- Der Radius einer Atombombe ist von der Größe der Bombe, ihrer Bauweise sowie etlicher Umwelteinflüsse abhängig.
- Die bisher größte Atombombe war die „Zar-Bombe“. Sie wurde von der Sowjetunion im Ostpolarmeer gezündet.
- Wasserstoffbomben können eine bis zu 1000-mal größere Zerstörungskraft entfalten als konventionelle Atombomben.
- Der erste Atombombentest verwandelte die Erdoberfläche in einem Radius von 300 Metern in künstliches Glas.
Seit den Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki hat es keine Weltmacht mehr gewagt, eine Atombombe einzusetzen. Doch angesichts der nicht abreißenden Drohungen Russlands über einen atomaren Schlag – die selbst vor Simulationen atomarer Angriffe im russischen Fernsehen nicht halt machen – könnte sich das ändern.
In welchem Radius kann eine Atombombe Schaden anrichten?
Gemäß einer Studie von Greenpeace würde einer 20-Kilotonnen-Atombombe in einem Radius von 260 Metern alles verdampfen. Innerhalb eines Radius von 590 Metern käme es zu schweren Explosionsschäden und bis in eine Entfernung von 1,41 Kilometer würden Lebewesen im Freien einer tödlich hohen radioaktiven Strahlung ausgesetzt.
Der Radius für die Auslösung von Brandverletzungen dritten Grades würde 1,91 Kilometer betragen. Bis in eine Entfernung von mehr als 6 Kilometer würde Glas zerbrechen. Insgesamt kann der Radius der zerstörerischen Wirkung einer Atombombe laut Greenpeace von wenigen hundert Metern bis zu mehreren Dutzend Kilometern reichen.
Laut Greenpeace sind die zentralen Faktoren für den Zerstörungsradius einer Atombombe darüber hinaus:
- Die Windrichtung und Windgeschwindigkeit – starker Wind kann verstrahlte Staubpartikel Hunderte von Kilometern weit tragen, wie im Fall des Super-GAUs von Tschernobyl,
- Terrainart und Wetterbedingungen,
- die Dichte der Atmosphäre,
- Ob die Bombe hoch in der Luft oder dicht am Boden gezündet wird.
„Trinity“: Der erste Atombombentest
„Trinity“ war der Deckname für die weltweit erste erfolgreiche Testdetonation einer Atombombe. Die Detonation fand am 16. Juli 1945 in der Wüste Jornada del Muerto in New Mexico statt. Die Bombe, schlicht „Gadget“ genannt, wurde von einem 30 Meter hohen Stahlturm aus gezündet und hatte eine geschätzte Sprengkraft von 20 Tonnen TNT.
Der Feuerball, der den Atompilz bildete, hatte eine Höhe von 12,2 Kilometer. Der Explosionsradius von Trinity wird auf 300 Meter geschätzt. Als Anhaltspunkt gilt der Radius, in dem die freiwerdende Energie der Explosion von Trinity künstliches Glas auf der Erdoberfläche hinterließ. Das entstandene Material wurde von den Forschern Trinitit getauft. An der Detonationsstelle entstand ein Krater von 330 Metern Breite und 3 Metern Tiefe, der aufgrund der Entstehung des Trinitit besonders hoch verstrahlt war.
Atombombe vs. Wasserstoffbombe
Wasserstoffbomben haben eine noch größere Zerstörungskraft als Atombomben. Sie tragen das Potenzial in sich, eine mindestens 1000-mal stärkere Explosion zu erzeugen. Bei einer Atombombe entsteht die Explosion aus einer oder mehreren Kernspaltungsreaktionen. Dabei werden Atome der radioaktiven Isotope Uran-235 oder Plutonium-239 gespalten, worauf in kurzer Zeit eine extrem hohe Energiemenge frei wird.
Das geschieht meistens, indem zwei voneinander getrennte Mengen radioaktives Material getrennt voneinander in der Bombe aufbewahrt werden. Die Barriere zwischen beiden Teilen wird daraufhin gesprengt, worauf sie in Kontakt miteinander treten und die kritische Masse erreichen. Hierauf entsteht eine atomare Kettenreaktion, die zu einer massiven Explosion führt.
Die Explosion einer Wasserstoffbombe besteht aus zwei Phasen
Bei einer Wasserstoffbombe werden dagegen sowohl Kernspaltungs-, als auch Kernfusionsreaktionen ausgelöst. Ähnlich wie bei einer Atombombe findet zuerst ein Spaltungsprozess statt. Dieser löst jedoch eine Fusionsreaktion in einem sekundären Kern der Bombe aus. Der sekundäre Kern besteht aus Wasserstoffisotopen wie Tritium oder Deuterium. Durch die enorme Temperatur und den Druck der vorausgehenden Spaltungsreaktion verschmelzen die Wasserstoffatomkerne und führen zu einer bis zu 1000-mal stärkeren Explosion.
Der erste Wasserstoffbombentest: „Ivy Mike“
Der erste Wasserstoffbombentest wurde am 1. November 1952 an der Insel Elugelab im Eniwetok-Atoll durchgeführt. Er war Bestandteil der „Operation Ivy“ der USA. Die Wasserstoffbombe „Ivy Mike“ hatte eine Sprengkraft von 10,4 Megatonnen TNT.
Der durch die Explosion entstandene Feuerball hatte einen maximalen Radius von etwa 5,2 km. Der Atompilz stieg in weniger als 90 Sekunden auf eine Höhe von 17 Kilometern. Insgesamt erreichte er eine Höhe von 41 km. Elugelab wurde durch die Explosion vollständig ausgelöscht. Radioaktive Korallentrümmer fielen auf Schiffe in 56 km Entfernung und die unmittelbare Umgebung des Atolls wurde stark kontaminiert.
Die „Zar-Bombe“: die größte Atombombe der Geschichte
Die bisher größte Atombombe der Menschheitsgeschichte wurde am 30. Oktober 1961 über der Insel Nowaja Semlja im Ostpolarmeer gezündet. Die offizielle Bezeichnung der Bombe war AN602. Auch der Deckname Wanja war für den größten sowjetischen Atombombentest gebräuchlich. Heute ist sie hauptsächlich unter dem Namen „Zar-Bombe“ aus der westlichen Berichterstattung bekannt.
Die „Zar-Bombe“ war eine Wasserstoffbombe mit einer Sprengkraft von 50 Megatonnen TNT. Der Radius des Feuerballs betrug 2,3 km und der Strahlungsradius 7,49 km. Die von der Explosion ausgelöste Druckwelle hatte einen Radius von 12,51 km. Die intensive Hitze der Detonation konnte in einem Radius von 62 Meilen vom Explosionszentrum Verbrennungen dritten Grades verursachen.
Der Atompilz der „Zar-Bombe“ erreichte kurzzeitig eine Höhe von ungefähr 64 km. Die durch die Explosion ausgelöste Druckwelle umrundete etwa zweieinhalbmal die Erde. Sogar in Norwegen und Finnland zerbrach Fensterglas. Sewerny, ein unbewohntes, 34 Kilometer vom Explosionszentrum entferntes Dorf, wurde dem Erdboden gleichgemacht. Verschiedenen Berichten zufolge wurden Gebäude in mehr als 160 km Entfernung beschädigt.
Die „Zar-Bombe“ war zehnmal so stark wie alle im Zweiten Weltkrieg eingesetzten konventionellen Waffen zusammen. Sie war rund 4000 Mal so stark wie die Atombombe von Hiroshima.
Die „Zar-Bombe“ führte zur unerwarteten Wende im Kalten Krieg
Obwohl die „Zar-Bombe“ für Russland als Demonstration seiner Stärke auf dem Atomsektor ein Erfolg war, wurde sie nie für einen praktischen Einsatz in Betracht gezogen. Aufgrund der Größe der Bombe konnte sie nur mit konventionellen Flugzeugen transportiert werden. Und diese konnten leicht abgefangen werden. Daher wurde die „Zar-Bombe“ in erster Linie als Propagandawaffe betrachtet.
Nach dem Test engagierte sich der federführende Entwickler der „Zar-Bombe“, der Physiker Andrej Sacharow, zunehmend dafür, Atomtests überwiegend unterirdisch stattfinden zu lassen. Eine solche Vereinbarung wurde 1963 zuerst von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der UdSSR unterzeichnet.