1. In Sack und Asche gehen
Herkunft
Die Redenswendung geht zurück auf einen altorientalischen Brauch. Im Alten Testament wird von dem altorientalischen Brauch berichtet, den Tod eines nahestehenden Menschen zu betrauern, indem man sich Asche auf die Haare streut und in altes, grobes Tuch gekleidet ist. Das Hebräische Wort „saq“ beschreibt einen geringwertigen Stoff aus Ziegen- oder Kamelhaar.
Bedeutung
„In Sack und Asche gehen“ bedeutet also Buße tun oder etwas bedauern.
Beispiel
Ein Mädchen in der achten Klasse hat wieder nichts für den Mathematiktest gelernt und bekommt am Ende eine schlechte Note. Das Mädchen schimpft über den Lehrer, er habe den Test viel zu schwer gemacht, worauf die Mutter des Mädchens sagt: „Na, das ist mal wieder typisch, eigentlich müsstest du in Sack und Asche gehen“.
2. Da beißt die Maus keinen Faden ab
Herkunft
Viele sehen den Ursprung in der Tiergeschichte „Der Löwe und das Mäuschen“ des altgriechischen Fabeldichters Aesop. In der Geschichte rettet eine Maus einen gefangenen Löwen, indem sie das Netz, in dem der Löwe gefangen ist, zernagt.
Tatsächlich hält der Duden aber eine andere Herkunft für wahrscheinlicher. Hier heißt es, dass die Redewendung von einem Schneider stammt, der einem Kunden verspricht, dass seine Stoffe bei ihm gut aufgehoben sind und somit kein hungriger Mäusezahn sich an Stoffen vergreifen wird. Der genaue Ursprung kann somit nicht ganz nachvollzogen werden.
Bedeutung
Diese Redensart wird immer dann verwendet, wenn etwas unabänderlich ist und kein Weg mehr dran vorbeiführt.
Beispiel
Frau Meier kann schon seit zwei Monaten keine Miete mehr zahlen und bekommt nun auch eine Abmahnung. Das Geld reicht ihr für die Miete nicht mehr, weil sie jeden Tag ein neues Oberteil im Internet kauft. Sie sagt deshalb zu sich selbst, dass sie von nun an nur noch einmal im Monat ein neues Oberteil kaufen kann, damit sie wieder mehr Geld zur Verfügung hat. Da beißt die Maus keinen Faden ab …
3. Der Gang nach Canossa
Herkunft
Der deutschen König Heinrich der Vierte stritt sich im Jahr 1077 mit dem damals amtierenden Papst Gregor dem Siebten darüber, wem das Recht zuteil sei, Bischöfe zu ernennen. Der Konflikt eskalierte, worauf der Papst den König exkommunizierte und ihm damit alle Grundpfeiler seiner Macht entzog. Heinrich war gezwungen, einen langen Marsch auf die Burg Canossa zu unternehmen, in der Papst Gregor seinerzeit residierte. Hier bat Heinrich drei Tage im Büßerhemd, reumütig und barfuß um Einlass, bis der Papst ihn schließlich empfing und rehabilitierte.
Bedeutung
Ein Gang nach Canossa bedeutet, einem Widersacher gedemütigt unter die Augen zu treten, die eigene Schuld einzugestehen und aufrichtig um Vergebung zu bitten.
Beispiel
Ein Heranwachsender will sich partout nicht an die Regeln halten, die seine Eltern für das Zusammenleben als Familie festgelegt haben. Der Streit wird so heftig, dass der Jugendliche Hals über Kopf und wütend das Haus verlässt und Unterschlupf bei einem Freund sucht. Als er nach Tagen feststellt, das er in keinster Weise dazu imstande ist, sein Leben unabhängig von der Unterstützung durch die Eltern zu führen, tritt er den Gang nach Canossa an, entschuldigt sich für sein Verhalten verspricht, die Regeln künftig zu akzeptieren.
4. Eine echte Xanthippe sein
Herkunft
Xanthippe war die Gattin des griechischen Philosophen Sokrates. Sie gilt als das Urbild des unverträglichen Weibs und soll Schuld am häuslichen Unfrieden gehabt haben.
Bedeutung
Die Redenswendung bezeichnet eine bösartige Frau, die ihren Ehemann durch ihr Gezänk ständig plagt und besonders streitsüchtig ist.
Beispiel
Zum wiederholten Male stichelt die Ehefrau ihren Mann mit den gleichen Fragen und fängt wegen jeder Kleinigkeit einen Streit an. Sie ist eine wahre Xanthippe.
5. Etwas in den Kamin schreiben
Herkunft
Woher die Redensart genau kommt, ist sprachwissenschaftlich nicht zu ermitteln. Abgesehen davon ist die Redensart leicht zu erklären. Wenn man etwas auf die Innenwände eines Kamins schreibt, dann wird die Schrift ziemlich bald mit Ruß bedeckt sein und man kann sie nicht mehr lesen. Was in den Kamin geschrieben wird, geht also verloren.
Bedeutung
Jede Art von Handlung, bei der von vornherein feststeht, dass sie fehlschlägt oder das Ergebnis verlorengeht.
Beispiel
Ich habe den Urlaub bereits vor Monate gebucht und nun werde ich so kurz vor Abreise krank. Der Urlaub ist nicht stornierbar und ich werde kein Geld zurückbekommen. Das Geld kann also ich in den Kamin schreiben.
6. Ein Ritt über den Bodensee
Herkunft
Diese Redewendung geht auf die Ballade „Der Reiter und der Bodensee“ des deutschen Schriftstellers Gustav Schwab zurück. Die Ballade erzählt die spannende Geschichte eines Mannes, der das große Glück hatte, unbeschadet über den zugefrorenen Bodensee zu reiten. Und das, ohne die große Gefahr zu bemerken.
Bedeutung
Die Redewendung wird verwendet, wenn jemand etwas sehr Gefährliches getan hat und dies erst im Nachhinein erkennt.
Beispiel
Eine Gruppe Freunde war auf einem gerade eben erst zugefrorenen See Schlittschuh laufen. Alle kamen heil wieder ans Ufer und hatten ihren Spaß. Am darauffolgenden Tag steht in der Zeitung, dass ein Mann am Vortag beim Betreten der Eisfläche eingebrochen und ertrunken ist. Ein klassischer ein Ritt über den Bodensee für die Freunde
7. Mit dem Klammerbeutel gepudert sein
Herkunft
Der Klammerbeutel kommt aus der Zeit der Müller. Damals gab es in Mühlen Mehlkästen mit Beuteln. Dort hinein kam das frisch gemahlene Korn, danach wurde der Beutel durchgerüttelt, sodass das fein gemahlene Mehl durch den Beutelstoff hindurch in den Mahlkasten fiel. Demnach war der Beutel nichts anderes als ein Sieb. Wenn man allerdings den Mehlkasten während eines Mahlvorgangs öffnete, staubte es gewaltig und man hatte jede Menge Mehl im Gesicht. Das sieht nicht nur komisch aus, sondern ist auch gefährlich, da Mehlstaub in der Luft leicht Feuer fangen und es zu einer Staubexplosion kommen kann. Dies widerfuhr jedoch ausschließlich Müllern, die als nicht besonders klug galten.
Bedeutung
Wer mit dem Klammerbeutel gepudert ist, muss ein ziemlicher Idiot sein.
Beispiel
Im Vorbeigehen rempelt ein junger Mann eine alte Frau an. Diese fragt ihn spontan mit lauter Stimme: „Sind Sie mit dem Klammerbeutel gepudert?“
8. Lehrers Kinder, Pfarrers Vieh, gelingen selten oder nie
Herkunft
Die Herkunft der Redensart ist nicht klar zurückverfolgbar, eine Abwandlung der Redensart in der vom Pafarrer und vom Müller die Rede ist, geht auf das mittelalterliche Protestantentum zurück. Gebräuchlicher ist jedoch die Version mit Lehrer und Pfarrer.
Bedeutung
Wenn Lehrers Kinder nicht gelingen, bedeutet dies, dass auch der professionelle Pädagoge Pech mit der Erziehung der eigenen Kinder haben kann. Auch der Pfarrer als guter Hirte, der sich um seine Schäfchen in der Gemeinde kümmert, hat nicht unbedingt das beste Händchen bei der Aufzucht.
Beispiel
Die Redensart passt beispielsweise, wenn ein Architekt in einem schäbigen Haus wohnt, der Zahnarzt mit ungepflegten Zähnen auffällt oder der Bademeister ein schlechter Schwimmer ist
9. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!
Herkunft
Auch bei dieser Redensart ist die Herkunft strittig. Im Grunde geht es darum, dass es nicht möglich ist, einen Pelz zu waschen, ohne dass er nass wird. Es soll darauf aufmerksam machen, dass man meistens im Leben nicht etwas haben kann, ohne dafür auch etwas zu tun.
Bedeutung
„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ bedeutet das jemand aus einer Situation nur die Vorteile für sich ziehen möchte, ohne selbst etwas dafür zu tun.
Beispiel
Lea möchte Klassensprecherin werden. Die Lehrerin erklärt ihr, dass sie dann wichtige und verantwortungsvolle Aufgaben hat und ein offenes Ohr für ihre Mitschüler haben muss. Darauf meint Lea, das ihr das zu anstrengend sei und sie einfach nur Klassensprecherin sein möchte. Die Lehrerin schaut sie und sagt: „Ach so, ganz nach dem Motto ‚Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass?‘“
10. Am Hungertuch nagen
Herkunft
Diese Redensart ist kirchlichen Ursprungs. Im Mittelalter wurde in der Fastenzeit ein Tuch über den Altar gehängt. Dieses Tuch nannte man „Hungertuch“. Im 16. Jahrhundert entstand zunächst die Redewendung „am Hungertuch nähen“. Damit wurde der Brauch des Hungertuches beschrieben, das als Überhang für den Altar genäht wurde. Später dann wurde die Redewendung in das heute gebräuchliche Sprichwort „Am Hungertuch nagen“ umgedeutet.
Bedeutung
Jemand der an Not leidet, unterernährt oder verwahrlost ist, nagt offensichtlich am Hungertuch.
Beispiel
Die Redensart wird oft im umgekehrten Sinn verwendet. So heißt es beim Gespräch über einen sehr vermögenden Menschen hin und wieder: „Der nagt auch nicht gerade am Hungertuch“.