Mehr als zehn verschiedene Bauernregeln im deutschen Sprachraum drehen sich um den Siebenschläfertag am 27. Juni. „Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt“, heißt es, oder auch: „Ist Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass“. An diesem Datum, so der Volksglaube, entscheidet sich, wie das Wetter in den kommenden Wochen wird. Aber stimmt das auch?
Tatsächlich ist Siebenschläfer eine so genannte meteorologische Singularität. Das sind jedes Jahr wiederkehrende, besondere Wetterlagen, die vom üblichen Witterungsverlauf im Jahr abweichen. Zu ihnen gehören zum Beispiel die Eisheiligen, einige Tage im Mai, an denen es noch einmal sehr kalt werden kann, oder der Altweibersommer, eine Schönwetterperiode Ende September.
Was geschieht nun am Siebenschläfertag?
Das Wetter in Europa wird vom Jetstream bestimmt, einem breiten und sehr starken Windband, das in großer Höhe über uns hinweg zieht. Es entsteht, weil zwischen dem warmen Äquator und der kalten Polarregion große Druckunterschiede herrschen, die vom Wind ausgeglichen werden. Würde sich die Erde nicht drehen, würde der Jetstream von Süd nach Nord wehen. Durch ihre Rotation aber wirkt die so genannte Corioliskraft auf den Jetstream ein, lenkt ihn ab und lässt bei uns als Westwind ankommen.
Am südlichen Rand des Jetstreams entstehen dabei Hochdruckgebiete, am nördlichen Rand Tiefdruckgebiete. Da das Windband aber nicht immer an exakt derselben Stelle verläuft, nicht immer gleich stark ist und die Hoch- und Tiefdruckgebiete an den Seiten wandern und rotieren, ändert sich bei uns das Wetter relativ oft. Doch: Um das Siebenschläferdatum herum stabilisiert sich der Jetstream für meist einige Wochen – das ist die meteorologische Singularität. Dann bleibt das Wetter für etwa drei bis vier Wochen gleich. Verläuft der Jetstream eher im Norden, erwartet uns gutes Wetter; pendelt er sich im Süden ein, wird es eher unbeständig, kühl und regnerisch.
Trefferquote bis zu achtzig Prozent
Allerdings: Das Datum des 27. Juni stammt noch aus der Zeit vor der Gregorianischen Kalenderreform 1582. Wie bei vielen Bauernregeln muss es also um einige Tage nach hinten korrigiert werden. Nach heutiger Zeitrechnung würde der Siebenschläfertag auf den 8. Juli fallen. Meteorologen warnen außerdem davor, nur einen einzelnen Tag zu betrachten. Wichtig ist die Gesamtwetterlage in der ersten Juliwoche und auch einige Tage über den Siebenschläfertag hinaus.
Die aber bestimmt tatsächlich, wie das Wetter in den nächsten Wochen wird. Vor allem in Süddeutschland ist die Trefferquote hoch – bis zu achtzig Prozent im Alpenvorland und immerhin noch fünfzig bis sechzig Prozent in Mitteldeutschland. Nur auf Norddeutschland, wo das Klima ohnehin durch die See bestimmt wird, lässt sich die Siebenschläfer-Regel nicht anwenden.
Von Siebenschläfern und sieben Schläfern
Mit dem Siebenschläfer, einem mausähnlichen Nagetier, hat das Datum übrigens nichts zu tun. Der Name hat einen religiösen Hintergrund und geht auf die Legende der sieben Schläfer von Ephesus zurück. Im dritten Jahrhundert, zur Zeit der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Decius, sollen sieben junge Männer Schutz in einer Höhle gesucht haben. Sie wurden jedoch erwischt und lebendig eingemauert. Gott jedoch, so heißt es, stand ihnen bei und ließ sie 195 Jahre lang schlafen. Als man sie schließlich in der Höhle entdeckte, lebten sie noch und konnten von dem Wunder berichten. Am 27. Juni wird dieser Geschichte gedacht.