Wer die einsamste Insel der Welt besuchen will, muss viel Zeit einplanen. Tristan da Cunha ist nur per Schiff erreichbar – Flugzeuge landen hier nicht. Eine Woche dauert die Überfahrt von Südafrika aus: Denn Tristan da Cunha, die Hauptinsel des gleichnamigen Archipels, liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, weiter vom Festland entfernt als jede andere Insel der Welt.
Mythos um einen Schatz
Ihren Namen erhielt Tristan da Cunha vom portugiesischen Admiral Tristão da Cunha, der die Insel 1506 entdeckte. Doch es vergingen noch über dreihundert Jahre, bis sich erstmals ein Mensch hier dauerhaft niederließ. Das war der US-Amerikaner Jonathan Lambert im Jahr 1810. Dem Siedler gefiel das raue Land gut – und so nannte er es einfach sein Eigentum. Zwei Jahre später allerdings kam er bei einem Bootsunglück ums Leben. Hinterlassen hat er nur ein Geheimnis: Bis heute erzählt man sich von einem gewaltigen Schatz, den Lambert durch den Verkauf von Robben-Öl angehäuft und auf der Insel versteckt haben soll.
1816 wurde Tristan da Cunha offiziell von Großbritannien annektiert. Der Schiffsverkehr machte die Insel bald zu einem wertvollen Außenposten. Robben-, Walfänger und anderen Seeleute waren froh, auf ihrer weiten Reise über den Atlantik hier stoppen zu können. Bis zur Eröffnung des Sueskanals wuchs die Bevölkerung stetig an. Dann änderten sich die Schifffahrtsrouten und die Insel geriet ins zivilisatorische Abseits.
Leben im Abseits
2008 lebten auf der Insel 284 Menschen. Sie alle stammen, mit nur wenigen Ausnahmen, von fünfzehn „Ursiedlern” ab, die zwischen 1816 und 1908 auf der Insel strandeten. Daraus haben sich sieben Familiennamen entwickelt. Das endemische Leben führte bis heute zu erblichen Gesundheitsproblemen – und zu einer großen Portion Sturheit. Als die Bewohner 1962 aufgrund vulkanischer Aktivitäten von der Insel nach Großbritannien evakuiert wurden, hofften die Behörden, den vereinsamten Außenposten endgültig aufgeben zu können. Doch die Insulaner erzwangen ihre Rückkehr mit Unterstützung der Öffentlichkeit und des Parlaments.
Heute leben die Insulaner relativ autark. Fischerei und Landwirtschaft stellen die Nahrungsversorgung auf Tristan da Cunha sicher. Die Kommunikation mit der Außenwelt war bis vor kurzem ein echter Luxus, da die Telefonkosten enorm hoch waren. Das änderte sich erst mit der Installation von Satelliten- und Internetverbindungen. Seit 2006 gibt es damit auch auf der entlegensten Insel der Welt ein Internet-Café.