Unsere Geschichte ist voller spannender und unglaublicher Überlieferungen. Doch wie viel Wahrheit steckt wirklich in den Erzählungen? Gemeinsam mit führenden Historikern begibt sich Welt der Wunder auf Spurensuche. 666 steht heute für das Böse, doch steckte in Wirklichkeit ein Kaiser dahinter?
„Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666.“ Die Passage aus dem Buch der Offenbarung, in dem Johannes die nahende Apokalypse beschreibt, ist eine der rätselhaftesten und zugleich umstrittensten Stellen der gesamten Bibel.
Klar, die 666 steht heute für das personifizierte Böse, den Antichrist. Sie hat einen Mythos begründet und Musik-, Literatur- und Filmemacher auf der ganzen Welt inspiriert. Was jedoch kaum jemand weiß: Die wahre Geschichte der Zahl ist viel spannender und vertrackter, denn Johannes spricht nicht von Satan, dem gefallenen Engel, sondern von einem Menschen, der diese übernatürliche Macht verkörpert. Verbirgt sich also eine reale historische Figur hinter der Zahl 666? Jahrhundertelang versuchten Historiker vergeblich, dieses Rätsel zu lösen.
War es ein römischer Kaiser?
Von Kaiser Hadrian bis Nero, dem Christenverfolger, wurden viele Namen gehandelt, nachgewiesen werden konnte aber keiner – bis jetzt. Denn Professor Hans Taeuber von der Universität Wien bringt nun einen völlig neuen Namen ins Spiel. „Der Kontext legt tatsächlich nahe, dass es sich um einen römischen Kaiser handelt“, erklärt Taeuber, der die Zahl 666 für ein sogenanntes isopsephisches Rätsel hält: Dabei wird jedem Buchstaben des griechischen Alphabets ein Zahlenwert zugeordnet. Addiert man die Zahlenwerte, aus denen ein Name besteht, ergibt sich eine Summe, anhand derer sich für Eingeweihte der Name erschließen lässt. Taeuber und sein Team konnten nun mithilfe eines Computerprogramms errechnen, welche Namen antiker Persönlichkeiten die Quersumme 666 ergeben — und stießen dabei auf Marcus Ulpius Traianus, bekannt als Kaiser Trajan (53–117 n. Chr.).
Und für den spricht tatsächlich eine Reihe von Indizien: Auch wenn es unter ihm keine systematische Christenverfolgung gab, befahl er doch, alle Christen zu töten, die sich weigerten, den heidnischen Göttern zu huldigen. In einer Textstelle bezeichnet Johannes die Stadt Pergamon zudem als „Sitz des Satans“ – jene Stadt, in der 110 n. Chr. der Kaiserkulttempel Trajaneum errichtet wurde.