Für Bulgariens Kommunisten war es ein Prestigeprojekt: Ein Denkmal für die sozialistische Bewegung des Landes, das dem Machtanspruch und der Selbstwahrnehmung der Herrscher unter Moskaus Gnaden gerecht wurde. Errichtet werden sollte das Bauwerk auf dem Chadschi Dimitar, einem gut 1440 Meter hohen Berg im Zentralbulgarischen Balkangebirge. Für die Wahl dieses sehr abgelegenen Ortes gab es einen guten Grund: Hier fand im Jahr 1891 der erste Kongress der bulgarischen Sozialisten statt, die dort erstmals die Zukunft des Landes unter ihrer Herrschaft planten.
Nationalismus trifft Sozialismus
Der Berg hat für die Bulgaren aber noch eine weitere Bedeutung: Im Jahr 1868 zu der Zeit befand sich das Land noch unter osmanischer Herrschaft – kämpfte hier der Rebellenführer Chadschi Dimitar gegen die türkische Besatzungsmacht. Die damals beginnenden Aufstände führten zwar nicht unmittelbar zur Befreiung, aber der Mythos der Rebellion gegen das Osmanische Reich wird in Bulgarien bis heute mit diesem Ort und Chadschi Dimitar verknüpft.
Im Jahr 1942 wurde der bis dahin Busludscha genannte Berg daher nach dem Rebellenführer benannt – und trägt dessen Namen bis heute. Genau hier, wo die nationalistische und die sozialistische Strömung Bulgariens historisch verbundenen sind, wollte die Bulgarische Kommunistische Partei (BKP) sich und ihrer Ideologie ein Denkmal setzen.
Die Pläne für das Monument sahen vor, dass es zwei Funktionen erfüllen sollte: Gedenkstätte und Versammlungsort – und es sollte mit dementsprechender Strahlkraft ausgestattet werden. So entschied man sich bei der BKP für einen futuristischen Bau, der äußerlich stark an ein UFO erinnert. Für den Zeitgeist der Planungsphase in den 1970er Jahren waren solche Formen nichts Ungewöhnliches; aus heutiger Sicht wirkt das Bauwerk aber seltsam deplatziert.
Mitten im Nirgendwo scheint eine riesige fliegende Untertasse auf einem Berggipfel gelandet zu sein. Das tat der Begeisterung der kommunistischen Machthaber keinen Abbruch, und so wurde die Eröffnung 1981 zu einem gigantischen Spektakel.
Die Zeiten haben sich gewandelt
Noch heute kann man sich bei einem Besuch des äußerlich recht gut erhaltenen Monuments vorstellen, wie es einst den Massen als Pilgerstätte diente – was es übrigens auch heute noch gelegentlich tut, wenn sich die mittlerweile in Bulgarische Sozialistische Partei (BSP) umbenannte ehemalige BKP dort versammelt.
Ein Blick ins Innere verdeutlicht aber, wie sehr sich die Zeichen der Zeit auch in Bulgarien gewandelt haben: Seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft 1989 wurde das Gebäude dem Verfall preisgegeben; von der einstigen Versammlungsstätte, einem antiken Auditorium nachempfunden, sind nur noch Steinstufen und Wandgemälde übrig. Das von der Witterung schwer gezeichnete Gebäudeinnere hat heute etwas sehr gespenstisches an sich.
Man mag darüber streiten, ob solche Bauwerke wie das Busludscha-Monument erhaltenswert sind; stehen sie doch sinnbildlich auch für eine Epoche, an die viele ältere Bulgaren keine sonderlich guten Erinnerungen haben. Aber wäre der Abriss eine bessere Lösung? Wohl kaum; er käme einer Verdrängung der eigenen Geschichte gleich – und die hat bisher noch keinem Volk genützt.