Erst seit 2002 in Deutschland anerkannt
Die Deutsche Gebärdensprache ist als eigenständige Sprache anerkannt. Aber erst seit 2002. Viele Jahre war sie verboten. Im 19. Jahrhundert verunglimpfte man sie sogar als „Affensprache“, und Betroffene wurden – mit zusammengebundenen Händen – zum Sprechen gezwungen. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei: Die Gebärdensprache ist heute als anerkannte Sprache unter Paragraf 6 im Behindertengleichstellungsgesetz verankert.
Offizielle Amtssprache in Neuseeland
Die neuseeländische Gebärdensprache – üblicherweise mit NZSL abgekürzt – ist die natürliche Sprache der meisten Gehörlosen Neuseelands. Das Parlament erkannte sie neben Englisch und Māori am 10. April 2006 zur offiziellen Amtssprache Neuseelands an. Bereits seit 1994 wird die NZSL in den neuseeländischen Gehörlosenschulen verwendet.
Weltweit gibt es über 200 verschiedene Gebärdensprachen
Gebärdensprache ist nicht gleich Gebärdensprache. Neben der deutschen Gebärdensprache (DGS) unterscheidet man zum Beispiel die amerikanische Gebärdensprache (ASL), die französische (LSF) und chinesische Gebärdensprache. Außerdem gibt es zahlreiche Dialekte – allein in Deutschland. Da wundert es kaum, dass man weltweit von mehr als 200 verschiedenen Varianten ausgeht. Auf internationaler Sprachebene hilft das einheitliche System der „International Signs“ zur besseren Verständigung.
Eine vollwertige Sprache mit eigener Grammatik
Wie jede Sprache folgt auch die Deutsche Gebärdensprache einer eigenen Grammatik. Sie weicht jedoch mitunter stark von der gesprochenen Form ab, wie zum Beispiel der Satzbau verdeutlicht: Eventuelle Zeit- und Ortsangaben stehen am Anfang, gefolgt von Subjekt, Objekt und schließlich Verb („gestern ich Mann nett kennenlernen“). Zudem werden keine Artikel verwendet.
A, B, C: Warum das Fingeralphabet so wichtig ist
Das sogenannte Fingeralphabet kommt in der Gebärdensprache vor allem dann zum Tragen, wenn gewisse Gebärden nicht bekannt sind und Worte buchstabiert werden müssen. Beispiele sind Eigennamen, Fremdwörter oder unbekannte Begriffe. Auch hier gilt: International gibt es kein einheitliches Fingeralphabet.
Mehr als nur Lippenlesen
Geht es ums Lippenlesen, schätzt man, dass hörgeschädigte Menschen nur ca. 30 Prozent tatsächlich ablesen können, der Rest entfällt auf Raten oder Schätzen. Grund dafür ist vor allem, dass die deutsche Sprache viele ähnlich klingende Wörter verwendet (z. B. Mutter und Butter). Daher setzt Gebärdensprache auf ein Miteinander: Mundbild, Handgesten, Kopf- und Körperhaltung sowie Mimik arbeiten gezielt zusammen.
Gebärdensprache an der Tagesordnung
Warlpiri ist eine Sprache eines Aborigines-Stammes in Australien. Trauern die Frauen des Stammes, haben sie in dieser Kultur ein Sprechverbot. Sie greifen dann auf ihre komplett eigene Gebärdensprache zurück. Auch diverse indigene Völker Amerikas nutzen Gebärdensprache als ihre ganz eigene Sprache.
0,1 Prozent Gehörlose in Deutschland
In Deutschland ist etwa ein Promille der Gesamtbevölkerung gehörlos – das entspricht rund 83.000 Menschen. Nach Angaben des Deutschen Schwerhörigenbundes gibt es etwa 16 Millionen Schwerhörige. Die Deutsche Gebärdensprache benutzen in Deutschland mehr als 200.00 Menschen gelegentlich bis ständig. Weltweit belaufen sich die Gehörlosen auf rund 70 Millionen.
Gebärdensprachdolmetscher: Wo die Profis arbeiten
Gebärdensprachdolmetscher sind Sprachmittler. Sie übersetzen in der Regel simultan von deutscher Lautsprache in die Deutsche Gebärdensprache. So ermöglichen sie hörgeschädigten Menschen eine gesellschaftliche Teilhabe in vielen Lebensbereichen. Wichtige Einsatzgebiete sind zum Beispiel: im Medienbereich; in der Arbeitswelt; im privaten Umfeld bei Taufen, Trauungen, Stadtführungen etc.; bei Versammlungen und Konferenzen; in der Rechtsberatung ...
Tierische Kommunikation
Der Amerikaner Roger Fouts lehrt vielen Primaten bereits seit den 60er-Jahren Begriffe aus der Amerikanischen Gebärdensprache. Seinem „Steckenpferd“, der Schimpansin Washoe, trainierte er insgesamt 250 Zeichen an. Bis heute hat Fouts‘ Arbeit wichtige Einblicke in das Fühlen und Denken unserer Artverwandten geliefert und bedeutende Auswirkungen auf die Ursprungstheorien unserer eigenen Sprache.