Kaum eine Urlaubsregion ist so beliebt, wie das Mittelmeer. Kein Wunder: Gerade für Europäer ist dieses Urlaubsziel mit minimalem Aufwand zu erreichen. Ob Entspannungswillige oder Entdecker – für jeden hat das Mittelmeer etwas zu bieten.
Mediterrane Entdeckungen: Ruhezonen für Inselurlauber
Es gab eine Zeit, da zogen kilometerlange Blechkarawanen über die Alpenpässe, um sich an der italienischen Mittelmeerküste ganz dem urlaubshaften Dolce Vita hinzugeben. Die Erfolgsgeschichte des Mittelmeerraums als Urlaubsziel beginnt aber nicht erst mit den Wirtschaftswunderjahren, sondern schon deutlich früher. Wobei die Bildungsreisenden der Neuzeit vielleicht nicht in erster Linie wegen des schönen Wetters und des guten Essens kamen – vor allem das Interesses an Kunst und Kultur war groß.
Bis heute sind die Beweggründe, dorthin zu reisen, ebenso vielfältig wie Landschaft und Kultur. Über mangelnde Beliebtheit kann sich der Mittelmeerraum daher nicht beklagen, im Gegenteil erleben manche Regionen und Inseln einen seit Jahrzehnten anhaltenden Boom. Die Balearen-Insel Mallorca ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die gesamte Mittelmeerregion von ihrer Vielfalt profitiert – im Großen wie im Kleinen. Immerhin ist „Malle“ weitaus mehr als bloße Party.
Und so bietet eigentlich jedes Fleckchen Erde im Mittelmeer deutlich mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Wer also alle Vorzüge dieser großen Urlaubsregion genießen, dabei aber auf die üblichen Formen des Massentourismus verzichten möchte, kann nach wie vor fündig werden – und immer Neues entdecken. Zum Beispiel die unterschiedlichen Insellandschaften Griechenlands, Italiens, Kroatiens, Frankreichs und Spaniens.
Die griechischen Inseln
Die touristischen Marktführer unter den griechischen Inseln sind und bleiben in erster Linie Kreta und Rhodos, dicht gefolgt von Santorin, Lesbos und Naxos – diese Rolle haben sie wohl mit einer gewissen Berechtigung. Wer die kleinen Inseln als zu massentauglich empfindet, hat immerhin mehr als 3.000 Ausweichmöglichkeiten. Diese auf die drei nachfolgenden Beispiele herunter zu brechen, kommt zwar einem Frevel gleich, lässt Griechenlandfans im Umkehrschluss aber immerhin noch eine erstaunliche Anzahl an Entdeckungen offen.
Lefkada
„Die Weiße“ im Ionischen Meer, die begleitet wird von der Inselgruppe der Tilevoides sowie Kefalonia und Ithaka, trägt ihren Namen schon zu Recht. Der geht zurück auf die Kreidefelsen, die das Gesicht der Insel im Westen prägen. Dennoch erwartet die Besucher ein beeindruckendes Farbenspiel zwischen sattem Grün und einem hellen Türkis. Und so finden hier entlang der Küste karibisch anmutendes Wasser und weiße Strände in malerischster Weise zueinander. Nicht zufällig hat es seinerzeit den Onassis-Clan hierhin verschlagen, wenn auch auf eine kleine Privatinsel.
Doch Lefkada ist auch jenseits der Stranderlebnisse einen Besuch wert. Denn abseits der Touristenströme – die am ehesten noch in Nydri anzutreffen sind, wo es immerhin eine Shoppingmeile gibt – kann man hier Griechenland in seiner ganzen Behaglichkeit und Ruhe genießen. Gerade in den Bergdörfern lässt sich das Ursprüngliche wiederfinden.
Skopelos
Der nächste Abstecher führt in die Ägäis, auf ein Mitglied der Nördlichen Sporaden. Hier liegt Skopelos, eine Insel, die aus zwei Felsmassiven besteht, die von einer flacheren Ebene verbunden werden. Rund 5.000 Einwohner leben hier, davon der größte Teil in der gleichnamigen Hauptstadt. Die lockt vor allem mit ihrer Altstadt, die – wie die Insel insgesamt – durch einen Baustopp in ihrer bestehenden Form erhalten werden konnte.
Die Besucher, die sich hierher verirren, finden deshalb eine wahrhaft filmreife Kulisse für ihren Urlaub wieder und befinden sich zugleich in einer Reihe illustrer Gäste: Meryl Streep war schon hier, zusammen mit Pierce Brosnan, wenngleich die beiden weniger zur Entspannung als arbeitsbedingt auf Skopelos waren. „Mamma Mia!“, der Musical-Film basierend auf Hits der schwedischen Pop-Band ABBA, wurde mit den beiden in den Hauptrollen auf der Insel gedreht.
Schöner hätte sich kein Regisseur seinen Drehort erdenken können: Kleine, verwinkelte Straßen mit weißgetünchten und mit Pflanzen überzogenen Häuser oder die Kirche Agios Ioannis, die sich auf die Spitze eines einzelnen Felsen direkt am Meer verzogen hat.
Ikaria
Ebenfalls in der nördlichen Ägäis befindet sich die mythische Grablege von niemand geringerem als dem Dädalus-Sohn Ikarus. Ihm verdanken sowohl die Insel als auch das umliegende Meer ihren Namen. In einem wichtigen Punkt unterscheiden sich die Insulaner von ihrem Namensgeber: Während er schon in jungen Jahren starb, gehören sie zu den ältesten von ganz Europa und verfügen über eine ganz eigene Art. Dafür mag die Insellage verantwortlich sein, dabei ist Ikaria alles andere als isoliert. Früher war sie das und diente im Griechischen Bürgerkrieg als Exil für Widerstandskämpfer. Heute residieren hier besonders in den Sommermonaten die hektischen griechischen Städter, die unter anderem von den Stränden angelockt werden.
Aber auch Wanderer können auf Ikaria auf ihre Kosten kommen und wer wirklich heilsame Entspannung sucht, der kann die Thermalquellen aufsuchen. Überhaupt ist Entspannung ein gutes Stichwort, denn die Uhren der Inselbewohner ticken etwas anders. Allerdings – wo wenn nicht im Urlaub sollte es vornehmlich um Entspannung gehen?
Die italienischen Inseln
„Bella Italia“ ist ja sowieso schon so etwas wie der Inbegriff von Urlaub. Nicht weniger gilt für die Inseln vor der italienischen Küste, die normalerweise bevorzugt als Reiseziel angesteuert wird. Dabei gibt es auf den Inselwelten so viel zu entdecken – selbst auf denen, die vermeintlich schon bekannt sind.
Sardinien
Sardinien ist schon seit einiger Zeit eine beliebte Urlaubsdestination, dennoch bei weitem nicht so überlaufen wie manch andere Mittelmeerinsel – und zudem immer wieder für eine Überraschung gut. Noch dazu zeichnet die Insel das aus, was den Mittelmeerraum im Gesamten zu einem solch lohnenswerten Reiseziel macht: die Vielfalt. Strand-, Kultur- und Aktivurlaub lassen sich hier problemlos miteinander verbinden, ohne die Insel überhaupt verlassen zu müssen. Das macht den Aufenthalt abwechslungsreich. Der Nordwesten rund um Alghero etwa bewegt sich zwischen tollem Landschaftserlebnis und touristisch gut erschlossenen Orten. Zwischen Alghero (Bild) mit seinen 40.000 Einwohnern und den Kalkfelsen von Capo Caccia lässt sich ein guter Eindruck von den landschaftlichen Vorzügen und dem urbanen Leben gewinnen. Wem hier schon zu viel Trubel herrscht, hat immer noch die Möglichkeit, in Richtung der Ostküste Sardiniens weiterzuziehen und ein ungestörtes Outdoor-Abenteuer zu erleben. Ein dauerhafter Aufenthalt auf Sardinien könnte übrigens eine kostspielige Angelegenheit werden: Entlang der Romazzino-Bucht nahe des Küstenorts Porto Cervo liegt die teuerste Wohnlage Europas. Die Immobilien hier schlagen gerne mal mit rund 300.000 Euro pro Quadratmeter zu Buche.
Die Tremiti-Inseln
Weniger bekannt als das große Sardinien sind hingegen die fünf Tremitischen Inseln San Nicola, San Domino, Capraia Cretaccio und Pianosa. Für Urlaubswillige ergeben sich daraus paradiesische Zustände und das nicht nur wegen des geringen Touristenaufkommens. Denn es gibt kaum Verkehr: mit dem Auto dürfen nur Inselbewohner fahren.
Wie Ikaria hat auch die kleine Inselgruppe ein mythologisches Erbe, bei dem der griechische Held Diomedes aus dem Trojanischen Krieg die Hauptrolle spielt. In manchen Erzählungen gilt er als Schöpfer der „Diomedischen Inseln“, die aus drei von ihm ins Meer geschleuderten Felsen entstanden sein sollen. Außerdem soll er die Inseln selbst bewohnt und zahlreiche Tempel dort errichtet haben. Noch heute erinnert der Name einer heimischen Albatros-Art an ihn – sie sind die Nachfahren von Diomedes‘ einstigen Gefährten, die von Aphrodite in Vögel verwandelt wurden.
Auch wenn es sich dabei um Legenden handelt, so ist die Fauna und Flora der Tremiti-Inseln doch eine in der Tat ganz besondere. Seit 20 Jahren gehören sie zu einem Meeresschutzraum und bieten daher einer im Vergleich zu weiten Teilen des restlichen Mittelmeeres vielfältigen und gesunden Tier- und Pflanzenwelt eine Heimat. Aber auch landschaftlich können die Inseln punkten, zum Beispiel mit zahlreichen Grotten, klarem Wasser und beeindruckenden Felsformationen. Dazwischen finden sich Festungs- und Klosteranlagen, die noch auf das Mittelalter zurückgehen. Die Isole Tremiti sind also ein Kleinod für Natur- und Kulturliebhaber.
Die Liparischen Inseln
Im Tyhrrhenischen Meer, nördlich von Sizilien hat der Vulkanismus eine siebenköpfige Inselgruppe aus dem Wasser gehoben. Der vulkanische Ursprung hat ihnen auch die Aufnahme in das Weltnaturerbe der UNESCO eingebracht. Sie sind aber weit mehr als das Versuchslabor der Geowissenschaftler. Gerade wegen ihres feurigen Temperaments ziehen die Inseln viele Naturbegeisterte an. Mit Ausnahme von Lipari wurden auf allen anderen Inseln (namentlich Alicudi, Filicudi, Panarea, Stromboli, Vulcano und Salina) Naturreservate angelegt, in der WildLife-Station auf Filicudi werden zudem kranke Meeresschildkröten und Delfine versorgt.
Tatsächlich ist es vor allem das Erlebnis der Natur und die sizilianisch geprägte Gastfreundschaft, die den Charme der Inselgruppe ausmachen – und natürlich die Historie und die Geschichten rund um die Äolischen Inseln, wie sie ebenfalls genannt werden. Erstere ist wirklich lang und geht bis in die Steinzeit zurück, bis heute haben Griechen, Karthager, Römer und Normannen ihre Spuren hinterlassen. So vielfältig wie das architektonische Erbe sind auch die Charaktere der einzelnen Inseln.
Lipari beispielsweise ist als Hauptinsel zugleich auch das touristische Zentrum, während etwa Alicudi nicht einmal über Straßen verfügt. Salina wiederum rühmt sich für ihre Kapern und besticht ansonsten durch die überaus typische Inselarchitektur – die sogar per Bauordnung vorgeschrieben ist. Besucher können sich daher – nicht nur auf der Kapern-Insel – auf ein authentisches Italien-Erlebnis freuen.
Die kroatischen Inseln
Was sieht in weiten Teilen, mit seinen alten Städten und wunderbaren Küstenlinien aus wie Italien, ist es aber gar nicht? Richtig – Kroatien. Das Balkanland ist aus genau diesem Grund eigentlich schon kein Geheimtipp mehr. Dennoch bietet die kroatische Adriaküste mit ihrer Vielzahl kleinerer und größerer Inseln immer noch genug Anlaufpunkte, an denen Urlauber etwas ungestörter sein können und das Reiseerlebnis umso einzigartiger wird.
Mljet
Aus verschiedenen Gründen gilt das für die Insel Mljet (Bild), die sich in relativer Nachbarschaft zum wahrscheinlich bekannteren Dubrovnik befindet. Dabei ist sie selbst eine Berühmtheit, auch wenn ihr Ruhm in fast vergessene Zeiten zurückreicht. Der griechische Held Odysseus soll hier einige Jahre mit der Nymphe Kalypso verbracht haben, davon sind zumindest die Bewohner überzeugt.
Wirklich einzigartig wird Mljet allerdings durch seine dichte Bewaldung, die sich über rund 90 Prozent der Insel erstreckt und ein erstaunliches Kontrastprogramm zu den ansonsten vergleichsweise kargen Mittelmeerinseln bietet. Steineichen, Aleppokiefern und Lorbeer umstehen auch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, nämlich den großen Salzwassersee, der auf einer kleinen Insel ein mittelalterliches Benediktinerkloster beheimatet.
Die dort entstandenen Biotope sind wie der Wald die Gründe dafür, diesen Bereich der Insel zum Nationalpark zu erklären. Dabei wirkt auch der Rest der Insel so, als gehöre er dazu – es gibt nur wenige kleine Ortschaften. Ansonsten winkt hier grüne Abgeschiedenheit, in die hin und wieder kleine Buchten mit Sandstränden gestreut sind. Der ideale Rückzugsort für Urlauber, die wirklich die Ruhe in der Natur suchen.
Losinj und Cres
Die beiden Inseln in der Kvarner Bucht im Norden des Landes, die nahe der Städte Pula und Rijeka und der bekannteren Insel Krk liegen, als Paar genannt werden. Denn eine Drehbrücke – bei Osor – verbindet Losinj und Cres miteinander, so dass Insel-Hopping in diesem Fall ein Leichtes ist.
Hier geht es deutlich aktiver zu als in der waldigen Abgeschiedenheit von Mljet, was nicht bedeutet, dass das Inselpaar nicht durchaus auch für Naturliebhaber einiges zu bieten hat. Das gilt sowohl für die Pflanzenwelt, die immer noch üppige Wälder und hunderte verschiedene Pflanzenarten hervorbringt, wie auch für die Tierwelt. Die ist unter anderem die Heimat des Gänsegeiers, von Delfinen – und die zahlreicher Schafe.
Besonderer Höhepunkt ist der Vrana-See auf Cres: Der Süßwasser-See liegt über dem Meeresspiegel, ist aber zugleich so tief, dass sein Grund wiederum unterhalb des Meeresspiegels liegt. Er ist allerdings nicht zu besichtigen – als natürliches Trinkwasserreservoir der Insel ist er durch ein Sperrgebiet geschützt.
Die beiden Inseln bieten auch Möglichkeiten, den Urlaub mit sportlichen Aktivitäten auszufüllen. Insbesondere Taucher kommen entlang der Küste auf ihre Kosten – klarstes Wasser ist eines der Markenzeichen der kroatischen Küstenlandschaft. Ansonsten gibt es natürlich ebenso Dörfer, in denen es sehr beschaulich zugeht, abseits der etwas größeren Orte und Städtchen wie der gleichnamigen Inselhauptstadt Cres, Beli oder Lubenice.
Darüber hinaus lässt sich auf den Inseln die wechselvolle und spannende Geschichte der Region ablesen: Seien es griechische Statuen, die auf dem Meeresgrund vor Losinj gefunden wurden oder venezianische Architektur, die Völker des Mittelmeerraums haben auf dem Inselpaar ihren Eindruck hinterlassen und damit zugleich den Grundstein für eine bis heute sehr lebendige Kulturlandschaft gelegt.
Die französischen Inseln
Frankreich hat eine erstaunlich vielfältige Inselwelt – allerdings erstreckt diese sich auch vom Ärmelkanal bis in die Karibik. Unter den Mittelmeerinseln nimmt Korsika schon aufgrund der Größe eine dominante Stellung ein. Doch der Blick über die korsische Küste hinaus fördert das eine oder andere Kleinod hervor.
Île Saint-Honorat
Im Golf von Napoule, südlich von Cannes, liegen die vier Leriner Inseln. Von diesen sind Saint-Ferréol und die Île Saint de la Tradeliere so klein, dass sie kaum der Rede wert sind. Die beiden größeren Schwesterinseln hingegen sind weitaus spannender. Sainte-Marguerite als die größere der beiden übrigen Inseln darf sich sogar mit einiger literarischer Berühmtheit brüsten, war sie doch – mutmaßlich – der Ort, an den laut Alexandre Dumas „der Mann mit der eisernen Masken“ verfrachtet wurde. Das auf der Insel errichtete Fort Royal diente in der Tat vom 17. bis ins 20. Jahrhundert als Gefängnis. Auf der Île Saint-Honorat (Bild) gibt es ebenfalls Zellen, allerdings nur für die dort seit dem frühen Mittelalter ansässigen Mönche. Saint-Honorat ist nämlich eine Klosterinsel, weswegen – abgesehen von ein paar Kapellen – das befestigte Kloster und die Abtei Lérins die einzigen Gebäude hier sind. Entsprechend der Lebensweise ihrer Bewohner ist die Insel von Ruhe geprägt. Das gilt für die Pinienwälder genauso wie für die vor allem im Süden gelegenen Buchten. Inselgäste, die das Mönchsleben einmal hautnah nachempfinden möchte, können sich für maximal eine Woche der Klostergemeinschaft anschließen. Das ist dann aber nicht ausschließlich Entspannung, denn die Zisterzienser legen wenig Wert auf Luxus und dafür umso mehr auf körperliche Arbeit.
Wer auf diese Erfahrung, nicht aber auf den Besuch der Insel verzichten mag, kann täglich die Fähre von Cannes aus nehmen. Und statt des Klosters das Inselrestaurant aufsuchen, das fast ganzjährig geöffnet hat. Das bietet zugleich eine gute Gelegenheit, den von den Zisterziensermönchen angebauten Wein und den angesetzten Likör zu versuchen.
Île de Cavallo
So spartanisch das Leben auf Saint-Honorat sein mag, so mondän und exklusiv ist es auf der Île de Cavallo, der Pferdeinsel im Lavezzi-Archipel. Was zunächst nach freier und wilder Natur klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Rückzugsort für die Schönen und Reichen. Die haben das kleine Eiland seit den 1980ern zunehmend in Beschlag genommen und wer von den Felsen und Sandstränden in das kristallklare Wasser blickt, wird das nachvollziehen können.
Pferde sucht man hier übrigens vergebens, der Ursprung des Namens muss daher im Dunkeln bleiben. Nicht so die Schönheit der Insel, die wie die gesamte Inselgruppe zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Was wohl einer der Gründe dafür ist, dass der Landeplatz für Kleinflugzeuge nicht mehr genutzt wird. Wer einen Einblick in das Inselleben als Milliardär gewinnen möchte, kann sich mit einem Boot dort absetzen lassen. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt ist auch das Nächtigen im Hotel des Pecheurs möglich.
Spanien und Malta
Vielen der spanischen Inseln eilt ein weithin bekannter Ruf voraus – im Mittelmeer sind es eben vor allem die Balearen-Inseln, die die Touristen locken. Deren Schatten ist teilweise so groß, dass manch anderes Inselkleinod darin gänzlich verschwindet.
Cabrera Gran
Die „Ziegeninsel“ ist anders als Mallorca nur in einem sehr eng begrenzten Rahmen eine klassische Urlaubsinsel – und schon gar keine im Maßstab der Nachbarinsel. Vielmehr ist Cabrera Gran ein wohlbehüteter Teil eines Nationalparks, dessen Natur die zuständigen Behörden unter großem Einsatz versuchen zu erhalten. Das bedeutet beispielsweise eine begrenzte Anzahl an Genehmigungen, die Insel mit dem Boot anzufahren und dort festzumachen (ohne Anker übrigens, denn auch der Meeresgrund ist hier geschützt). Nur 50 Besucher pro Tag sind erlaubt und noch begrenzter die hiesigen Übernachtungsmöglichkeiten. Die gibt es zwar inzwischen, allerdings umfasst das Angebot der einzigen Herberge lediglich zwei Doppelzimmer – die man nur für eine Nacht buchen kann.
Der Lohn für den bürokratischen Aufwand: Eine fast unberührte Natur auf und perfekte Tauchgründe um die Insel. Erkundungstouren über die Insel werden von Rangern begleitet. Das dient einerseits dem Schutz der Natur, andererseits können Interessierte auf diese Weise einiges über die nicht immer so menschenleere Geschichte Cabreras lernen.
Comino
Apropos menschenleer: Gegen die dauerhaft dort lebende Bevölkerung von Comino (Bild) nimmt sich Cabrera schon fast überlaufen aus. Ganze vier Menschen zählt die einheimische Einwohnerschaft, allerdings ist die Insel zwischen Malta und Gozo deutlich mehr auf den Tourismus eingestellt: Es gibt eine Hotelanlage mit 95 Zimmern, eine Ferienbungalowsiedlung und einen Campingplatz.
Das Naturerlebnis fällt hingegen viel weniger lebhaft aus: Die Pflanzenwelt beschränkt sich auf Agaven und Feigenkakteen, dazwischen wachsen Aleppokiefern und Oleanderbüsche. Dafür gibt es zahlreiche Vögel zu beobachten, wahlweise vom Schiff aus oder bei einer der Wanderungen über die Insel. Abgesehen davon gibt es natürlich noch das herrliche Wasser, das besonders in Cominos berühmter Blauen Grotte zum Schwimmen und Tauchen einlädt – ein Erlebnis, das die sonstige Kargheit der Insel mehr als aufwiegt.
Vielfalt im und um das Mittelmeer
Trotz ihrer Vielfalt haben die Mittelmeerinseln alle ihre Gemeinsamkeiten. Gemeinsam ist den Inseln, die es noch nicht zur Touristenhochburg geschafft haben, das Naturerlebnis und das herrliche Wasser. Dennoch sind sie einzigartig, auch dank der vielen kulturellen Unterschiede.
Diese Kombination aus Gemeinsamkeit und Vielfalt macht den Reiz des Mittelmeeres nach wie vor aus. Das gilt auch für andere Urlaubsregionen, die erst jetzt als solche erschlossen werden. Etwa die slowenische Adriaküste – die mit knapp 50 Kilometern Länge recht überschaubar ist, aber dennoch das gesamte Spektrum bietet: vom Kieselstrand bis zum feinen Sandstrand, von Naturbuchten bis zur Strandpromenade. Zu entdecken gibt es entlang der Mittelmeerküsten also noch genug.