Wie ein futuristischer Bagger walzt ein Harvester durch den Forst. Doch statt einer Schaufel trägt sein zehn Meter langer Kran einen tonnenschweren Greifer: das Aggregat. Es birgt eine Kettensäge und scharfe Messer. Blitzartig fährt das Schwert der Kettensäge aus und durchtrennt den Stamm – in einer einzigen Sekunde.
Zwei Antriebswalzen jagen ihn mit vier Metern pro Sekunde durch Messer, die seine Äste wie Strohhalme abtrennen. Eine Computersteuerung misst den Stamm und teilt ihn in verschieden lange Stücke ein. Die Säge erledigt den Rest. Auf der Waldarbeitsschule Neheim-Hüsten in Arnsberg bei Dortmund trainieren die Fahrer zunächst virtuell im Simulator. Die erforderliche Konzentration ist denen von Piloten vergleichbar.
Nach wie vor ist Papier eines der wichtigsten Produkte, die aus Holz hergestellt werden. Allerdings besteht dieses für unsere Kultur so wichtige Material nur noch zu einem Bruchteil aus frischem Holz. Wichtigster Rohstoff bei der Papierherstellung ist mittlerweile Altpapier. Auf das Recycling hat sich die Papierfabrik UPM-Kymmene in Schongau spezialisiert.
Holzfäller aus Stahl
Die Technik stammt aus Skandinavien, wo die riesigen Wälder schon lange ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind. Als dann in den neunziger Jahren die Jahrhundertorkane Vivian, Wiebke und Lothar in Deutschland wüteten, investierten viele Forstunternehmer auch hierzulande in einen Harvester. Die 400.000 Euro teuren Maschinen sind perfekt für Monokulturen. Dort ist die Handfällung per Motorsäge gefährliche Knochenarbeit: Die Fichten stehen eng und fallen nicht, da sie sich ineinander verhaken. Hebeleinsatz ist nötig.
Ein Waldarbeiter bearbeitet am Tag etwa 35 Bäume und erhält dafür rund 250 Euro brutto. Der Harvester erledigt dies in nur einer Stunde, bei Betriebskosten von 125 Euro. Über den Bordcomputer empfängt der Fahrer im Wald die Aufträge des Sägewerks. Alles Weitere läuft über das satellitengesteuerte Funkortungsverfahren GPS. Per GPS ortet der Fahrer das Zielgebiet. Nach getaner Arbeit gibt er die Koordinaten der Holzstapel an das Abholfahrzeug – den sogenannten „Forwarder“ – durch.
Nachhaltige Waldwirtschaft schont die Ressourcen
Nachhaltigkeit – schonender Umgang mit unseren Ressourcen – ist im deutschen Wald seit vielen Jahren Gesetz. Kahlschläge, die innerhalb weniger Tage ein gesamtes Ökosystem vernichten, sind verboten, „Durchforstung“ dagegen angesagt: Der Förster markiert einzelne Bäume mit roter Sprühfarbe und lässt sie fällen. Wertvolle Bäume dagegen fördert er: Sie bleiben erhalten, bekommen mehr Licht und Nährstoffe und werden groß und alt.
Für jeden gefällten Baum muss der Förster einen neuen einpflanzen, sei es an Ort und Stelle oder woanders. Spätere Generationen werden ihn ernten, so wie auch wir heute ernten, was unsere Vorfahren vor 100 Jahren gesät haben. Gehen wir unachtsam mit der Natur um, bricht dieser Generationenvertrag zusammen und mit ihm unsere Lebensgrundlage.