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Synästhetiker erleben die Welt völlig anders, denn sie nehmen viel mehr wahr als andere Menschen. Dabei stehen sie weder unter Drogeneinfluss, noch leiden sie unter Halluzinationen. Doch woher kommt das? Ein einziger Sinnesreiz löst bei Synästhetikern gleich zwei oder sogar mehrere Sinneswahrnehmungen aus. Den Duft von Blumen assoziiert ein Synästhetiker beispielsweise mit der Farbe Violett in Form einer dreidimensionalen Wolke.
Synästhesie als besonderes Erbe
Den Ursachen des Phänomens sind Forscher noch auf der Spur. Als relativ sicher gilt aber, dass es vererbt wird. So tritt die Synästhesie in Familien gehäuft auf. Außerdem wird vermutet, dass die Fähigkeit bei Kindern noch stärker ausgeprägt ist, bevor sie meist mit dem Älterwerden abnimmt oder ganz verlorengeht. Ein Neugeborenes etwa besitzt noch spezielle Nervenverbindungen, die in der Regel bereits nach drei Monaten zu verkümmern beginnen. Ihre besondere Fähigkeit kann für Synästhetiker aber auch zum Fluch werden: Sie leiden viel schneller unter Reizüberflutung als andere Menschen.
Meist wird die Gabe der besonders intensiven Sinneswahrnehmung aber als positiv empfunden. Weil die meisten Synästhetiker ihre Fähigkeit gar nicht als etwas besonders Bemerkenswertes erkennen – schließlich sind die gekoppelten Sinneseindrücke für sie selbstverständlich, gibt es auch keine genaue Zahl, wie viele sie sind. Doch wie riecht Blau denn nun eigentlich? Das lässt sich pauschal nicht beantworten: Denn jeder Synästhetiker hat dazu seine ganz speziellen und höchsteigenen Assoziationen.
Für manche Synästhetiker ist Musik bunt
Eine der häufigsten Formen der Synästhesie ist die Ton-Farb-Synästhesie. Das bedeutet, dass ein Synästhetiker bestimmte Töne mit bestimmten Farben verbindet und diese Farben wahrnimmt, wenn er die entsprechenden Töne hört.
Auch Harmonien und Tonarten können bei der Ton-Farb-Synästhesie mit Farben assoziiert werden. So kann für einen Synästhetiker E-Dur grün klingen, A-Dur dagegen rot und C-Dur gelb.Welche Farben mit welchen Klängen verbunden werden, variiert jedoch und ist für jeden Synästhetiker eine individuelle Erfahrung.