Fleisch verursacht Krebs
Wer 50 Gramm verarbeitetes Fleisch pro Tag verzehrt, erhöht sein Darmkrebsrisiko um 18 Prozent, erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO Ende 2015. Ein Detail wird dabei aber unterschlagen: Von 100 Fleischessern erkranken (gerundet) sechs an Darmkrebs, von den Fleischverächtern sind es immer noch fünf – also nur ein Unterschied von einer Person, das absolute Risiko steigt nur um ein Prozent. Die 18 Prozent zeigen die Steigerung des relativen Risikos, also den Anstieg von fünf auf sechs Prozent.
Frühstücken ist gesund
Männer, die nicht frühstücken, haben ein um 27 Prozent erhöhtes Herzinfarkt-Risiko, lautete die Schlussfolgerung einer Studie der Harvard School of Public Health, Boston. Doch der beschriebene Zusammenhang existiert gar nicht. Denn statt des fehlenden Frühstücks sind andere Verhaltensweisen der Männer als Ursache wahrscheinlicher. Diejenigen, die morgens das Haus mit leerem Magen verließen, hatten auch sonst eine ungesündere Lebensweise: Sie rauchten mehr, trieben weniger Sport und konsumierten auch mehr Alkohol. Der Zusammenhang war also nur scheinbar – genau wie der statistisch hochsignifikante Zusammenhang, dass in Gegenden mit mehr Störchen auch eine höhere Anzahl von Kindern geboren wird.
Olivenöl hilft gegen Diabetes
Um 30 Prozent sinkt das Diabetes-Risiko durch den Genuss von einem Liter Olivenöl pro Woche, zeigt eine Studie von Jordi Sala-Salvado. In Wahrheit reduziert sich das Risiko aber gerade einmal um 1,9 Prozent – denn wie im ersten Beispiel wird hier absolutes mit relativem Risiko vertauscht. Das eigentlich Heikle: Zusätzlich nutzten die Forscher die Studie, um eine angeblich gesundheitsfördernde Wirkung von Nüssen zu „beweisen“: Da ein statistisch relevanter Zusammenhang fehlt, bildeten sie mit dem Olivenöl einen Mittelwert unter dem Namen „mediterrane Diät“ – möglicherweise, um Fördergelder eines Nussproduzenten zu rechtfertigen.
Statistiken und Wahrnehmung
Statistiken können leicht irreführend wirken, wenn der Unterschied zwischen absolutem und relativem Risiko nicht klar kommuniziert wird. Ein Prozent zusätzliches Risiko klingt wenig bedrohlich, während 18 Prozent Zuwachs beim relativen Risiko dramatischer erscheinen. Dieses Phänomen spielt eine wichtige Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung von Gesundheitsstudien, bei denen reißerische Schlagzeilen oft die nüchternen Zahlen verzerren. Deshalb ist es entscheidend, die Grundlage und den Kontext der Daten zu hinterfragen, bevor vorschnelle Schlüsse gezogen werden.
Die Grenzen von Korrelationen
Häufiger werden in Studien Korrelationen mit Kausalitäten verrauscht. Der vermeintliche Zusammenhang zwischen fehlendem Frühstück und Herzinfarkten verdeutlicht dieses Problem: Begleitfaktoren wie Lebensstil und andere gesundheitliche Risiken spielen oft eine viel größere Rolle. Es bedarf sorgfältiger Analyse, um solche Wechselwirkungen aufzudecken und statistische Zusammenhänge korrekt zu interpretieren. Das Beispiel zeigt, dass kritisches Denken beim Lesen wissenschaftlicher Ergebnisse unerlässlich ist, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.