Einfach die Zigarette ausdrücken und nicht mehr ständig sehnsüchtig an den nächsten Zug denken: Millionen Raucher träumen davon, dass ihnen die Lust nach Zigaretten für immer vergeht. In Deutschland liegt der jährliche Konsum bei knapp 142,5 Milliarden Zigaretten und dennoch würde sich rund ein Drittel aller rauchenden Deutschen lieber heute als morgen vom giftigen Glimmstängel lossagen. Doch leichter gesagt als getan: Nur rund drei Prozent aller Entwöhnungswilligen schaffen es, dem Nikotin dauerhaft zu entsagen. Aber warum fällt einem Großteil der Raucher das Aufhören so schwer?
Hilfen zur Rauchentwöhnung
Grundsätzlich werden bei der Tabakentwöhnung zwei Ansätze unterschieden: die Schlusspunktmethode und die Reduktionsmethode. Bei der Schlusspunktmethode setzt sich der Raucher einen fixen Zeitpunkt, ab dem er nicht mehr raucht. Ein festes Datum gibt der Entscheidung mehr Gewicht. Es ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Bei der Reduktionsmethode werden in einem persönlich festgesetzten Rhythmus immer weniger Zigaretten geraucht, um so Schritt für Schritt den Rauchstopp zu erreichen. Diese Methode ist vor allem für sehr starke Raucher geeignet. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Schlusspunktmethode effektiver als die Reduktionsmethode.
Körperliche und psychische Abhängigkeit
Die Droge Nikotin macht auf zwei Arten abhängig, sowohl körperlich als auch psychisch. Während die körperliche Abhängigkeit und ihre Symptome wie Reizbarkeit und Nervosität bereits im Laufe der ersten zwei Wochen verschwinden, hält die psychische – auf Gewohnheit beruhende – Abhängigkeit bedeutend länger an. Bei sehr starken Rauchern kann diese Art der Abhängigkeit sogar ein Leben lang bestehen bleiben.
Lösung von der suchtgelenkten Denkweise
Der Raucher auf Entzug muss den Alltag nun ohne diese vermeintlich hilfreiche Unterstützung meistern. Jede Situation lässt ihn automatisch an eine Zigarette denken. Aus Angst davor, rückfällig zu werden, meiden viele Ex-Raucher bestimmte Gefahrensituationen. Sie sagen Treffen mit rauchenden Freunden ab oder verzichten auf regelmäßige Restaurantbesuche. Genau dieses Verhalten gibt ihnen das trügerische Gefühl, ihr Leben sei ohne Zigarette viel freudloser, eingeschränkter, weniger lebenswert als zu Nikotinzeiten. Aus diesem Erleben heraus werden viele Raucher rückfällig. Nur wer es schafft, sich von der suchtgelenkten Denkweise zu lösen, kann den Entzug erfolgreich meistern.
Nach einem Jahr sind die Pfunde oft wieder weg
Dennoch müssen Ex-Raucher den Nikotinkilos mit Sport und bewusster Ernährung zu Leibe rücken. Studien zeigen, dass die maximale Gewichtszunahme durchschnittlich nach etwa sechs Monaten erreicht ist und das Gewicht nach etwa einem Jahr wieder auf das ursprüngliche Niveau sinken kann.
Nicht der Entzug, sondern der Konsum davor ist schuld
Amerikanische Forscher sind zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Die Ursache der typischen Gewichtszunahme bei ehemaligen Rauchern ist nicht der Nikotinentzug, sondern der regelmäßige Nikotinkonsum davor. Jedoch beruhen die Erkenntnisse von Darlene Brunzell und ihrer Kollegen von der Yale-Universität in New Haven nur auf Untersuchungen mit Mäusen. Waren die Tiere an Nikotin gewöhnt, ließen sie sich auch noch Wochen nach der letzten Dosis leichter von Futter verführen als Artgenossen, die kein Nikotin bekommen hatten. Ursache dafür sind vermutlich dauerhafte Veränderungen im Belohnungszentrum des Gehirns, die durch regelmäßigen Nikotinkonsum hervorgerufen werden.
Problem Belohnungszigarette
Das Problem dabei: Der Raucher assoziiert den Griff zur Zigarette mit bestimmten Schlüsselreizen. Besonders in Stresssituationen verspüren Nikotinabhängige verstärkt das Bedürfnis nach einer Zigarette zur Entspannung. Und wenn das Problem erfolgreich gelöst ist, folgt die obligatorische Belohnungszigarette. So lernt der Raucher, jede denkbare Alltagssituation mit einer Zigarette zu verbinden: der munter machende Zug zum Frühstückskaffee, der gelangweilte Zug im Stau, der nervöse Zug vor dem Meeting, der genüsslicher Zug nach dem leckeren Essen im Restaurant. Die Zigarette dient als Alleskönner und Weggefährte durch den Tag.
Schlüsseleiweiße im Gehirn verantwortlich
In ihrer Studie gelang es den Wissenschaftlern auch nachzuweisen, welche Schlüsseleiweiße im Gehirn für diesen Effekt verantwortlich sind: Genetisch veränderte Mäuse, denen ein bestimmter Rezeptortyp für Nikotin fehlte, waren weniger empfänglich für das gesteigerte Verlangen als ihre unveränderten Artgenossen. Die Forscher hoffen, auf der Basis dieser Erkenntnisse angehenden Ex-Rauchern das Aufhören erleichtern zu können, ohne dass diese unter unangenehmen Nebenwirkungen wie der Gewichtszunahme leiden müssen.