Wölfe können ihr Heulen als Sympathiesignal einsetzen: Verlässt ein nahestehendes oder höherrangiges Tier die Gruppe, reagieren die Artgenossen lautstark. Eine Studie deckt auf, was genau hinter dem Phänomen steckt.
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Der Zusammenhalt im Wolfsrudel ist groß. Verlässt ein Tier aus der Gruppe seine vertrauten Artgenossen, heulen die Wölfe um ihren Freund.
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Wölfe sind sehr soziale Tiere. Ein Rudel kann bis zu 20 Wölfe zählen, die Größe schwankt aber.
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Meistens besteht ein Wurf aus vier bis sechs Welpen.
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In freier Wildbahn leben Wölfe recht friedlich in Familienverbänden zusammen.
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Wölfe faszinieren uns Menschen seit jeher – gleichzeitig fürchten wir uns vor ihnen. Doch die tief sitzenden Ängste vor den Vorfahren unserer Haushunde sind zum größten Teil unbegründet.
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Wenn ein Wolf seine Gruppe verlässt, dann heulen seine Artgenossen um ihren Freund. Dieses Heulen spiegelt nach einer Studie aber nicht den Stress der Tiere wider, sondern zeigt die soziale Bindung zum verlorenen Gruppenmitglied. Die Tiere setzten ihre Laute also bewusst im sozialen Kontext ein. Dies berichtet eine internationale Forschergruppe in der US-Fachzeitschrift „Current Biology“. Versuchsobjekt waren neun Wölfe im österreichischen Wolfsforschungszentrum Ernstbrunn bei Wien. Da das Abschiedsheulen der Gruppe immer wieder sehr verschieden war, ermittelten die Forscher die Dauer und Intensität und setzten die Ergebnisse in Beziehung zum Stress der Wölfe. Gemessen wurde der Stress an den Stresshormonen im Speichel sowie an der Stellung der Tiere in Partnerschaften und in der Hierarchie des Rudels.
Rudelstruktur in der Natur
Dabei fanden sie in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus der Schweiz und Italien heraus, dass die Wölfe offenbar nicht aus Stress heulten. Die Unterschiede in ihren Lauten ließen sich statistisch dagegen viel eher mit sozialen Gründen erklären: Die Wölfe heulten der Studie zufolge mehr, wenn ein ihnen sozial nahe stehendes oder in der Hierarchie hoch angesiedeltes Tier die Gruppe verließ. Dies zeigt, dass das Heulen der Wölfe keine unwillkürliche Reaktion ist – sondern ein Sympathiesignal, das gezielt und abgestuft zu einem sozialen Zweck eingesetzt wird.
Die Wölfe leben in freier Natur in Familienverbänden, das Rudel besteht aus Elterntieren und ihrem Nachwuchs. Wie der amerikanische Forscher David Mech bei seinen jahrelangen Beobachtungen herausfand, verläuft das Zusammenleben recht harmonisch und friedlich ab. Nur in Gefangenschaft, wenn nicht verwandte Wölfe auf begrenzten Raum eingepfercht werden, entwickeln die Tiere Dominanzverhalten.