Der Mord am schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme lässt die Welt bis heute nicht los. Der Grund: Weder je zuvor noch danach in der Geschichte gab es ein tödliches Attentat auf einen westlichen Regierungschef, das nie aufgeklärt werden konnte – wie also konnte das passieren?
28. Februar 1986: Es ist kurz nach 23 Uhr, als Olof Palme mit seiner Frau das Kino verlässt. Seine Bodyguards hat der Regierungschef schon vor Stunden weggeschickt. Ein fataler Fehler, denn auf dem Heimweg wird er von einem Unbekannten attackiert. Zwei Schüsse fallen. Der Premier ist sofort tot. Bis heute ermittelt die sogenannte Palme-Mordkommission in alle Richtungen, denn als scharfer Kritiker von Amerikas Vietnamkrieg sowie des südafrikanischen Apartheid-Regimes hatte Palme viele Feinde.
Will man die Wahrheit nicht wissen?
Doch obwohl Hunderte Verdächtige verhört und mehr als 100.000 Hinweise geprüft wurden, tendiert der Erkenntnisgewinn seit jener Februarnacht gegen null. Erst jetzt kommt wieder Bewegung in den Fall – zu verdanken ist das ausgerechnet einem Mann, der seit 14 Jahren tot ist: Stieg Larsson, dem schwedischen Bestsellerautor. In seinem Nachlass stieß der Journalist Jan Stocklassa auf 20 Umzugskartons mit Recherchematerial. Sie belegen, dass Larsson dem Täter dicht auf den Fersen war. Die heißeste Spur führt dabei zu einem Mann, den er „Jakob Thedelin“ nennt. Der bekennende Palme-Hasser hatte sowohl Verbindungen zum südafrikanischen Geheimdienst als auch zu schwedischen Rechtsradikalen. Außerdem hielt er sich laut Stocklassas Recherchen zur Tatzeit in der Straße auf, in der Palme erschossen wurde, hatte kein Alibi und soll vor versteckter Kamera erklärt haben, dass man ihn beauftragt hätte, „einen Führer“ zu töten.
Besonders mysteriös: Thedelin zahlt offenbar bis heute jährlich mehrere Hundert Euro für ein Schließfach, laut Stocklassa liegt dort die mutmaßliche Tatwaffe. Die Lösung des Falls scheint somit zum Greifen nah – das Problem: Die Wahrheit könnte Schweden in eine neue Krise internationalen Ausmaßes stürzen, denn bis heute halten sich Theorien, denen zufolge nicht nur die schwedische Regierung die Ermittlungen gezielt sabotiert hat, sondern auch zahlreiche ausländische Geheimdienste in den Mord verwickelt waren. Dafür hatte der 28. Februar 1986 aber auch einen positiven Effekt: So scheint es angesichts der seitdem herrschenden Sicherheitsvorschriften heute nahezu undenkbar, dass sich eine solche Tat je wiederholen könnte.