Teams 1911 auf Ross Island an der Küste der Antarktis errichteten. Sie steht bis heute unverändert an dem Ort, von wo aus Scott zu seinem letzten Abenteuer aufbrach.
Getrennte Bereiche in der Hütte
3-Klassen-Gesellschaft: Für klare Hierarchien sorgten gestapelte Holzkisten, die als Trennwände zwischen den Schlaflagern der Bewohner fungierten. Im mittleren Bereich der Hütte schliefen die Offiziere, im vorderen Bereich der Rest der Mannschaft. Zudem gab es einen durch eine Holzwand getrennten Stallbereich für die Ponys und die Hunde.
Wohlige Temperaturen im Inneren
20 Grad Celsius: Ein Kohleofen sorgte für angenehme Raumtemperaturen, während von draußen die eisigen Antarktisstürme an den Wänden rüttelten. Durch das trockene und kalte Klima blieb fast das gesamte Interieur der Hütte bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten.
Wie vor hundert Jahren
25 Bewohner lebten in Scotts Hütte, bevor fünf von ihnen aufbrachen, um zum 2.000 Kilometer entfernten Südpol zu gelangen. Die vorgefertigten Holzplanken zum Bau der Hütte sowie sämtliche Proviantkisten, Medikamente und Kleidung stammten vom Expeditionsschiff „Terra Nova“, das die Männer zur Antarktis gebracht hatte. Sie stehen noch heute unverändert wie vor mehr als 100 Jahren.
Kalter Tod
Tödliches Wettrennen: Am 1. November 1911 startete Scott den Marsch zum Südpol. Am 18. Januar 1912 erreichte der Abenteurer mit vier Gefährten sein Ziel – und musste erkennen, dass sein Rivale Roald Amundsen bereits fünf Wochen zuvor den Südpol erreicht hatte. Niedergeschlagen und unterkühlt schafften es die Männer nicht zurück und kamen in einem Blizzard ums Leben.
Das Tor zu einer anderen Welt ist etwa zwei Meter hoch und einen guten Meter breit. Nur eine hölzerne Tür trennt die weiße Eiswüste der Antarktis und deren peitschende Polarwinde von einem Ort, an dem die Zeit seit mehr als einem Jahrhundert stillsteht.
Die Rede ist von der Hütte des Abenteurers Robert Scott. Betritt man das verlassene Heim auf Ross-Island, begibt man sich auf eine faszinierende Reise in die Vergangenheit. Dutzende hölzerne Vorratskisten stapeln sich im vorderen Bereich des Raumes, darin unter anderem Konserven mit Erdnussbutter aus Neuseeland. Im hinteren Teil der Hütte steht im Küchenbereich ein Kohleofen. Hier steigt dem Besucher ein merkwürdiger Geruch in die Nase. Auf den Betten in den abgetrennten Schlafbereichen liegen zerwühlte Decken, Zahnbürsten sind auf Bechern abgelegt.
Alles wirkt so, als seien die Bewohner erst gestern aufgebrochen, als könnte jeden Moment die Tür aufgehen und die Eigentümer dieser verlassenen Unterkunft zurückkehren. Doch der Aufbruch der Männer um den britischen Polarforscher Robert Scott liegt bereits mehr als 100 Jahren zurück – zu einer Expedition, von der sie nie zurückkamen …
Zu Beginn des Jahres 1911 errichten die Abenteurer der Terra-Nova-Expedition (benannt nach dem Schiff, das sie nach Ross-Island brachte) an der Küste der Antarktis aus vorgefertigten Holzplanken ein Basislager, das heute unter dem Namen Scotts Hütte bekannt ist.
Neben den Schlafräumen finden ihre Ponys und Hunde, die sie für den Transport ihrer Ausrüstung dabei haben, in einem Stall Schutz vor der Kälte. Selbst eine Dunkelkammer für die Entwicklung von Fotos richten die Bewohner ein. Zehn Monate lang bereiten sich die Männer in der insgesamt 100 Quadratmeter großen Unterkunft auf die Mission ihres Lebens vor.
Der Erste am Südpol
Unter Scotts Führung wollen sie als erste Menschen der Welt zum Südpol gelangen. Am 1. November 1911 verlassen schließlich fünf von ihnen die schützende Hütte und beginnen mit dem Marsch zum 2.000 Kilometer entfernten Südpol. Als sie jedoch dort am 18. Januar 1912 ankommen, trauen die fünf Entdecker ihren Augen nicht. Im Eis steckt eine Fahne des Rivalen Roald Amundsen. Auch der Norweger hatte sich vor der Expedition eine Basishütte errichtet – diese jedoch bereits im Oktober verlassen und den Südpol 35 Tage zuvor erreicht.
Frustriert machen sich Scott und seine Männer auf den Rückweg. Doch nur 18 Kilometer von einem Versorgungsdepot entfernt, werden er und sein Team von einem Blizzard überrascht und erfrieren. In einem Tagebuch hält Scott die letzten Momente seiner Expedition fest: „Der Tod kann nicht mehr fern sein. Es ist ein Jammer, aber ich glaube nicht, dass ich noch weiter schreiben kann. Um Himmels willen, sorgt für unsere Hinterbliebenen.“
Monate später werden die Leichen von einer Suchexpedition entdeckt, mit einer Zeltplane zugedeckt und vom Schnee verschüttet. Spätere Versuche, sie zu bergen und nach Hause zu überführen, scheitern, weil die Körper vom Gewicht des Schnees in das Eis gedrückt wurden und nicht mehr gefunden werden können.
Doch laut geologischen Forschungen wird Scotts Leichnam durch die Gletscherdrift immer weiter Richtung Rossmeer transportiert. Nach den Berechnungen der Experten soll im Jahr 2275 der in einem Eisberg eingeschlossene Körper von Robert Scott bei Ross-Island ins Meer stürzen, nur wenige Kilometer von dem Ort entfernt, wo alles begann – und wo die Zeit eingefroren zu sein scheint …