Keine Neben- oder Wechselwirkungen
Bevor im 20. Jahrhundert aber die medizinische Wirksamkeit von Cannabis bewiesen werden konnte, wurde die Pflanze als Droge verteufelt und verboten. Synthetische Arzneien überfluteten den Markt, die aber oft starke Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Arzneien auf Cannabisbasis haben hingegen kaum Nebenwirkungen – und keine Wechselwirkung.
Drogenfabrik im Gehirn
Der Grund: Der menschliche Körper produziert selber Cannaboide – unsere eigene kleine Drogenfabrik im Gehirn. Diese Vorteile bringen Mediziner dazu, heute wieder verstärkt an Cannabinoiden zu forschen. Viele Krankheiten können damit heute schon behandelt werden. Und das ist erst der Anfang. Ärzte und Pharmakologen wollen in Zukunft Dutzende – wenn nicht sogar Hunderte – Leiden mit Hanf lindern.
Reizdarmsyndrom
13,5 Millionen Deutsche leiden an einem Reizdarm. Die Symptome sind Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen und Verstopfung. Synthetische Mittel schaffen entweder nur kurz Abhilfe oder haben unangenehme Nebenwirkungen. Cannabidiol-Öle können die Darmflora auf nachhaltige Art beruhigen und eine natürliche Heilung einleiten.
Epilepsie
Sie ist die am häufigsten vorkommende neurologische Erkrankung – rund 500.000 Menschen leiden in Deutschland an Epilepsie. Der Cannabis-Wirkstoff Cannabidiol (CBD) kann die Anfallhäufigkeit reduzieren – vor allem in Kombination mit antiepileptischen Mitteln. Diese können kombiniert werden, weil Cannabinoide keine Wechselwirkung haben.
Athrose
Bei mindestens sieben verschiedenen Cannabinoiden wurde experimentell eine entzündungshemmende Wirkung nachgewiesen, gerade in Gelenken. Zwar fehlen noch ausreichend Studien zum Thema, zahlreiche Patienten berichten aber über eine Linderung der Beschwerden.
Schlaflosigkeit
Mindestens jeder zehnte Deutsche leidet heute an Schlafstörungen. Vor allem bei chronischen Schlafstörungen können Cannabinoide helfen ohne, den Schlafzyklus negativ zu beeinflussen.
Morbus Crohn
Rund eine halbe Millionen Menschen leiden in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (Symptome: Krämpfe, Schmerzen, Erbrechen, Durchfall, Gewichtsverlust). Das Cannabinoid CBD dockt an spezielle Rezeptoren in den Darmzellen an – und löst dort Krämpfe. Laut führenden Ärzten ist die Behandlung vielversprechend.
Migräne
Bereits im 19. Jahrhundert war Cannabis ein verbreitetes Mittel gegen Migräne, was die Medizin nur langsam wiederentdeckt. Erste Studien zeigen, dass der Stoff sowohl vorbeugend Attacken reduziert als auch akut eingesetzt wirkt.
Krebs
Schmerzen, Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen gehen mit Krebs und Chemotherapie einher. In den USA ist ein Cannabisextrakt seit 1985 für die Behandlung der Folgen einer Krebstherapie zugelassen.
Stress
Die entspannende Wirkung von Cannabis ist den meisten nichtmedizinischen Konsumenten des Stoffs vertraut. Der Effekt tritt aber nur bei geringen Dosen ein. Zu viel erhöht sogar das Stresslevel und kann Psychosen verursachen.
Angststörung
Gerade der zweite neben THC medizinisch wichtige Wirkstoff CBD (Cannabidiol) wirkt angstlösend. Cannabiskonsum ist besonders unter traumatisch belasteten Veteranen der US-Armee weit verbreitet. Derzeit fehlen aber noch ausreichend Studien zum Thema.
Multiple Sklerose
Cannabis kann die Autoimmunerkrankung des Zentralen Nervensystems nicht aufhalten, aber typische Symptome wie Krämpfe und Schmerzen bekämpfen. Derzeit setzen es Ärzte vor allem als letztes Mittel ein, wenn andere Medikamente keinerlei Verbesserungen bewirkt haben.
Hanf auf Rezept
Apotheker bekommen teilweise die Blüten geliefert, weil eine Art standardisierter Cannabisextrakt in Deutschland aktuell keine Rolle spielt. Da die enthaltenen Wirkstoffe nach Pflanzenart und Anbaugebiet variieren, ist die exakte Dosierung schwer kalkulierbar.
Wie wird eine Blüte zum Wirkstoff?
Die aktuelle Gesetzeslage erlaubt Ärzten verschiedene Formen der Darreichung von Cannabis. So gibt es Mundsprays für Multiple-Sklerose-Patienten, Kapseln gegen Übelkeit bei der Chemotherapie oder Öle gegen die Appetitlosigkeit von HIV-Infizierten. Am schnellsten wirken Cannabinoide per Inhalation, was z.B. zur Behandlung von Spastiken eine Rolle spielt. Einen Joint rauchen muss aber niemand: ein Vaporisator erhitzt Cannabis-Blüten auf über 185 Grad Celsius, bei dem Prozess löst sich unter anderem das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC).
Medizin aus der Natur
Dass Hanf eine heilende Wirkung hat, ist nicht neu: Das Harz der Hanfblüte findet in einem 2000 Jahre alten chinesischen Buch über Heilpflanzen Erwähnung. Islamische Gelehrte nutzten vor allem das Öl der gepressten Hanfsamen, um Schmerzen zu lindern. Cannabis wurde im antiken Griechenland eingesetzt und in den mittelalterlichen Klöstern Europas. Die wohl berühmteste Heilkundlerin der damaligen Zeit, Hildegard von Bingen, verschrieb Cannabis bei Übelkeit und Magenschmerzen.