In Deutschland kennen wir Bärenangriffe bisher nur aus Online-Videos aus Russland, den USA, Kanada und Japan – oder aus Filmen wie „The Revenant“ mit Leonardo DiCaprio oder „Auslöschung“ mit Natalie Portman. Doch die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die Braunbärenpopulation in Deutschland in den nächsten Jahren zunehmen könnte.
Wie viele Bären gibt es in Deutschland?
In Europa leben heute etwa 17.000 Braunbären, die meisten davon in den Karpaten. In Deutschland gab es vermutlich zuletzt Anfang des 19. Jahrhunderts größere Bestände. Seitdem hat vor allem die Bejagung der Tiere zu ihrer Ausrottung hierzulande geführt.
Doch 2006 überquerte der Sohn zweier italienischer Braunbären die deutsch-italienische Grenze. „Bruno“ galt schnell als Problembär, weil er immer wieder Nutztiere in Dörfern und auf Bauernhöfen riss. Es wurde festgestellt, dass der Braunbär, der am 20.04.2023 in Rosenheim Schafe riss, Brunos Schwester ist.
In den letzten Jahren wurden in den bayerischen Alpen immer wieder Bärenspuren entdeckt. Konfrontationen zwischen Mensch und Bär in Deutschland werden somit immer wahrscheinlicher.
Was tun bei einem Angriff? Tipps vom Experten
„Der Bärenangriff im Film ‚The Revenant‘ kommt der Realität sehr nahe“, sagt Dr. Tom Smith, Experte für Polar-, Grizzly- und Schwarzbären. Smiths Tipps? Nur in Gruppen durch große Wälder wandern. „Bären sind risikoscheu. Sie greifen eher einzelne Menschen an als mehrere.“
Außerdem sollte man sich immer bemerkbar machen. „Man muss keine Opernarien singen. In die Hände klatschen und laut mit den Begleitern reden, das reicht.“ Ein weiterer Tipp des Experten: Immer ein Bärenspray griffbereit haben. „Das vertreibt im Notfall einen Bären!“
Was tun bei einer Bärenattacke?
Nicht wegrennen! Sich langsam von dem Tier entfernen, ohne ihm den Rücken zuzudrehen. „Benutzen Sie das Bärenspray, wenn der Bär zu nahe kommt“, so Smith. Auf keinen Fall hinlegen. Totstellen ist auch keine gute Idee. „So servieren Sie sich selbst als Mittagessen auf dem Silbertablett.“
Wenn der Bär sein Opfer umwirft, empfiehlt der Experte, sich auf den Bauch zu legen, das Gesicht nach unten, und den oberen Nackenbereich mit den Händen zu schützen. „Sie werden dann zwar verletzt, aber höchstwahrscheinlich nicht getötet.“
Weitere wichtige Überlebens-Tipps
- Bären greifen normalerweise nicht an, es sei denn, sie fühlen sich bedroht oder ihre Jungen sind in Gefahr. Halten Sie dennoch einen sicheren Abstand, um eine unerwünschte Konfrontation zu vermeiden.
- Tragen Sie keine Lebensmittel bei sich. Essensgeruch kann Bären aggressiv machen. Fest verpackte Lebensmittel, wie z. B. Konserven, können Bären mit ihrem Geruchssinn nicht wahrnehmen.
- Schreien Sie nicht, da dies Bären irritieren und noch mehr aufregen kann.
- Wenn ein Bär auf Sie zukommt, machen Sie sich so groß wie möglich. Spreizen Sie dazu Arme und Beine, um möglichst groß zu erscheinen.
- Vermeiden Sie es, den Bären in die Enge zu treiben oder sich zwischen ihn und seine Jungen zu stellen. Lassen Sie dem Bären genügend Raum, um sich zurückzuziehen.