Glühbirnen, die kürzer brennen und Geräte, die knapp nach der Garantiezeit kaputt gehen – absurd scheint die Annahme, Unternehmen würden den Verschleiß immer mehr fördern. Doch gibt es tatsächlich Belege dafür und wie wirkt es sich in der Praxis aus?
Ein bekanntes Beispiel für die sogenannte geplante Obsoleszenz ist die Glühbirne. Hersteller wären dazu in der Lage, sie so zu produzieren, dass sie ewig leuchten. Bereits um das Jahr 1900 konnten Glühbirnen mit dickerem Draht auf den Markt gebracht werden, die mehrere Jahrzehnten überstanden hätten. Für die namhaften Firmen der damaligen Zeit stellte dies jedoch zunehmend ein Problem dar. Der Markt war schnell gesättigt und der Absatz verringerte sich in der Folge zügig. Alle führenden Unternehmen einigten sich deshalb auf einen dünneren Wolfram-Draht, der die Lebensdauer verringerte. Seither haben wir uns daran gewöhnt, dass eine Glühbirne etwa 8.000 Stunden leuchtet. Und die Konzerne erzielten somit wieder einen höheren Absatz.
Doch die heutige Gesellschaft lebt nachhaltig – sie möchte Energie und Ressourcen sparen und Elektroschrott möglichst vermeiden. Mit dem zunehmenden Hintergedanken an die Umwelt müssen daher auch bekannte Marken neue Maßnahmen etablieren. Das neue iPhone von Apple etwa wurde so konzipiert, dass es robuster ist. Das neue Modell soll sogar widerstandsfähig gegen Staub und Spritzwasser sein, was die Lebensdauer in vielen Fällen verlängert. Der Kunde profitiert von der Langlebigkeit seiner erworbenen Geräte – aber was ist mit den Herstellern?
Ein gesellschaftliches Problem
Würden auch andere große Unternehmen nachziehen und ihre Produkte so herstellen, dass sie möglichst langlebig sind, würde sich unsere Wirtschaftswelt stark verändern. Ein Auto könnte beispielsweise mehr als drei Jahrzehnte halten, wodurch viele Menschen nur zwei Fahrzeuge in ihrem ganzen Leben erwerben müssten. In diesem und vielen weiteren Bereichen würde sich die Produktion reduzieren und das wirtschaftlichen Wachstum würde zurückgehen. Da unser kapitalistisches Wirtschaftssystem allerdings darauf ausgelegt ist, immer mehr zu produzieren und maximal effizient zu sein, lässt sich die Umstellung unserer Gesellschaft in keiner Weise damit vereinbaren. Solange wir nicht von unseren kapitalistischen Denkweise abweichen, setzten wir weiter auf Produkte mit kurzer Lebensdauer und investieren dafür immer wieder neu.
Was bei den Glühbirnen zunächst nach einem bösen Trick der Unternehmen aussieht, offenbart sich als grundlegendes Problem der Gesellschaft. Noch immer gibt es zu wenige Menschen, die tatsächlich über die geplante Obsoleszenz Bescheid wissen und viele denken, dass die Konzerne alles für das Wohl der Kunden tun würden. Bücher wie das Werk “Geplanter Verschleiß” von Christian Kreiß werden hoffentlich auch in Zukunft einen Teil zur Aufklärung beitragen, sodass mehr Menschen über die aktuelle Lage der Welt reflektieren.