Klebrige Duschvorhänge: ein physikalisches Alltagsphänomen
In der Vergangenheit haben sich viele schlaue Köpfe Gedanken über das seltsame Verhalten des Vorhangs beim Duschen gemacht. Sie erklärten es vorerst mit dem Bernoulli-Effekt. Daniel Bernoulli, ein Schweizer Physiker, entwickelte im 18. Jahrhundert Theorien über die Strömungsmechanik. Der Bernoulli-Effekt besagt, dass bei schnell strömender Luft der Luftdruck abnimmt. Das geschieht etwa, wenn Luft durch ein Feuer erhitzt wird.
Mit den Erkenntnissen Bernoullis als Grundlage glaubten sich Physiker und Physikerinnen bereits der Lösung des Rätsels nahe. Das strömende heiße Wasser erhitze die Luft, die daraufhin schnell nach oben steige. Dadurch entstünde gemäß der Theorie ein Unterdruck im unteren Teil der Dusche. Deshalb ströme Luft von außen nach und zöge den Duschvorhang mit.
Duschvorhang klebt auch bei Kaltwasser: Zweifel an der Bernoulli-Theorie
Allerdings klebt der Duschvorhang ebenso am Körper, wenn das Wasser kalt ist. Somit kann heiße Luft, die nach oben steigt und einen Unterdruck erzeugt, nicht der Grund sein. Im Jahr 2001 beschloss der amerikanische Strömungsforscher David Schmidt, dem physikalischen Geheimnis endgültig auf den Grund zu gehen.
Ein Tornado hinter dem Duschvorhang
Schmidts Erkenntnis: Da der Wasserstrahl der Dusche die Luft mit sich reißt, entstehen in der Dusche Luftwirbel. Wie bei einem Tornado herrscht im Zentrum dieses Luftwirbels ein Unterdruck. Da Duschvorhänge meistens sehr leicht sind, werden sie nach innen gesaugt. Für diese Erkenntnis bekam Schmidt 2001 den sogenannten Ig-Nobelpreis.
Diese Auszeichnung ist eine Art Anti-Nobelpreis. Er wird an Forschungserkenntnisse ohne großen wissenschaftlichen Wert verliehen. Dennoch: Die preisgekrönten Entdeckungen regen zwar erst zum Lachen, dann aber zum Nachdenken an. Der englische Name „Ig-Noble-Prize“ ist ein Wortspiel. Er leitet sich von dem englischen Wort „ignoble“ ab, das unehrenhaft oder unwürdig bedeutet.
Der Adhäsionseffekt macht den Duschvorhang klebrig
Für den Klebeeffekt auf der Haut sorgt schließlich das physikalische Phänomen der Adhäsion. Dieses bewirkt, dass sich zwei glatte Oberflächen gegenseitig anziehen und aneinander haften. Die Wissenschaft begründet das Phänomen mit der Wechselwirkung bestimmter Moleküle zwischen den beiden Schichten. Vollständig ist der Adhäsionseffekt jedoch bis heute nicht erforscht.
Diese Tipps helfen gegen klebrige Duschvorhänge
- Den Vorhang nicht komplett schließen, sondern eine Lücke lassen. So kann immer Luft nachströmen, damit sich der Druck hinter dem Vorhang ausgleichen kann.
- Den Badewannenrand befeuchten und den Vorhang daran festdrücken. Bei Bedarf noch einmal Wasser darüber laufen lassen. Der Duschvorhang bleibt jetzt eine Weile an der Badewanne haften.
- Einige Modelle haben Gewichte am unteren Ende. Je schwerer der Duschvorhang ist, desto weniger reagiert er auf den entstehenden Unterdruck.
- Auch Tischdeckenbeschwerer und andere Gewichte helfen dabei, den Duschvorhang zu fixieren.
- Alternativ helfen Abstandhalter, die an zwei Stellen der Duschstange befestigt werden. Diese haben die Form eines nach außen gebogenen Stahlbügels. Dieser drückt den Duschvorhang nach außen.