Makelloses Aussehen lag schon immer im Trend – und der Wunsch nach einem perfekten Kussmund ist Jahrtausende alt. Rot soll er sein, das gilt als sinnlich und erotisch. Kein Make-up-Artikel wird deshalb häufiger verkauft als der Lippenstift. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bleibt der Absatz stabil. Doch wie ist er entstanden?
Sinnlich bis in den Tod
Schon im Alten Ägypten schminkten sich Nofretete und Nerfertiti die Lippen. Damals waren rote Lippen nur Kriegern und Königinnen vorbehalten. Mit Hennalauge, Wachs, Rindertalg und zum Teil giftigen Stoffen wie Blei mixten sie sich Pasten für einen sinnlichen Mund – und riskierten für die Schönheit sogar ihre Gesundheit. Da die Ägypter an ein Leben nach dem Tod glaubten, schminkten sie auch ihre Toten, um sie vollkommen ins Jenseits zu entlassen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden Make-up-Utensilien dann immer raffinierter. Schließlich, auf der Weltausstellung in Amsterdam 1883, wurde der erste Lippenstift vorgestellt. Er war ein in Seidenpapier gewickeltes Würstchen – den Drehmechanismus kannte man damals noch nicht. Die Technik dafür wurde erst in den vierziger Jahren erfunden. Ab 1910 wurde der Lippenstift industriell hergestellt. Damals war er noch ein Luxusartikel für die meist adelige Kundschaft.
Bereitschaft zum Sex
Ob ein Lippenstift kussecht ist, hängt von den Inhaltsstoffen ab. Erst 1950 wurde der Lippenstift auf Lanolin-Basis erfunden, vorher wurde er aus Bienenwachs und Honig hergestellt. Heute bestehen Lippenstifte aus fünfzehn bis zwanzig Komponenten. Immer enthalten sind Rizinusöl, Bienenwachs und Farbpigmente. Für die Haftung werden so genannte Filmbildner eingesetzt. Das sind spezielle Ammoniumverbindungen, die fixierende Eigenschaften haben und deswegen die Farbe auf den Lippen halten. Der Glanz entsteht durch Fette und Öle, wie zum Beispiel Rizinusöl.
Psychologen bestätigen: Die aufgelegte Farbe sagt sehr viel über die Absichten der Frau aus. Rot ist die Farbe der Liebe, sie verspricht Sinnlichkeit und signalisiert die Bereitschaft zum Sex. Der Lockfarbe Rot können einige Männer nicht widerstehen.
Wer aber glaubt, dass es allen so geht, täuscht sich. Laut Statistik mögen nur 18 Prozent der deutschen Männer knallrot geschminkte Lippen; vierzig Prozent bevorzugen dezente Brauntöne. Der Rest – Lippenstifttechnik hin oder her – mag es am liebsten pur.