„Gorbis große Pipeline-Aktion“ als Videospiel-Kuriosität
Wie es zu Gorbatschows kuriosem Videospiel-Auftritt kam, ist nur unzureichend dokumentiert. Laut einigen Quellen wollte der japanische Publisher Tokuma Shoten von der Beliebtheit der als exotisch angesehenen russischen Kultur in Japan profitieren. Eine weitere Theorie ist, dass Russland die Beziehungen zwischen Japan und Russland mithilfe des besonders in Japan populären Mediums stärken wollte.
Quelle: YouTube / Manuel Bilderbeek
Tokuma Shoten bat kurzerhand bei der russischen Botschaft um Erlaubnis, Gorbatschows Namen und Antlitz für ein Videospiel zu benutzen – und erhielt die Genehmigung offenbar ohne große Probleme.
Die Story des Spiels besagt, dass Gorbatschow den geheimen Plan hegt, Japan zu erobern, indem er eine Öl-Pipeline von Moskau nach Tokio legt. Dementsprechend lautet der Titel des Spiels „Gorubī no Paipurain Daisakusen (ゴルビーのパイプライン大作戦)“, was sich als „Gorbis große Pipeline-Operation“ übersetzen lässt. Auch hieran hatte die russische Botschaft anscheinend nichts auszusetzen. Gorbatschow tritt in „Gorubī no Paipurain Daisakusen” allerdings nur auf dem Titelbildschirm in Erscheinung.
So spielt sich das Gorbi-Videospiel
Das Spielprinzip orientiert sich an Puzzlespiel-Klassikern wie „Pipe Dream“, in denen der Spieler mithilfe einer Pipeline Wasser von Punkt A nach Punkt B leiten muss. Allerdings werden diese Spielelemente mit Anleihen aus „Tetris“ vermischt. Die Aufgabe des Spielers ist, von oben nach unten ins Spielfeld fallende Rohrleitungen strategisch geschickt zusammenzusetzen. Das Wasser muss von rechts nach links laufen, sodass es in einer der Rohrleitungen auf der linken Seite des Bildschirms verschwindet.
Gelingt dem Spieler dies, verschwindet eine Reihe aus Pipeline-Segmenten. Ähnlich wie bei „Tetris“ wird das Spiel mit der Zeit immer schwieriger. Erreichen die Pipeline-Segmente den oberen Rand des Bildschirms, heißt es „Game Over“.
Der Titelbildschirm von Gorubī no Paipurain Daisakusen für den MSX2
Mit dieser lustigen Grafik begrüßt „Gorubī no Paipurain Daisakusen” den Spieler.
Gameplay der Version für den MSX2
Der Spieler muss das Wasser mithilfe passender Pipeline-Segmente von rechts nach links leiten. Gorbatschow selbst taucht ab hier nicht mehr auf.
Die Highscore-Liste der Version für den MSX2
Wie damals üblich, haben sich die Programmierer des Spiels mit dreistelligen Kürzeln verewigt.
Gorbis Spiel ohne Gorbi
In späteren Versionen des Spiels wurden Gorbatschow und sein Name aus dem Titelbildschirm entfernt. Hier ist die Famicom-Version abgebildet.
Gorbis große Pipeline-Aktion erschien nur in Japan
Das Spiel ist zudem eine durch und durch professionelle Produktion. Es stammt von dem für seine beeindruckenden Actionspiele bekannten Entwickler Compile und bietet auf allen Plattformen eine hübsch gezeichnete Optik und eine auf russischen Volksliedern basierende musikalische Untermalung. Das Spiel erschien nur für hauptsächlich in Japan verbreitete Computer- und Videospielsysteme. Dazu gehören das Nintendo Famicom, die japanische Version des NES, der Fuijitsu FM Towns, ein japanischer Homecomputer, und der MSX 2, ein dem Commodore 64 und dem Sinclair ZX Spectrum ähnlicher Homecomputer, an dessen Entwicklung Microsoft beteiligt war.In „Ganbare Gorubī“ von Sega durfte Gorbatschow selbst ins Spielgeschehen eingreifen
Kurioserweise war „Gorubī no Paipurain Daisakusen” nicht das einzige japanische Videospiel mit Gorbatschows Namen. Nur zwei Monate später erschien „Ganbare Gorubī“ (frei übersetzt: „Leg dich in’s Zeug, Gorbi!“) von Sega für den Sega Game Gear. Gorbatschows zweiter Videospiel-Auftritt in Japan ist ein Puzzle-Actionspiel, in dem Spieler Gorbatschow selbst steuern dürfen.Quelle: YouTube / 我愛你Ice Jacket