Das vergessene Grab des Pharao
Als Howard Carter 1922 die Gruft des Tutanchamun öffnet, ist die Sensation perfekt: ein unberührtes Pharaonengrab! Fast 80 Herrscher wurden im Tal der Könige beigesetzt, alle Gräber mehrfach ausgeraubt, nur dieses eine nicht. Tutanchamuns Regentschaft galt lange als unbedeutend. Doch entscheidend ist die Vorgeschichte: Er war der Sohn von Echnaton und Nofretete – und dieses Pharaonenpaar entfesselte eine Revolution, indem es einen einmaligen Tabubruch beging: Es schwor allen alten Göttern ab und ersetzte sie durch einen einzigen – Aton. Doch die Revolte misslang, Echnaton und seine Frau wurden selbst gestürzt. Ihr Sohn wurde von Priestern als Marionette eingesetzt, um die alte Ordnung wiederherzustellen.
Das verschwundene Erbe
Als das Werk vollbracht war, starb der junge Pharao. Ob es Mord war, wird wohl nie geklärt werden. Fakt ist aber, dass die Priester nach seiner Beisetzung versuchten, alle Hinweise in den Chroniken zu tilgen: Sein Grabmonument wurde nie fertiggestellt, die Namen Echnaton und Tutanchamun verschwanden aus den meisten Inschriften und Aufzeichnungen – die 18. Dynastie wurde zum Tabu, als hätte sie nie existiert.
Tutanchamun geriet schon Jahrzehnte nach seinem Tod in Vergessenheit. Räuber konnten sein Grab nicht finden – es lag unter einem Schuttberg. Auch eine damals übliche offizielle Auflösung durch die Priester (man nutzte Beigaben aus alten Gräbern für neue Bestattungen) unterblieb, weil man schlicht vergessen hatte, dass er je existierte. Die Ironie der Geschichte: Heute ist der Pharao, den man verschwinden lassen wollte, der mit Abstand bekannteste.
Rätsel um den frühen Tod
Doch auch heute gibt Tutanchamun der Wissenschaft Rätsel auf. Moderne Untersuchungen seines Skeletts zeigen zahlreiche Anzeichen für Krankheiten und Verletzungen. Eine schwere Knocheninfektion, Malaria oder ein Unfall könnten seinen frühen Tod verursacht haben. Andere Theorien vermuten einen gewaltsamen Tod durch eine Intrige am Hof. Trotz aller modernen Methoden bleibt die genaue Todesursache ungewiss – und macht den jungen Pharao zu einer der faszinierendsten Figuren des alten Ägypten.