Blütezeit der vollkommenen Segelschiffe
Im 16. und 17. Jahrhundert war die Zahl der großen Seefahrernationen auf fünf gestiegen. Neben Spanien und Portugal besaßen die Holländer, Engländer und Franzosen große Handels- und Kriegsflotten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die Fregatte (das Bild zeigt die Fregatte Hermione) zum bedeutendsten Kriegsschifftyp. Als starkes und schnelles Schiff für alle Wetterbedingungen konstruiert, konnte sie auf Kaperfahrten ebenso wie als Konvoischiff eingesetzt werden.
Boote aus Papyrus
Die ersten brauchbaren größeren Schiffe bauten wohl die Ägypter. Schon um 3000 v. Chr. transportierten sie Korn und Viehherden aus dem Nildelta flussaufwärts. Ihre Boote bestanden aus zusammengebundenem Schilf, denn auch in Ägypten war Holz knapp. Erst um 1500 v. Chr. begannen die Ägypter, ihre Schiffe aus Holz zu bauen, welches sie aus Phönizien importierten. Auf den Papyrusbooten der Ägypter mussten die Ruderer ihre Arbeit kniend verrichten, während die überdachte Bootshütte für wohlhabende Reisende gedacht war. Der Titicaca-See im Hochland der südamerikanischen Anden wird noch heute mit speziellen Schilfbooten (Bild) befahren. Die Ureinwohner, die dort leben, bewohnen „schwimmende Inseln" aus getrocknetem Schilf und sind sehr stolz auf ihre traditionelle Lebensweise als Fischer.
Der Einform - Urform des Bootes
Eine der Urformen des Bootes ist der Einbaum. In bewaldeten, mit Bäumen bewachsenen Regionen der Erde dienten einfache Baumstämme als erste „Schiffe". Auch aus mehreren Stämmen zusammengebundene Flöße wurden verwendet. Bei Naturvölkern ist der Einbaum (Bild) noch heute ein verbreiteter Bootstyp, der auch in modernen Gesellschaft noch Gebrauch findet. Sein Rumpf ist aus einem einzigen Baumstamm gefertigt. In Mitteleuropa allerdings kann die Schifffahrt gar nicht mit Einbäumen begonnen haben: Gegen Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren, führten die ersten Nomaden hier noch ihr Dasein als Jäger und Sammler. In der ausgedehnten Tundra, die Mitteleuropa damals bedeckte, fanden sich keine ausreichend große Bäume: Die Landschaft gab überhaupt kein Schiffbaumaterial her.
Der Untergang der "Titanic"
Der Untergang des britischen Riesendampfers „Titanic" (Bild) auf seiner Jungfernreise 1912 gilt als das größte Schiffsunglück in Friedenszeiten. Das Passagierschiff der britischen Reederei White Star Line war zu seiner Zeit das größte Schiff der Welt. Es war für den Liniendienst auf der Atlantikroute von Southhampton nach New York vorgesehen und sollte völlig neue Maßstäbe im Reisekomfort setzen. Doch auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die „Titanic" am 14. April 1912 in der Nacht mit einem Eisberg, etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland. Rund 1500 der 2200 an Bord befindlichen Personen kamen ums Leben. Es gab viel zu wenige Rettungsboote an Bord, da die „Titanic" als unsinkbar galt. Das Wrack der „Titanic" wurde 1985 auf einer Expedition von Jean-Louis Michel und Robert Ballard entdeckt, mittels des speziellen Tauchbootes „Argo". Das mit Sonar und Kameras ausgestattete Gerät wurde durch ein Verbindungskabel über den Ozeanboden geschleppt und konnte so die gesunkene „Titanic" aufspüren.
Die Drachenschiffe der Wikinger
Die Nordeuropäer entwickelten ihren Schiffbau unabhängig von den Mittelmeervölkern. Nur mit äußerst robusten Schiffen konnte der hohe Seegang der nördlichen Meere bezwungen werden. Ungefähr ab 800 n. Chr. begannen die Wikinger, mit ihren seetüchtigen Drachenschiffen (Bild) zu Eroberungsfahrten in den Atlantik vorzudringen. Ihre Handels- und Kriegsschiffe waren bis zu 26 Meter lang, schlank gebaut und sowohl für den Ruder- als auch Segelantrieb gebaut. An Bug und Heck trugen sie kunstvoll geschnitzte, hoch aufragende Tierköpfe. Mit dem in Norwegen ausgegrabenen Gokstadschiff konnte man schon gegen den Wind kreuzen. Heute wird nicht mehr bezweifelt, dass die Wikinger unter Leif Erikson um das Jahr 1000 n. Chr. das nordamerikanische Festland erreichten.
Die Schiffe der Phönizier, Griechen und Römer
Das erste große Seefahrervolk allerdings waren die Phönizier. Sie befuhren das ganze Mittelmeer und stießen ab 800 v. Chr. sogar über das Meer nach Frankreich und England vor. Auch umsegelten sie ganz Afrika. Die Phönizier trieben Seehandel und waren wegen ihrer Raubzüge gefürchtet. Sie benutzten lange, schlanke Ruderschiffe, die mit einem Rammsporn ausgestattet waren. Diese Schiffbautechnik wurde später von den Griechen vervollkommnet. Immer bessere Kriegsschiffe entstanden. Die bis zu 400 Ruderer pro Schiff waren meist Kriegsgefangene und Sklaven. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden sie an ihren Plätzen angekettet, um nicht fliehen oder meutern zu können. Auch bei den Galeeren der Römer wurde diese Methode über Jahrhunderte beibehalten.
Flugzeugträger - Die Giganten unter den Kriegsschiffen
Flugzeugträger (Bild) sind heute die größten Kriegsschiffe. Auf den von der Marine eingesetzten Wassergiganten können Militärflugzeuge starten und landen. Alle heute im Einsatz befindlichen Flugzeugträger bilden den Kern einer Trägerkampfgruppe. Mit ihrer Hilfe kann eine Nation weltweit militärisch handeln, auch ohne Stützpunkte im Konfliktgebiet zu unterhalten. Große Flugzeugträger, auch „Supercarrier" genannt, haben bis zu 6.300 Mann Besatzung. Ihre Betriebskosten, ohne Personalkosten, betragen rund 13 Millionen Dollar pro Monat.
Globaler Handel mit Containerfracht
Seit den 1960er Jahren stiegen der Welthandel und damit der Transportraumbedarf unaufhaltsam. Es wurden immer mehr und immer größere Schiffe gebaut, um das zunehmende Waren- und Handelsvolumen zu bewältigen. Containerschiffe sind Spezialschiffe, die ihre Ladung nur in genormten Containern an Bord nehmen können. Sie werden im Rumpf des Schiffes übereinander gestapelt, und auch an Deck können noch mehrere Lagen von Containern aufgestellt werden. Durch kleine Besatzungen und kurze Liegezeiten in den Häfen ist die Containerschifffahrt für Reedereien sehr profitabel. Rund 90 Prozent der Stückgüter des Welthandels werden heute mit Containerschiffen transportiert.
Katamaran: der doppelte Einbaum
Besonders unkonventionelle Wasserfahrzeuge sind die heutigen Katamarane (Bild). Diese Boote besitzen zwei miteinander verbundene Rümpfe. Das Wort „Katamaran" stammt aus dem Tamilischen und bedeutet so viel wie „Boot aus zusammengebundenen Baumstämmen". Je nach Antriebsart kann man zwischen Segel- und Motorkatamaranen unterscheiden. Katamarane zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr breit sind und äußerst stabil auf dem Wasser liegen. Sie haben ein sehr geringes Gewicht und zeichnen sich durch ihre Schnelligkeit aus. Als Erfinder des modernen Katamarans gilt der Südseeforscher Eric de Bisschop: Er hatte diesen Bootstyp bei den polynesischen Fischern entdeckt und übernommen.
Luftkissenboote: Mehr Flugzeug als Schiff
Solange es Schiffe gibt, haben die Menschen ersucht, sie noch schneller zu machen. Um den Wasserwiderstand zu minimieren, entstand auch das Luftkissenfahrzeug. Das erste brauchbare Luftkissenboot (Bild) überquerte 1959 den Ärmelkanal. Luftkissenfahrzeuge sind eigentlich mehr Flugzeuge als Schiffe. Durch komprimierte Luft, die durch ein Gebläse unter dem Fahrzeugboden gepresst wird, entsteht ein Luftkissen, das den Rumpf leicht vom Boden abhebt. Vorrangig werden Luftkissenfahrzeuge auf Küstenrouten im Passagierdienst eingesetzt - und vom Militär. Ihre Fähigkeit, über Eis und unebenes Land zu gleiten, macht sie auch für Forschungsaufgaben in unwegsamen Gegenden geeignet.
Parade der Großsegler
Von den Großfregatten des 18. Jahrhunderts führt schließlich ein direkter Entwicklungsweg zur letzten Epoche der Segelschifffahrt. Durch schärfere Unterwasserlinien und höhere Takelung erreichte man eine größere Geschwindigkeit der Schiffe. Englische und amerikanische Schiffbauer wurden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wegen ihrer legendären Klipper berühmt (das Bild zeigt den Tee-Klipper Cutty Sark). Das waren besonders schnelle Handelsschiffe, die für den Transport wertvoller Ladung, etwa Tee aus Indien, eingesetzt wurden. Die heutigen Großsegler sind meistens Dreimaster, aus Stahl gebaut und entweder als Bark oder als Vollschiff getakelt. Seltener sind Viermastschiffe. Besonders eindrucksvoll lassen sie sich jedes Jahr bei der Windjammerparade auf der Kieler Förde bestaunen, die im Rahmen der „Kieler Woche" stattfindet.
Schiffbau und Reparatur in der Werft
Gebaut und repariert werden Boote und Schiffe in Werften (das Bild zeigt die Werft Sankt Petersburg). Neue Konstruktionen erfolgen meist in riesigen Schiffbauhallen. Reparaturbedürftige Kähne werden auf Schwimm- oder Trockendocks trockengelegt. Einzelne Werften sind meist auf spezielle Schiffstypen ausgerichtet. Die Zerlegung von Schiffen erfolgt oft in eigenen Abwrackwerften.
Schifffahrt
Schon immer waren die Menschen fasziniert vom Meer, getrieben von der Sehnsucht nach der Ferne. Seit jeher zogen wagemutige Seefahrer aus, um fremde Länder zu entdecken, jenseits des Horizonts. Junge Abenteurer gingen zur See, weil sie die Welt umsegeln und fremde Länder sehen wollten. Schiffe waren von Beginn an unentbehrliche Hilfsmittel. Wasserfahrzeuge gab es schon lange bevor das Rad erfunden wurde. Seit etwa 12.000 Jahren dient die Seefahrt bereits den Menschen. Der Weg von den primitiven Flößen und Booten der Vorgeschichte bis zu den hochtechnisierten Ozeanriesen der Gegenwart war lang und führte durch viele Jahrtausende. Immer perfekter und vollkommener wurden die Boote und Schiffe, die die Menschen mit ihrer Erfindungskraft und ihrem technischen Können entwickelten. Gemeinsam haben die ersten Schiffe mit den heutigen Riesendampfern aus Stahl und Technik aber eines: Schon immer waren Schiffe die größten beweglichen Bauwerke der Menschen. Natürlich ist die faszinierende Geschichte der Seefahrt so umfangreich, dass sie nur auszugsweise erzählt werden kann. Welt der Wunder hat sich auf das Meer der Zeit begeben und war unterwegs zu den Höhepunkten: die fantastische Entwicklungsgeschichte des Schiffes von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Schwimmende Urlaubsparadiese auf den Weltmeeren
Der Zweck eines Kreuzfahrtschiffs ist nicht die Beförderung von einem Hafen zum nächsten, sondern die Reise an sich. Der Weg ist das Ziel, wenn die heutigen Traumschiffe die schönsten und interessantesten Häfen der Welt anlaufen. Weltweit stehen derzeit insgesamt 310 Schiffe mit einer Kapazität von rund 370.000 Betten für Hochsee-Kreuzfahrten zur Verfügung. Ob Luxus, Abenteuer, Fitness, Erholung, Kultur oder Party: Die modernen Ozeanriesen lassen keine Wünsche offen. Das derzeit größte Kreuzfahrtschiff ist die „Oasis of the Seas" (Bild), mit einer Länge von 360 Metern. Als es 2009 in Betrieb genommen wurde, war es mit 900 Millionen Euro Baukosten auch das teuerste Kreuzfahrtschiff, das jemals gebaut wurde. Sie bietet Platz für 5400 Passagiere und gleicht damit einer schwimmenden Luxus-Kleinstadt. Solche Megaschiffe entwickeln sich immer mehr zum eigentlichen Reiseziel - mit eigenen Parkanlagen, Einkaufszentren, Eislaufbahnen und allen erdenklichen Extras. Nichts erscheint unmöglich. Die Kreuzfahrtbranche ist ein Boomsektor. Die Lust am Reisen zu Wasser und die Faszination für die Seefahrt sind ungebrochen.
Seefahrt unter Segeln: Zeitalter der Kaufleute und Entdecker
Nachdem sich im 12. Jahrhundert im Nord- und Ostseeraum der Städtebund der Hanse entwickelt hatte, intensivierte sich der Kontakt zwischen den seefahrenden Kaufleuten und ihren Heimatstädten. Ihren Seehandel bewältigten die Hanseaten zunächst mit den so genannten Koggen (Bild): Diese einmastigen Segelschiffe waren über 200 Jahre lang ihr wichtigster Schiffstyp. Mit dem ausgehenden Mittelalter begann dann die eigentliche Epoche der Seeschifffahrt. Im 15. Jahrhundert wurden die ersten dreimastigen Karacken gebaut. Portugiesen und Spanier unternahmen mit diesen Schiffen ihre ersten großen Entdeckungsreisen. Auch die „Santa Maria", das Flaggschiff der Flotte, mit der Christoph Kolumbus auf seiner berühmten Reise von 1492 nach Amerika gelangte, war eine Karacke.
Siegeszug der Dampfschifffahrt
Die Ära der Dampfschiffahrt begann im 19. Jahrhundert. Bis zur Jahrhundertmitte wurden Dampfer zunächst in der Binnen- und Küstenschifffahrt eingesetzt, doch es gab auch schon die ersten Überseedampfer (das Bild zeigt einen Dampfer im Hafen von San Diego). 1819 überquerte die „Savannah", eine Kombination aus Segel- und Dampfschiff, als erster Dampfer den Atlantik. Um 1888 wurden erste große Luxusschnelldampfer gebaut. Die großen Reedereien wetteiferten miteinander, das größte und schnellste Schiff der Welt zu besitzen. Das so genannte „Blaue Band" war dabei eine ideelle Auszeichnung, die Ruhm und Ehre für Schiffsbauer und Kapitäne versprach. Sie wurde demjenigen Passagierschiff zuerkannt, das den Atlantik in der schnellsten Durchschnittszeit in Ost-West-Richtung, also von Europa nach New York, überquerte. Von 1909 bis 1929 hielt die „Mauretania" das Blaue Band für die schnellste Atlantik-Überquerung. Und 1912 trat die „Titanic" zu ihrer unglückseligen Jungfernfahrt an, die das bis dahin schlimmste Unglück der Seefahrt werden sollte.
U-Boote: Fortbewegung unter Wasser
Der Wunsch des Menschen, länger und tiefer zu tauchen als durch die Atemluft möglich, ist etwa genauso alt wie der Wunsch zu fliegen. Schon in der Antike versuchten Menschen, entsprechende Vorrichtungen oder Instrumente zu entwickeln, die dies ermöglichen sollten. Neben Fregatten und Flugzeugträgern bilden U-Boote (Bild) heute das Rückgrat der militärischen Flotten. Moderne U-Boote haben eine Masse von bis zu 26.000 Tonnen. Zivile Unterseegefährte, die kommerziell oder zu Forschungszwecken eingesetzt werden, bezeichnet man meist als „Tauchboot".
Überseehäfen und Containerfracht
Die Tendenz geht hin zu immer größeren Containerschiffen und bewirkt eine steigende Konzentration der möglichen Anlaufpunkte für Containerschiffe auf relativ wenige, zentrale Containerhäfen. Weil die Hafenliegerzeiten äußerst kurz sind, befindet sich ein Containerschiff also meistens dort, wo es Geld verdient - nämlich auf See. Deshalb kann es mehr Rundreisen tätigen als ein Stückgutfrachter. Die großen Containerschiffe im Ostasiendienst können ungefähr fünfmal so viel Ladung mitnehmen als einfache wie die vorher dort eingesetzten Schnellfrachter. Die größten Containerhäfen der Welt sind heute Shanghai und Singapur, gefolgt von Rotterdam. Wichtigster Umschlagplatz für Containerfracht ist in Deutschland der Hamburger Hafen (Bild).