Nicht alle berühmten Mordfälle der Geschichte sind gelöst. Doch mit modernen Analysen können Ermittler heute Fälle zum Abschluss bringen, die seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten in den Akten schlummern. Zusammen mit Forensikern bringt Welt der Wunder diese ungelösten Fälle noch einmal ans Licht. Wer tötete Tycho Brahe?
Moderne forensische Methoden können einen Jahrhunderte alten Mord aufklären – oder auch einen fälschlich Verdächtigen freisprechen. So wie bei Johannes Kepler, einem der größten Astronomen der Menschheit. Bevor Kepler Weltruhm erlangt, arbeitet er als Assistent des dänischen Mathematikers Tycho Brahe. Dieser steht am 13. Oktober 1601 kurz vor einer bahnbrechenden, weltverändernden Veröffentlichung. Doch am selben Tag bricht er an der Festtafel des Kaisers Rudolph II. zusammen – am 24. Oktober ist er tot. Der Legende nach ist seine Blase geplatzt. Brahe habe zu viel Wein getrunken und aus Höflichkeit dem anwesenden Kaiser gegenüber nicht den Abort aufgesucht.
Neid als Motiv?
Eine absonderliche Theorie, finden schon die Zeitgenossen Brahes. Sie suchen – und finden – eine andere Theorie: Der ehrgeizige Assistent habe seinen Lehrmeister vergiftet. Johannes Kepler hätte gleich drei Motive: drei astronomische Gesetze, nach denen sich die Planeten bewegen und die Kepler kurz nach dem Tod seines Meisters weltexklusiv veröffentlicht. Diese Gesetze haben die Astronomie geprägt und tragen bis heute den Namen Keplers. Ewiger Ruhm wäre ansonsten Tycho Brahe zugefallen. Kein Wunder also, dass die Mordtheorie seit dem 17. Jahrhundert durch die Geschichte geistert. In den 1990er-Jahren scheint sich die Theorie zu bestätigen: Da untersuchen Wissenschaftler einige Haare des Toten – und entdecken tödlich hohe Konzentrationen von Quecksilber.
Es ist zwar denkbar, dass der Astronom bei seinen Experimenten mit Quecksilber in Berührung kam. Aber dann hätte es eigentlich auch Kepler erwischen müssen. Doch der lebte noch 29 Jahre – ohne entsprechende Beschwerden. War Kepler also tatsächlich Brahes Mörder? Ein Forscherteam will es 2012 genau wissen und entlastet Kepler. Eine erneute Obduktion findet zwar Quecksilber im Gewebe – die Mengen sind aber zu gering, um tödlich zu sein.