Vorne oder hinten?
Der Stiftung Warentest zufolge geht der Trend eindeutig wieder nach hinten und auch der ADAC empfiehlt die hinteren Plätze für die kleinen Reisebegleiter. Der Vorteil bei neueren Autos: Isofix-Ösen unter der Rückbank ermöglichen es, die Kindersitze schnell und sicher anzubringen. Außerdem befindet sich hinten kein Airbag, der das Kind verletzen könnte, sollte er bei einem Aufprall ausgelöst werden.
Blick nach vorne?
„Babys sollten entgegengesetzt der Fahrtrichtung, größere Kinder mit Blick nach vorn fahren“, so Stiftung Warentest. Gerade bei kleinen Babys wird im Fall eines Aufpralls die empfindliche Halswirbelsäule geschützt. Ein neuer internationaler Standard namens „i-Size“ stützt diese Regel und beinhaltet gegenüber der etwas älteren europäischen Prüfnorm ECE R44 unter anderem folgende Änderungen:
- Hersteller teilen ihre Sitze nach Körpergröße ein – nicht mehr in Gewichtsgruppen
- Kindersitze, die nach dieser Regelung zertifiziert sind, dürfen in den ersten 15 Monaten nur rückwärts gerichtet eingebaut werden (die R44-Regelung erlaubt Vorwärtsfahren mit diesen Sitzen bereits ab 9 Monaten)
Und wie sieht es mit Kindern ab 15 Monaten aus – dürfen sie nach vorne schauen? Unfallforscher empfehlen, dass Kinder bis zu vier Jahren nur in rückwärtsgerichteten (reboard) Sitzen mitfahren sollten – der ADAC empfiehlt die Altersgrenze von zwei Jahren. „Grundsätzlich bietet eine rückwärtsgerichtete Sicherung von Kindern vor allem bei einem Frontalcrash Vorteile, da die Belastung breitflächig über den Rücken des Kindes übertragen wird und somit keine erhöhten Halskräfte auftreten können“, so der Verkehrsklub.
Der Nachteil: Reboarder brauchen viel mehr Platz im Auto, sind komplizierter einzubauen und der vordere Beifahrersitz müsste so weit nach vorne geschoben werden, dass es für einen Erwachsenen bei kleinen Autos fast unmöglich ist, sicher vorne zu sitzen. Hat das Auto nur drei Türen, ist der Einbau entsprechend noch schwieriger.
Die Qual der Wahl
In seiner jüngsten Untersuchung hat der ADAC 18 Kindersitze auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie und Schadstoffgehalt getestet. Die Testsieger für ein- bis vierjährige Kinder zeigen keine Tendenz zur Fahrtrichtung. Sowohl nach hinten als auch nach vorne gerichtete Modelle schneiden in der Untersuchung gut ab. Es gibt also Kindersitze in beide Varianten, die hohe Sicherheit versprechen.
Am Ende muss wohl jeder selbst entscheiden, für welche Fahrweise er sich entscheidet, solange er die Grundregeln befolgt: Hinten und rückwärts bis mindestens zwei, möglichst vier Jahren.
Diese Tipps gibt der ADAC zum Kindersitz-Kauf
- Wichtig ist, die Kindersitze vor dem Kauf in seinem Auto auszuprobieren.
- Der Kindersitz muss sich standsicher und stabil im Fahrzeug einbauen lassen. Vor allem bei älteren Autos sollte man darauf achten.
- Gurte sollten geradlinig verlaufen und keine Falten werfen.
- Besonders bei Babyschalen sollte man prüfen, ob die Gurtlänge im Fahrzeug ausreicht, um den Sitz sicher anschnallen zu können, ist dies nicht möglich, bieten Isofix-Stationen eine sichere und stabile Lösung.
- Bei Sitzerhöhungen mit Rückenstütze kann es vorkommen, dass sich der Gurt nicht mehr selbstständig aufrollt, wenn sich das Kind nach vorne beugt. Dann ist ein anderes Modell notwendig.
- Kindersitzmodelle mit semi-universaler Zulassung (z.B. alle Kindersitze mit Stützfuß) können nicht in allen Autos montiert werden. Diesen Produkten liegt eine Liste bei, mit der man überprüfen kann, ob das Produkt im eigenen Fahrzeug verwendet werden darf.
- Grundsätzlich wichtig sind die Hinweise und Angaben in der Bedienungsanleitung des Kindersitzes und im Handbuch des Fahrzeugs.
- Ein oranger Aufkleber zeigt, ob der Sitz nach der neuesten Norm getestet und zugelassen ist. Das aktuellste Prüfsiegel ist ECE R44 mit der Prüfnummer 03 oder 04; i-Size-Sitze sind mit ECE R129 gekennzeichnet, das ist eine etwas neuere internationale Norm, die in mehr als 60 Staaten gilt.