Gegen Ende Oktober lohnt es sich bereits in der Abenddämmerung, den Blick nach Südwesten zu richten. Denn dort leuchtet rund eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang der helle „Abendstern“. Prof. Thomas W. Kraupe ist Direktor des Planetarium Hamburg und erklärt gemeinsam mit der Welt der Wunder Redaktion, was sich hinter dem „Gestirn“ verbirgt.
Beim „Abend“- oder auch „Morgenstern“ handelt es sich um keinen Fixstern. Vielmehr ist es ein „Wanderstern“ – ein Planet wie unsere Erde. So steht das Wort Planet im Griechischen für „Wanderer”. Es ist die Venus, der – von innen gezählt – zweite Planet unseres Sonnensystems. Da sie innerhalb der Erdbahn um die Sonne wandert, kann sie ihr von unserem Planeten aus gesehen niemals gegenüberstehen. In solch einer „Opposition“ würde sie die ganze Nacht an unserem Himmel stehen. Außerdem reist Venus auf ihrer inneren Bahn schneller um die Sonne und überholt die Erde. Bei einer solchen Annäherung östlich von der Sonne erblicken wir sie wie aktuell als „Abendstern“ am Firmament. Wenn sie sich danach wieder entfernt, steht sie westlich von der Sonne und wir sehen sie als „Morgenstern“.
Nach dem Mond leuchtet kein Himmelskörper so auffällig hell an unserem Himmel wie der Abend- oder Morgenstern. Denn Venus ist unser Nachbarplanet und ihre dicke Wolkenhülle reflektiert einen Großteil des Sonnenlichts. Am 29. Oktober erreicht Venus mit 47 Grad ihren größten östlichen Winkelabstand von der Sonne. Leider kann sie dies nicht in längere Sichtbarkeit ummünzen, da sie sich weit südlicher als die Sonne im Tierkreis bewegt. Dennoch gelingt ihr ein besonders strahlender Auftritt. Denn sie rückt auf ihrer schnelleren Innenbahn von 132 auf 98 Millionen Kilometer deutlich näher an unsere Erde heran. So steht sie zwar nicht länger, aber dafür deutlich heller am Firmament. Trotz ihrer horizontnahen Stellung ist sie kurz nach Sonnenuntergang mindestens eine halbe Stunde nicht zu übersehen.