Griechenland hat auch abseits von Strand und Meer so einiges zu bieten: Ein Urlaub in der Helleneischen Republik eignet sich besonders, um die antike Mythologie zum Leben erwecken. Wir begeben uns auf die historischen Spuren der griechischen Götter- und Sagenwelt.
Olympia – Die Wiege des sportlichen Wettkampfs
Als eines der populärsten und weltweit bekanntesten Vermächtnisse der Griechen gelten die olympischen Spiele. Der Ort Olympia, an dem die ersten Wettkämpfe bereits in der Antike stattgefunden haben, existiert noch heute und sollte bei jedem Griechenland-Besucher in der Liste der Reiseziele ganz oben stehen. Er liegt im Westen der Halbinsel Peloponnes am Fuß des Kronoshügels. Das Dorf Archea Olymbia (Alt-Olypia) befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den historischen Ausgrabungsstätten.
Die olympischen Spiele der Antike
Historische Befunde belegen, dass die ersten olympischen Spiele bereits im Jahr 776 vor Christus stattgefunden haben. Zentrum der Wettkämpfe war der Heilige Hain, um den sich die verschiedenen Wettkampfstätten gruppierten. Erst im 18. Jahrhundert wurde der Ort wiederentdeckt und nach und nach ausgegraben. Die Überbleibsel und Ruinen verschiedener Bauwerke sind heute zu besichtigen:
- Zeus-Tempel: Die historischen Spiele wurden alle vier Jahre zu Ehren des Gottes Zeus ausgetragen. Um die Dimensionen des imposanten Bauwerks deutlicher zu machen, stellten Archäologen 2004 alte Säulen wieder auf und ergänzten sie zum Teil durch Nachbildungen.
- Hera-Tempel: Auch davon sind heute nur noch Ruinen zu sehen. Zu Beginn jedes olympischen Jahres wird seit 1936 am Hera-Tempel das olympische Feuer entzündet und von Staffelläufern zum jeweiligen Austragungsort gebracht.
- Stadion: Hier wurden teilweise die verschiedenen Bauteile rekonstruiert. Auf erhöhten Hügeln neben den Wettkampfplätzen hatten damals bereits rund 45.000 Zuschauer Platz.
- Werkstatt des Phidias: In diesem Tempel hat Phidias die Zeus-Statue geschaffen, die zu den sieben Weltwundern der Antike zählt. Die zwölf Meter hohe Kunstwerk stand im Hauptraum des Zeus-Tempels.
Spuren und Überbleibsel
Aus den olympischen Spielen zu Ehren des Gottes Zeus entstanden verschiedene Tugenden, die sich bis heute gehalten haben. Der olympische Gedanke, aber auch der faire Wettkampf oder ein friedlicher Ablauf gelten auch in der jetzigen Zeit als zentrale Punkte der internationalen Veranstaltung. Die Redewendung „Dabei sein ist alles“ gilt heute oftmals als Motto. Dabei war bereits in der Antike der Leistungsgedanke verbreitet: „Citius, altius, fortius“ (zu Deutsch: schneller, höher, stärker) – so die Devise für die Olympiade.
Phantastische Götter und weltliche Freuden
Auch die vielen griechischen Helden und Gottgestalten spiegeln sich in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens wieder. Wie in jeder alten Kultur existieren unterschiedliche Götter vor allem im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln und deren Produktion oder auch der Jagd – so auch in der griechischen Mythologie. So ist unter den olympischen Göttern beispielsweise Demeter als Schwester des Zeus für die Fruchtbarkeit der Erde, den Ackerbau und die Jahreszeiten zuständig. In diesen Zusammenhang passt auch das Füllhorn – ein Symbol für Glück, Reichtum und Überfluss. Es ist mit verschiedenen Feldfrüchten gefüllt. Goldene Äpfel tauchen in der griechischen Mythologie im Garten der Hesperiden auf. Sie sollen ewige Jugend verleihen.
Ein weiteres Beispiel ist Dionysos, der Gott der Freude und der Ekstase – oftmals auf Weinflaschen oder Speisekarten abgebildet: Er stellt verschiedene Charaktereigenschaften dar, die mit den weltlichen Genüssen verbunden werden. Auch der Rausch und die Ekstase sind in manchen Abbildungen zu sehen. In allen Kulturen, in denen der Wein als Getränk oder auch der Anbau verbreitet ist, taucht Dionysos oder sein römischer Vertreter Bacchus auf. Zahlreiche Künstler haben sich seiner Figur bedient um die Bedeutung des Weins als kulturelles Gut widerzuspiegeln.
Wahrsagen in der Antike
Zurück auf dem Festland bleiben wir zunächst im Norden Griechenlands. Die Region an der Küste zu Korfu nennt sich Epirus und beherbergt eine wichtige Orakelstätte. Tempel wurden in dieser Region für alle wichtigen Götter errichtet, deren Ruinen auch heute noch für Besucher geöffnet haben. Der historische Ort Dodona liegt etwas südlich der Stadt Ioannina und erlangte bereits rund 400 Jahre vor Christus eine gewisse Berühmtheit durch sein Orakel. Es soll die Zukunft aus dem Rauschen einer heiligen Eiche vorausgesagt haben. Auch Tauben und ihr Flugverhalten sollen eine Rolle bei der Weissagung gespielt haben. Archäologen fanden in dem Gebiet zahlreiche Orakeltäfelchen mit Inschriften, welche die Bedeutung des Ortes als Kultstätte deutlich machen. Das Orakel von Dodona gilt als das erste der griechischen Wahrsagestätten und hat die kulturelle Entwicklung des Weissagens auch in anderen Städten angestoßen und vorangetrieben.
Bedeutung der Orakel
Die Zuhilfenahme eines Orakels war lange Zeit ein geachtetes Mittel um Hilfe bei einer Entscheidung zu helfen oder sie sich bestätigen zu lassen. Dabei wurden zwei verschiedene Arten unterschieden:
- Einfaches Binärorakel: Dabei konnte eine Frage stets nur mit Ja oder Nein beantwortet werden. Beim Orakel von Delphi griff eine Priesterin in einen Sack mit schwarzen und weißen Bohnen, wobei eine Weiße „Ja“ und eine Schwarze „Nein“ bedeutete.
- Antworten auf komplexe Fragen: Betuchtere Leute konnten auch komplexere Fragestellungen stellen. Nach dem Schlachten einer Opferziege begab sich die Priesterin zu einer heiligen Quelle. Nach einem Bad ging es zurück in den Apollontempel wo die eigentliche Wahrsagung stattfand. Aufsteigende Dämpfe aus einer Erdspalte sollen die Priesterin dabei in Trance versetzt haben.
Sitz der Götter – Ausflug in die griechische Bergwelt
Das nächste Reiseziel ist das Bergmassiv des Olymps – dem Sitz der Götter. Er liegt an der Ostküste Griechenlands etwa 100 Kilometer südöstlich von Thessaloniki. Das Bergmassiv ist das höchste des Landes, wobei verschiedene Gipfel gerade so an der 3.000 Meter Grenze kratzen:
- Mytikas: 2.918 Meter
- Skolio: 2.911 Meter
- Stefani: 2.909 Meter
Wegen der ganz eigenständigen Flora und Fauna der Region zählt der Olymp als Biosphärenreservat und steht ebenfalls auf der Liste der UNESCO. Auf zahlreichen Wanderrouten können Urlauber die Gegend zu Fuß erkunden.
Das Gebirge ist der griechischen Mythologie zufolge der Wohnort und Wiege der Götter. Mit schneebedeckten Gipfeln und häufig gutem Wetter erstrahlt der Olymp in gleißendem Licht, was dieses Bild noch verstärkt. Auf zahlreichen Wegen können Wanderer die einzelnen Berge erklimmen. Doch sie sollten sich nicht durch die Nähe zum Meer täuschen lassen – es sind viele Höhenmeter, die sie überwinden müssen. Auf dem Berg entlohnen viele tolle Panoramablicke die Mühen und vermitteln das Gefühl, den Göttern ganz nah zu sein. Auch die neun Musen sollen dort oben gelebt haben. Vom Plateau der Musen bietet sich bei gutem Wetter eine hervorragende Weitsicht auf die umliegenden Gipfel.
Schauplätze der großen Denker
Einzelne Philosophen und Denker haben in der Zeit um 600 vor Christus bereits angefangen, sich umfassende Gedanken zu wichtigen Fragen der Menschheit zu stellen. Sie entwickelten die ersten Theorien in der Mathematik, Astronomie oder zur kalendarischen Zeitrechnung. Im gesamten Mittelmeerraum haben sich dabei verschiedene Zentren herausgebildet, wo sich auch weitere kluge Köpfe versammelt haben, um den Lehren der Philosophen zu lauschen oder selbst an Theorien zu arbeiten. Auch Alexander der Große zählte zu den Schülern Aristoteles (Bild). Vor allem das ägyptische Alexandria und das auf türkischen Boden liegende Milet galten lange Zeit als Hochburg der Gelehrten. In Griechenland war zur Zeit der Vorsokratiker und der klassischen Philosophen Athen das geistige Zentrum.
Wichtigster Schauplatz ist die sogenannte Agora, ein Versammlungsplatz mit verschiedenen Gebäuden zu Füßen des Marshügels inmitten der Stadt. Neben Gerichtsverhandlungen und Zusammenkünften der Stadt- und Landesverwaltung diente die Agora auch als Treffpunkt für das normale Volk oder eben die Philosophen. Auf dem ähnlich einer Festung aufgebauten Gelände befinden sich zahlreiche Gebäude, die unterschiedlichen Zwecken gedient haben:
- Hephaistos-Tempel (Thiseion): Neben dem Parthenon ist dieser Tempel der besterhaltene in Griechenland. Das Bauwerk diente der Huldigung Hephaistos, dem Gott der Schmiedekunst und auch von Athene, der Göttin des Handwerks und der schönen Künste.
- Verschiedene Säulenhallen (Stoen): Mehrere Säulenhallen befinden sich vor allem an den äußeren Seiten der Agora. Sie dienten teils als Handels- oder Bankzentrum oder als Verkaufsräume. Zwei der Stoen wurden auch als Museum zum Ausstellen von Gemälden genutzt. Hier sollen sich die Philosophen getroffen und unter anderem ihre Anhänger und Schüler unterrichtet haben.
- Verwaltungsgebäude: Verschiedene Bauten dienten den Versammlungen von Gesetzesräten, Gerichtsverhandlungen oder als Bibliothek.
- Odeion des Agrippa: Dieses halbkreisförmige Bauwerk mit einem freitragenden Dach von etwa 25 Metern Spannweite nutzten die Philosophen zuletzt als Vortragssaal. Er bot zwischen 500 und 1000 Menschen Platz.
- Brunnenhäuser: Zwei Brunnenhäuser konnten bei den Ausgrabungen gefunden werden. Sie wurden durch Leitungen mit Wasser aus der Umgebung versorgt und dienten in Dürrezeiten als zusätzliches Reservoir.
Nachwirkungen in der heutigen Gesellschaft
Leben und Tod in der griechischen Mythologie
Die Götter und Sagen der griechischen Mythologie drehen sich nicht nur um weltliche Belange. Sie halfen dabei ein umfassendes Weltbild zu zeichnen, in dem auch die Zeit nach dem Tod eine Rolle spielte. Wie in vielen anderen Kulturen existierte auch in dieser Weltanschauung ein Totenreich, in das die Menschen nach dem Leben übertraten. Sowohl das Reich der Unterwelt als auch ihr Herrscher tragen hier den Namen Hades. Über einen Fluss, den Styx, ist das Totenreich von der übrigen Welt getrennt. Verstorbene bekamen eine Geldmünze unter die Zunge gelegt und ein Fährmann fuhr sie in einem Boot über den Grenzfluss. Die Münze diente dazu, den Wegzoll zu bezahlen. Ein Höllenhund bewacht den Eingang des Totenreiches. Er achtet darauf, dass kein Lebender hineinkommen kann und die Toten nicht hinausgelangen können. Ähnlich wie in der christlichen Glaubenswelt existieren verschiedene Reiche. Das Elysion mit der Insel der Seligen ist dabei mit dem Himmel vergleichbar. Sie wird vom Strom des Vergessens umflossen. Hier existieren die Toten als Schattenwesen weiter. Der Tartaros hingegen ähnelt der Hölle und verschiedene düstere Gestalten bevölkern ihn.