„Promoting People, Changing Lives“. So lautet das Motto der Rhein-Donau-Stiftung, die überall auf der Welt Entwicklungshilfe-Projekte fördert. Der Bundesregierung genügte das offenbar, um jahrelang Steuergelder in Millionenhöhe in die Stiftung zu pumpen – bis enthüllt wurde, dass sie unter dem Einfluss des erzkonservativen Geheimbundes Opus Dei steht.
Ein Fall, der beispielhaft aufzeigt, wie eine quantitativ eher unbedeutende Organisation – in Deutschland zählt das „Gotteswerk“ 1.500 Mitglieder – dank eines undurchsichtigen Systems von Banken und Stiftungen – qualitativ eine enorme Wirkung entfalten konnte. Heute ist der Orden das mächtigste katholische Netzwerk der Welt, das längst weit mehr bestimmt als nur die vatikanische Politik …
Dass noch immer so wenig über den Geheimbund bekannt ist, ist die Basis seines erfolgreichen Wirkens – und genauso von ihrem Gründer Josemaría Escrivá gewollt gewesen. Schon damals wusste er, dass sein Plan „einer Verchristlichung aller gesellschaftlichen Institutionen“ nur durch Verschwiegenheit zu erreichen sein würde. So dringt bis heute nur über Ex-Mitglieder etwas nach außen. Sie berichten von paramilitärischen Regeln – von bedingungslosem Gehorsam und regelmäßiger Selbstgeißelung, aber auch von Gehirnwäsche, zensierten Büchern, finanzieller Ausbeutung und totaler Fremdbestimmung durch die Gruppe.
Sie wollen an die Macht
Der größte Vorwurf bleibt aber das Bestreben des Ordens, in politische Vorgänge einzugreifen und seine Mitglieder in Schlüsselpositionen der Gesellschaft zu bringen – auch in Deutschland. „Sie gehen immer dahin, wo die politische Macht und das Geld sind“, sagt der Theologe Peter Hertel. Zurzeit befindet sich die Zentrale in Köln. Hier steht das von Opus Dei geleitete Lindenthal-Institut, das mit der Universität Köln kooperiert, aber auch Studentenwohnheime, Krankenhäuser, Ausbildungszentren und Jugendclubs werden von ihm betrieben. Seine Aktivitäten finanziert das Opus mithilfe eines internationalen Netzwerks von Vereinigungen und Stiftungen, deren Verbindung zum Geheimbund selten erkennbar ist.
Unbekannt sind auch die Namen der Konzerne und Banken, die von Ordensmitgliedern oder -sympathisanten geführt werden. Die von Opus-Dei-Anhängern gegründete Limmat-Stiftung scheint den Knotenpunkt dieses Netzes zu bilden, zu dem auch die umstrittene Vatikanbank zählt. Alles andere bleibt nebulös – dank Escrivás Verschwiegenheitsgebot. Ihm ist es damit gelungen, das Vermögen des Opus auf 2,8 Milliarden US-Dollar anwachsen zu lassen und seine Anhänger in etwa 90 Ländern auf einflussreiche Posten zu bringen, ohne dass jemand weiß, in wessen Auftrag sie in Wahrheit handeln.
Hintergrundwissen: Im Jahr 1928 rief Josemaria Escrivá das „Opus Dei“ ins Leben. Bis heute wird er von seinen Anhängern verehrt, 2002 sprach der Papst ihn sogar heilig – obwohl er mit Diktatoren wie Franco oder Pinochet sympathisierte.