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Ob wir linkshändig oder rechtshändig sind, zeigt sich spätestens bei handschriftlichen Notizen. Dann erkennen wir, bei wem die linke und bei wem die rechte Seite dominiert: Linkshändige schreiben mit der linken Hand. Rechtshändige schreiben mit der rechten Hand. Forschende an der Ruhr-Universität in Bochum fanden heraus, dass sich die Ausprägung bereits im Mutterleib zeigt.
Lange ging die Wissenschaft davon aus, das Gehirn würde die bevorzugte Seite festlegen. Mittlerweile weiß man jedoch: Das Rückenmark entscheidet, ob ein Mensch Linkshänder oder Rechtshänder wird. Zu dieser Erkenntnis kamen Fachleute der Biopsychologie der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus den Niederlanden und Südafrika. Das internationale Team konnte 2017 nachweisen, dass die Genaktivität im Rückenmark bereits beim Fötus im Mutterleib asymmetrisch ist. Diese Asymmetrie erklärt möglicherweise, weshalb bei manchen Menschen die linke und bei anderen die rechte Körperhälfte ausgeprägt ist.
Linkshänder oder Rechtshänder: Präferenz bereits im Mutterleib
Ob die rechte oder linke Hand später einmal dominieren wird, demonstrieren ungeborene Babys bereits im Mutterleib. Ultraschalluntersuchungen aus den 1980er-Jahren ergaben: Ab der achten Schwangerschaftswoche zeigt sich anhand von Bewegungen eine Seite ausgeprägter. Mit der 13. Schwangerschaftswoche nuckeln Föten entweder am linken oder rechten Daumen – je nachdem, welche Seite bevorzugt wird.
In der Meldung der Ruhr-Universität Bochum heißt es dazu: „Arm- oder Handbewegungen werden über den motorischen Cortex im Gehirn initiiert. Er schickt ein entsprechendes Signal an das Rückenmark, das den Befehl in eine Bewegung umsetzt.“ Ob sich die linke oder rechte Körperhälfte stärker ausprägt, wurde lange in Zusammenhang mit den Gehirnhälften gebracht. „Die motorische Großhirnrinde ist allerdings nicht von Anfang an mit dem Rückenmark verbunden. Schon bevor sich die Verbindung ausbildet, sind Vorstufen der Händigkeit sichtbar“, heißt es weiter. Forschende vermuten den Ursprung für die präferierte Seite daher direkt im Rückenmark.
Umwelteinflüsse bestimmen die Händigkeit für links oder rechts
Die asymmetrische Genaktivität ergibt sich aus epigenetischen Faktoren. Sie spiegeln Umwelteinflüsse wider: „Diese Einflüsse können etwa dazu führen, dass Enzyme Methylgruppen an die DNA anheften, und so dafür sorgen, dass Gene vermindert abgelesen werden. Da dies in unterschiedlichem Ausmaß im linken und rechten Rückenmark passiert, sind die Gene auf beiden Seiten unterschiedlich stark aktiv“, lautet die Erklärung des Forschungsteams.
Links oder rechts: Ausprägungen auch im Tierreich
Nicht nur Menschen zeigen unterschiedlich ausgeprägte Körperhälften. Im Tierreich können vergleichbare Präferenzen ebenso beobachtet werden. Bei Hauskatzen beobachtete Deborah Wells in einer Untersuchung im Jahr 2018: Stubentiger sind Links- oder Rechtspfoter. Sie bevorzugen ebenfalls eine Seite, um beispielsweise nach Nahrung zu tasten.
Die Frage, ob links oder rechts, stellt sich bei einigen Spezies. Präferierte Körperhälften konnten Forschende unter anderem bei Walen, Elefanten und Primaten beobachten.