Der mutmaßlich erste große Ausbruch des neuen Coronavirus im chinesischen Wuhan auf einem so genannten „Wet Market“ hat diese Märkte auch in Deutschland schlagartig bekannt gemacht. Was aber ist ein Wet Market wirklich? Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) mahnt ein genaues Hinsehen an – besonders mit Blick auf Tierschutzprobleme.
Spannend am Begriff „Wet Market“ ist zunächst die Frage nach dessen Bedeutung. Es gibt verschiedene Erklärungen, wieso die Märkte als „wet“, also als „feucht“ oder „nass“, bezeichnet werden: Einerseits, weil Wasser auf den Waren verteilt wird, um sie frisch und kühl zu halten, weil die Stände und der Boden häufig gewaschen werden oder weil mit verderblichen, „feuchten“ anstelle von „trockenen“, haltbaren Waren gehandelt wird.
So unterschiedlich wie Definitionen des Begriffs sind auch die Berichte über die Ausrichtung der Wet Markets. Manchmal werden sie als chaotische und gesetzlose Orte dargestellt, wo exotische Tiere angeboten werden und Hygiene keine Rolle spielt. Anderswo sind sie als Wochenmärkte beschrieben, auf denen wie in Deutschland neben Obst und Gemüse auch frisches Fleisch verkauft wird. Diese Extreme zeigen: Eine universelle Definition kann es nicht geben, denn tatsächlich können Wet Markets je nach Region sehr unterschiedliche Ausprägungen haben. Unbedingt zu vermeiden ist auch, den Begriff als Synonym für Wildtiermärkte zu nutzen, da Wildtiere bei weitem nicht auf jedem Wet Market gehandelt werden.
Wet Markets und der Tierschutz
Die Bilder vom Wildtiermarkt in Wuhan, auf dem zahlreiche Wildtiere wie Stachelschweine, Schlangen oder Vögel zum Verkauf standen, haben viele Menschen schockiert. Solche Märkte, wo illegal gehandelte Wildtiere angeboten werden, zu schließen, ist aus Tierschutzsicht ein wichtiges Anliegen. Eine pauschale Schließung von Wet Markets zu fordern, ist entsprechend der erläuterten Vielfalt der Märkte aber nicht richtig.
Die WTG hat vier Punkte definiert, die für eine differenzierte Betrachtung von Wet Markets wichtig sind:
- Pauschale Urteile über Wet Markets sind aufgrund der großen Bandbreite der angebotenen Waren und Tierprodukte kaum möglich.
- Wo aus Tierschutzsicht unhaltbare Zustände vorherrschen, sind die staatlichen Behörden zum Handeln gezwungen. Für die Märkte müssen klare Tierschutzregeln gelten, zum Beispiel zur Unterbringung der Tiere und den hygienischen Bedingungen.
- Erforderlich ist ebenfalls ein konsequentes Vorgehen gegen den illegalen Wildtierhandel auf Märkten und generell.
- Veränderungen allein mit Gesetzen und Verordnungen zu erreichen, ist unrealistisch. Durch Bildungsarbeit auf den Märkten muss deshalb eine Sensibilisierung der Händler für den Tierschutz erreicht werden.
Die vielfältigen Probleme, die auch in westlichen Staaten beim Umgang mit Tieren vorherrschen, sollten eine Mahnung sein, jeglichen Hochmut beim Blick auf die Wet Markets in Südostasien fallen zu lassen. Sämtliche der Märkte und die dort tätigen Menschen unter den Verdacht der Tierquälerei zu stellen, ist wenig förderlich. Im Sinne des Tierschutzes ist es stattdessen wichtig, die teilweise vorherrschenden Missstände konkret zu benennen und sich dort für Veränderungen einzusetzen.