Von der Antike bis in die Neuzeit hat es immer wieder Piraten gegeben, die die Menschen besonders in Angst und Schrecken versetzten, weil sie grausamer, skrupelloser und gerissener waren als alle anderen. Wie der Seeräuber Störtebeker.
„Störtebeker“ – Niederdeutsch für „Stürz den Becher“ – war im 14. Jahrhundert der Schrecken der Nord- und Ostsee. Wollte jemand in seine Mannschaft aufgenommen werden, musste er wie der Piratenführer einen riesigen Becher auf einen Zug leeren können – daher auch dessen Name.
Tollkühne Kaperungen von Hanse-Koggen
Störtebeker heuerte auf der „Seewolf“ an, deren Kapitän er später wurde. Den Übergriffen auf dänische und schwedische Schiffe folgten tollkühne Kaperungen von Koggen der Hanse. Die Waren der aufgebrachten Schiffe verkaufte Störtebeker im ganzen Norden. Obwohl die Hanse versuchte den Seehandel mit England und Holland vor Piratenangriffen zu schützen, entkam Störtebeker in waghalsigen Seemanövern immer wieder seinen Verfolgern.
Eine Hinrichtung – viele Legenden
Doch schließlich wurden der Piratenkapitän und seine Mannschaft gefasst – nach einer erbittert geführten Seeschlacht gegen eine Flotte der Hanse vor Helgoland. Sechs Monate später, am 20. Oktober 1401, standen sie vor dem Scharfrichter. Um keine andere Piratenhinrichtung ranken sich so viele Legenden wie um die Enthauptung von Klaus Störtebeker und seiner Kumpane.
Der Geköpfte ging noch an elf Männern vorbei
So soll Störtebeker dem Hamburger Bürgermeister das Versprechen abgerungen haben, all diejenigen Männer am Leben zu lassen, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbei zu gehen vermochte. Die Legende erzählt, der Geköpfte sei noch an elf Männern vorbeigegangen – bevor ihm der Scharfrichter den Richtblock vor die Füße geworfen habe.
Enthauptung des Scharfrichters
Eine andere Geschichte besagt, dass der Scharfrichter alle Enthauptungen fehlerfrei durchgeführt habe – bei 73 Männern eine ungewöhnliche Leistung. Als ihn ein Mitglied des anwesenden Rates dafür lobte, soll er geantwortet haben, dass er auf Wunsch auch noch den gesamten versammelten Rat abtun könne. Daraufhin sei der Scharfrichter selbst in Gewahrsam genommen und enthauptet worden.
Schiffsmasten mit Silber und Gold gefüllt
Schließlich wurde noch erzählt, dass Störtebeker dem Senat für sein Leben eine goldene Kette angeboten haben soll – so lang, dass sie die ganze Stadt umschlossen hätte. Doch der Senat wies das Angebot angeblich entrüstet zurück. Als man den legendären Goldschatz der „Seewolf“ nicht finden konnte, wurde das Schiff dann an einen Schiffszimmermann verkauft. Dieser zerlegte es in seine Einzelteile und machte – so die Legende – die Entdeckung seines Lebens: Alle drei Schiffsmasten waren mit Gold, Silber und Kupfer gefüllt.