Schluckauf: Bleibender Reflex aus dem Mutterleib
Im Alltag mag er äußerst lästig sein, doch für einen Fötus im Mutterleib ist Schluckauf ein überlebenswichtiger Reflex. Er soll verhindern, dass Fruchtwasser in die Lunge des Ungeborenen dringt und schützt es so vor dem Ertrinken. Obwohl wir den Reflex später nicht mehr brauchen, begleitet er uns ein Leben lang. Eine weitere Theorie besagt, dass die Kleinen auf diese Weise den Atemreflex trainieren. Dass besonders Säuglinge öfter hicksen, könnte einem kanadischen Forscher zufolge den Sinn haben, Luft aus dem Magen zu bringen. Ähnlich wie beim Aufstoßen wird so mehr Platz geschaffen, um beim Saugen mehr Milch aufnehmen zu können.
Wenn Alkohol, Zigarettenrauch oder üppiges Essen den Magen reizen, überträgt sich dieser Reiz auf den Zwerchfellnerv im Hirnstamm. Durch die Überdehnung des Magens verkrampft sich das Zwerchfell und löst den Schluckauf aus. Die Folge: Wir atmen ruckartig ein. Fast gleichzeitig verschließt sich die Stimmritze zwischen den Stimmbändern im Kehlkopf. Die Luft hat keinen Zugang mehr zur Lunge und prallt ab. Es entsteht der typische „Hicks“-Laut.
Harmloser Zwerchfellkrampf oder Warnsignal?
Wenn Schluckauf über mehrere Stunden anhält, sollten Sie eine Arztpraxis aufsuchen, um eventuell übersehene ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Als chronisch gilt der Singultus, wenn er über 28 Stunden andauert. Die häufigste Ursache für einen anhaltenden Schluckauf sind entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch Hepatitis-Erkrankungen, eine Gastritis, Defekte im Nervensystem, selten auch ein Tumor können Dauer-Schluckauf auslösen. Die damit verbundenen Entzündungen und Schwellungen reizen das Zwerchfell.
Ist die Ursache für den Zwerchfellkrampf nicht auffindbar, kommen Neuroleptika und Antikonvulsiva zum Einsatz. Hilfreich ist neben Akupunktur und Entspannungsübungen auch Hypnose.
Tipps und Tricks gegen Schluckauf
Ziehen an der Zunge reizt den nervösen Vagus-Nerv, der vom Gehirn bis in unseren Bauchraum verläuft. Die Stimulierung kann beruhigend wirken, da dieser Nerv unter anderem die Motorik von Kehlkopf, Rachen und der oberen Speiseröhre sowie die Reflexe der inneren Organe im Brust und Bauchraum steuert.
Ob aber nun Würfelzucker, ein ordentlicher Schreck oder ein Glas Wasser in kleinen Schlucken: Die bei Schluckauf angewendeten Tipps haben allesamt gemeinsam, dass sie uns schlicht und ergreifend ablenken. So kann sich das Zwerchfell beruhigen – und im Normalfall atmen wir wenig später wieder erleichtert durch.