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Tanegashima: Der Strand, der den Samurai zum Verhängnis wurde

Am Strand vom Tanegashima treffen 1543 zum ersten Mal Japaner auf Europäer. Der Tag leitet das Zeitalter der Feuerwaffen in Japan ein. Innerhalb kürzester Zeit werden 20.000 Exemplare der Gewehre hergestellt.

Der junge Fürst traut seinen Augen nicht, als die drei Fremden vor ihn treten. Obwohl sie behaupten, vom anderen Ende der Welt zu kommen, hat der 15-jährige Tokitaka Tanegashima zunächst wenig Interesse, die drei Kaufleute zu empfangen, die am frühen Morgen mit ihrer Dschunke auf seiner Insel gestrandet sind. 

Das ändert sich aber schlagartig, als er sieht, was sie ihm mitgebracht haben: Denn als im Jahr 1543 mit den drei Portugiesen António da Mota, António Peixoto und Francisco Zeimoto die ersten Europäer japanischen Boden betreten, kennt man dort zwar neben Schwertern und Säbeln längst auch Kanonen und Schießpulver. Handliche Vorderladegewehre allerdings hat bis dato in ganz Asien noch niemand gesehen. 

Tor zu neuen Welten

Nach einer kurzen Demonstration ist der Fürst so begeistert, dass er den Portugiesen zwei Exemplare für je 1.000 Silberbarren abkauft und seinem obersten Eisenschmied noch am selben Tag den Auftrag erteilt, Kopien anzufertigen. Der Tag, an dem die Portugiesen von den Wellen des Pazifiks an den Palmenstrand von Tanegashima gespült werden, leitet eine neue Epoche in Japan ein: das Zeitalter der Feuerwaffen. Innerhalb kürzester Zeit werden 20 000 Exemplare der Gewehre hergestellt, die als Tanegashima-Arkebusen in die Geschichte eingehen werden. Die neuartigen Waffen breiten sich im bürgerkriegserschütterten Japan wie ein Lauffeuer aus, sodass bald nur noch der Besitz einer Arkebuse darüber entscheidet, welche Dynastie Macht erringen kann und welche untergeht. 

Mehr noch: Japan, bis dahin führend in der Schwertherstellung, steigt in der Folge zum weltgrößten Produzenten von Handfeuerwaffen auf. Ende des 16. Jahrhunderts werden Schlachten geschlagen, bei denen mehr von ihnen zum Einsatz kommen als in irgendeinem Land Europas. Zugleich markiert der Siegeszug des Gewehrs den Anfang vom Ende der legendären Samurai – erübrigt es als Distanzwaffe doch den direkten persönlichen Kampf, auf den ihre gesamte Kultur ausgerichtet war. Das Schwert gilt fortan eher als symbolisches Emblem der Macht denn als Waffe des alltäglichen Gebrauchs, und die Samurai werden zu Höflingen, Bürokraten und Administratoren degradiert. Die alte Kriegerkaste wird vom Meer der Geschichte weggespült.
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