Im Rheinland können ledige Frauen einen Maistecken vor ihrer Tür finden. In Süddeutschland hingegen steht der Maibaum auf dem Dorfplatz. Doch was bedeutet dieser Brauch und woher kommt er?
Jedes Jahr stellen die Deutschen pünktlich zum 1. Mai den prächtigen Maibaum auf. Dabei handelt es sich um einen großen Fichtenstamm, den sie mit Kränzen und bunten Bändern verzieren. In der Regel steht er an einem zentralen Platz. Vor allem in Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg und auch Österreich zelebrieren die Menschen diesen Brauch feierlich.
Die Gemeindemitglieder treffen sich und tanzen gemeinsam um den Baum herum. Im Vorfeld fahren oder tragen die örtlichen Burschenvereine ihn durch den Ort, ehe sie ihn (früher) durch reine Muskelkraft aufbauen. Bei einer Höhe von bis zu 30 Metern kann der Baum schon mal über mehrere Tonnen wiegen. Daher ist es heutzutage üblich, dass ein Kran das geschmückte Symbol aufrichtet.
Herkunft des Maibaums ist unklar
Vor dem Aufstellen versuchen die benachbarten Dorfbewohner den Stamm zu stehlen und lassen dabei nichts unversucht. Gelingt es den Nachbarn, den Baum zu entwenden, muss die bestohlene Gemeinde eine Auslöse zahlen – meistens in Form von Bier, Hochprozentigem oder einer Brotzeit. Schon seit vielen Jahrhunderten existiert diese Tradition.
Die Herkunft des Baumes ist allerdings nicht ganz klar. Vermutlich stellten bereits die frühen Wikinger im Jahre 723 eine sogenannte Donareiche auf. Damit ehrten sie ihren Gott Donar – auch Thor genannt. Jedoch lassen sich erst seit dem 18. Jahrhundert Parallelen zum heutigen Kultpfahl herstellen. Minister Maximilian von Montgleas etwa ließ als Symbol für die Selbstständigkeit des bayerischen Staates einen Maibaum aufstellen.
Ein Maibaum für die Herzensdame
Von Region zu Region feiern die Menschen anders. Auch die Niedersachsen richten Maibäume auf, allerdings findet der Tanz in einer Diskothek statt. In Norddeutschland verzichtet man – bis auf ein paar regionale Ausnahmen – ganz auf den Traditionsstamm. Stattdessen verabreden sich Familien und Freunde zu einem Spaziergang oder einer Fahrradtour.
In der Gegend rund um Köln, Bonn und Aachen dient der Maibaum als Liebesbeweis. Traditionell stellen die Junggesellen ihn ihrer Angebeteten vor die Tür oder vor ein Fenster. Üblicherweise sind es junge Birken, die auch Liebesmaien oder Maienstecken genannt werden. Die Baumart wird bevorzugt verwendet, da sie für Kraft und Lebenswillen steht und sie nach dem Winter als erste blüht.
Namen in den Maibaum schnitzen
Damit die Liebste auch weiß, von wem die Liebesbotschaft kommt, schnitzen die Männer ihren Namen ins Holz oder schreiben ihn auf ein Herz, das gut sichtbar am Stamm befestigt ist. Nach einem Monat holt der Alleinstehende sie wieder ab und erhält als Belohnung eine Einladung zum Essen, einen Kasten Bier oder auch einen Kuss.