Astronauten kennen das Problem: Nach längeren Aufenthalten im All haben sich ihre Muskeln zurückgebildet. Denn in der Schwerelosigkeit sind diese Körperpartien unterfordert. Dasselbe passiert auch auf der Erde, wenn wir unsere Muskeln nicht benutzen. Bereits nach 48 Stunden Bettruhe setzt der „natürliche“ Muskelschwund ein.
Wie aber überstehen Bären die monatelange Winterruhe? Schließlich sind sie keine echten Winterschläfer wie etwa Murmeltiere und können ihre Körpertemperatur nicht so stark absenken. Gleichzeitig aber bewegen sie sich kaum – Eichhörnchen zum Beispiel, die ebenfalls nur Winterruhe halten, wachen zwischendurch auf und suchen nach ihren Futterreserven.
Ausgeklügeltes System gegen Muskelschwund
Um dem Trick der Bären auf die Spur zu kommen, haben US-amerikanische Forscher der Universität Wyoming Schwarzbären mit speziellen Messgeräten ausgestattet. Diese maßen über einen kompletten Winter hinweg die Körpertemperatur und die Muskelaktivität der Bären.
Das Ergebnis: Bären verfügen über ein ausgeklügeltes System, das dem Muskelschwund entgegenwirkt. Die Tiere bringen ihren Körper viermal am Tag auf Betriebstemperatur. Währenddessen spannen sie die Muskeln an. Zudem führt eine Art Recycling-System in der Niere Stickstoff aus dem Urin in den Blutkreislauf zurück, was sehr wichtig für den Muskelaufbau ist.
Dieses körpereigene Trainings- und Recyclingprogramm sorgt dafür, dass der Muskelschwund zu Frühlingsbeginn gering ist. Die Schwarzbären sind nach dem Aufwachen sofort wieder voll einsatzbereit. Sie verlieren weniger als 25 Prozent ihrer Muskelkraft. Ein Mensch würde in dieser Zeit rund neunzig Prozent der Muskelmasse einbüßen und wäre kaum imstande, überhaupt aufzustehen. Bären dagegen können sofort wieder auf Bäume klettern. Der Grund für das erstaunliche Winterruheprogramm der Bären ist ein Hormon mit dem Namen Hibernation Induction Trigger, abgekürzt „HIT“ genannt, das im Blut der Bären gefunden wurde.
Einen Haken hat der Winterschlaf aber dennoch: Die Gedächtnisleistung der schlummernden Tiere lässt wohl nach, und zudem kommt es zum Abbau von Nervenverbindungen im Gehirn: ein Prozess, der bei Menschen angeblich schon während längerer Strandurlaube auftreten soll.