250 Steinfrüchte
Nur ein Bruchteil der auf der Welt existierenden Steinfrüchte findet sich in der Obstabteilung von Supermärkten. So gibt es über 1.000 verschiedene Sorten, doch nur eine Handvoll wird aufgrund der erfüllten Kriterien hinsichtlich Haltbarkeit, Farbe und Geschmack ins Sortiment aufgenommen. Bei dem Projekt Tree of 40 Fruit arbeitet der Künstler Sam Van Aken mit 250 verschiedenen Steinfrüchten, die ihm der geschichtsträchtige Obstgarten in New York bietet.
Veredelung
Mit Hilfe der verschiedenen Sorten, die der Kunstprofessor aus der New Yorker Obstplantage erhielt, errichtete er eine Art Aufzuchtstation für die zukünftigen Trees of 40 Fruit. Dabei wählt er zunächst ein paar Ableger aus, die er zu einer Stammstruktur zusammenbaut. Die Technik, die er dabei und in allen weiteren Schritten anwendet, nennt sich Veredelung. Hier wird eine Knospe inklusive Rinde eines Baumes abgetrennt, in einen ähnlichen Einschnitt des Hauptbaumes eingefügt und mit Klebeband fixiert.
einzigartige Pflanze
Zwei Jahre später führt van Aken die Veredelung des Baumes fort, indem er weitere Ableger an die bisher gewachsenen Zweige transplantiert. Auf diese Art und Weise entsteht allmählich eine einzigartige Pflanze.
ein Baum auf dem anderen
Bei dem Prozess der Veredelung handelt es sich um eine natürliche Form des Klonens. Ein Individuum – in dem Fall die Knospe eines Obstbaumes – wächst am Zweig eines anderen Individuums heran und vervielfältigt sich dabei, sprich, bildet weitere Knospen und Zweige.
Blütezeit
Sam von Aken erstellte dabei eine Art Zeitstrahl, der ihm zeigt, wann welche Obstsorte zu blühen beginnt. Anhand dieser Timeline war es ihm dann möglich, die Bäume so zu designen, dass alle transplantierten Obstsorten zur gleichen Zeit in Blüte stehen – und das Farbspektakel beginnt.
Artenvielfalt
Ein Tree of 40 Fruit soll laut Sam van Aken nicht nur ein bloßes Kunstwerk sein, entstanden aus der Kooperation zwischen Mensch und Natur. Es soll auch der Forschung dienen, indem es einen Zeitstrahl der verschiedenen Blütezeiten darstellt. Nicht zuletzt bewahrt und verbreitet der Baum die vielen verschiedenen Steinfrüchte und trägt damit seinen Teil zur Artenvielfalt bei.
Seit einigen Jahren arbeitet der New Yorker Kunstprofessor an einem aufwendigen Projekt, das er The Tree of 40 Fruit – also den Baum der 40 Früchte – nennt. Was diesen Baum so besonders macht? Er vereint das, was für gewöhnlich nur ganze Obstgärten schaffen – nämlich eine Auswahl an vielen verschiedenen Frücht
en. Bis zu 40 Sorten sollen an seinen Zweigen und Ästen wachsen.
Angefangen hat alles mit einer vagen Idee und der Suche nach verschiedenen Steinfrüchten. „Nachdem ich New York durchkämmte und nur eine Handvoll Züchter fand, die tatsächlich Steinobst anbauten, wurde mir bewusst, in welchem Ausmaß wir auf Monokulturen ausgerichtet sind“, berichtet der Künstler während seiner Präsentation bei TEDxManhatten, einer lokalen Plattform für das Teilen von Ideen und Innovationen. Zwar gäbe es über 1.000 Sorten an Steinobst, doch sei in der Regel nur ein Bruchteil davon in Supermärkten zu finden, so van Aken. Der Grund: Viele von ihnen sind nicht über längere Zeit haltbar und somit für die Lebensmittelindustrie uninteressant.
Ein Obstgarten brachte den Stein ins Rollen
Doch dann erfuhr van Aken im Jahr 2008 von einem Obstgarten in Geneva, New York, dessen Bäume die verschiedensten Steinfrüchte trugen. Das Besondere: Teilweise waren Früchte darunter, die heutzutage gar nicht mehr angebaut werden. Allerdings stand die Obstplantage kurz davor, geschlossen zu werden, weil das Geld fehlte. Die Folge: Die dort wachsenden Früchte würden peu à peu aussterben. Für van Aken unvorstellbar – daher entschied er sich, den Obstgarten zu kaufen. So begann der Sprössling einer Bauernfamilie, aus einer Sammlung von über 250 Steinfrüchten einen Baum zu erschaffen, wie es ihn noch nie zuvor gab.
„Zwischen den Jahren sieht der Baum wie ein ganz normaler Baum aus – bis es dann Frühling wird und die Knospen in den verschiedensten Pink-, Weiß- und Purpurtönen aufblühen“, sagt Sam van Aken. Fangen die Früchte an zu wachsen, sollen die Bäume nach etwa zehn Jahren bis zu 40 verschiedene Sorten an Aprikosen, Nektarinen, Pfirsichen, Pflaumen, Kirschen und Mandeln tragen. Nach fünf bis sechs Jahren sieht man erste Ergebnisse – und diese sind bereits vielversprechend.
Die Dreifaltigkeit des Baums der 40 Früchte
Van Aken nennt drei Gründe für seine Leidenschaft: Neben dem Erhalt der Artenvielfalt wirkt der Tree of 40 Fruit mit seinen bunten Farben wie ein einzigartiges Kunstwerk. Außerdem stelle er einen umfassenden Zeitstrahl dar, der die verschiedenen Blütezeiten der Bäume im Verhältnis zueinander widerspiegelt.
Bislang stehen die meisten transplantierten Bäume an der Ostküste der USA. Doch van Aken will die gezüchteten Bäume über die ganzen USA verteilen, damit die verschiedenen Sorten erhalten bleiben und so auch die Vielfalt der Regionen fördern.