Allein der Anblick von Wald wirkt wohltuend
Bereits der optische Eindruck eines Waldstücks wirkt beruhigend auf Körper und Psyche. Das stellte der schwedische Forscher und Architekt Prof. Dr. Roger Ulrich im Jahr 1984 fest. Er konnte belegen, dass Patienten in Krankenhäusern schneller gesund wurden, wenn sie von ihrem Krankenhauszimmer den Ausblick auf einen Baum hatten.
Ähnliches bewies eine Studie des Psychologen Marc Berman an der Universität Chicago im Jahr 2015: Je weniger Bäume in einer Wohngegend standen, desto höher war die Anfälligkeit der Anwohner für Krankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Schwäche oder Diabetes.
Die saubere Waldluft ist gesund
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Waldluft rund 90 Prozent weniger Staubteilchen als Stadtluft enthält. Nicht umsonst werden Wälder auch als “grüne Lungen” der Erde bezeichnet. Zusätzlich enthält Waldluft Stoffe, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Waldluft ist ein natürliches Antidepressivum, hilft gegen Stressbelastung und schützt vor Burn-out. Die „Wald-Aura“ stärkt unser Immunsystem und kann uns vor ernsthaften chronischen Krankheiten bis hin zu Herzinfarkt und Krebs schützen.
Die ätherischen Öle in der Waldluft wirken stressmindernd
Die Wissenschaft geht davon aus, dass die heilende Wirkung von Wäldern auch Terpenen zu verdanken ist. Terpene sind die Inhaltsstoffe ätherischer Öle, die aus Bäumen und Sträuchern in die Luft abgegeben werden. Nimmt der Mensch diese auf, senkt sich die Aktivität des Sympathikus. Das ist ein Teil des vegetativen Nervensystems, das den Körper in höhere Leistungsbereitschaft versetzt.
Zusätzlich wird das Gegenstück des Sympathikus angeregt: Der Parasympathikus versetzt den Körper in eine Ruhe- und Regenerationsstimmung.
Richtig waldbaden: So funktioniert’s
- Konzentrieren Sie sich auf Ihre Umwelt und lassen Sie die Farben, Formen, Geräusche und Düfte auf sich wirken.
- Nehmen Sie sich Zeit und gehen Sie langsam. Verzichten Sie auf einen festgelegten Zeitplan oder eine feste Strecke, die Sie zurücklegen möchten: Beides kann Stress verursachen und die Wirkung der Umgebung beeinträchtigen.
- Verbannen Sie den Alltag aus Ihren Gedanken – wie etwa, was Sie am Montag im Büro erledigen oder im Supermarkt kaufen müssen.
- Handy aus. Anrufe, Push-Nachrichten oder E-Mails lenken nur ab.
- Legen Sie regelmäßige, längere Pausen ein. Sind Ihre Sinne überfordert, können Sie auch die schönste Umgebung nicht mehr wertschätzen.
Waldbaden kommt aus Japan und wird dort Shinrin-Yoku genannt. Der Begriff wird auf Japanisch mit diesen drei Schriftzeichen geschrieben: 森林浴. Die ersten beiden Zeichen (Shinrin) bedeuten „Wald“, das dritte (Yoku) „baden“ oder „eintauchen in“.
Wer im Wald badet, lässt ganz bewusst dessen positive Umgebung auf sich einwirken. Nur fernöstlicher Aberglaube? Oder ist es tatsächlich wissenschaftlich belegt, dass Wälder eine heilsame Wirkung haben?
Die Tradition des Shinrin-Yoku wird in Japan an Universitäten als der Forschungszweig „Waldmedizin“ gelehrt, auf Japanisch 森林医学, Shinrin-Igaku. Die Naturverbundenheit der Japaner hat mit dem dort verbreiteten Buddhismus und Shintoismus zu tun: Beide Religionen glauben, dass zahlreicher Götter und Geister direkter Teil der Natur sind.
Ist Waldbaden das Geheimnis hinter dem hohen Durchschnittsalter in Japan?
Laut Statista liegt das Durchschnittsalter in Japan mit 48,4 Jahren weltweit an der Spitze. Zudem lebt dort die zweitälteste Frau der Geschichte: Kane Tanaka, die inzwischen das stolze Alter von 119 Jahren erreicht hat. Könnte es sein, dass Japaner im Durschnitt so alt werden, weil sie regelmäßig die heilende Kraft der Wälder auf sich wirken lassen?
Diese Frage kann die Wissenschaft noch nicht beantworten. Jedoch ist inzwischen belegt, dass die Umgebung des Waldes eine positive Wirkung auf den menschlichen Körper hat. Wer in den Wald geht, spürt instinktiv, dass es ihm guttut. Aber warum ist das so?