Das Wichtigste vorweg: „Immobiliengutachter“ ist kein Lehrberuf und keine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung. In diesem Fall führen also viele Wege nach Rom. Gleichwohl gibt es dabei Irr- und Umwege – und bestenfalls Schnellstraßen auf dem Weg zum Ziel. Es zahlt sich aus, hier genauer hinzuschauen. Denn die berufliche Reise lohnt sich auf jeden Fall. Die Nachfrage nach bestens geschulten Immobiliengutachterinnen und -gutachtern mit sehr guter Marktkenntnis dürfte in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter steigen.
Dafür sprechen vor allem zentrale ökonomische Fakten: zum einen der ungebrochene Wunsch nach dem eigenen Heim und zum anderen die steigende Zahl geerbter Immobilien von Rostock bis ins Ruhrgebiet, die anschließend am Markt veräußert werden. Bei all diesen Objekten suchen Verkäufer und Käufer nach sachgerechten Kriterien, um den Wert der jeweiligen Immobilie einschätzen zu können.
Die Vielzahl der Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, übersteigt die Fähigkeiten jedes Laien. Neben dem bekannten Kriterium „Lage, Lage, Lage“ wird dabei vor allem der energetische Zustand eines Hauses oder einer Wohnung immer wichtiger für deren realen Wert. Doch mit den Details von Heizungen oder Dämmungen sind Nicht-Fachleute hoffnungslos überfordert – da braucht es Rat und Wissen von Profis.
Wie genau wird man nun Immobiliengutachter?
Der erste Schritt auf dem Weg zum Immobiliengutachter ist oft ein Hochschulstudium in einem relevanten Fachgebiet. Studiengänge in Architektur, Bauingenieurwesen oder Wirtschaftswissenschaften sind gängige Ausgangspunkte, da sie das notwendige technische und analytische Grundverständnis vermitteln. Darüber hinaus sind Kenntnisse in Mathematik und Statistik unerlässlich, um die verschiedenen Bewertungsmodelle verstehen und anwenden zu können.
Nach dem Erwerb eines akademischen Grades ist es von Vorteil, praktische Erfahrungen im Immobilienbereich zu sammeln – als Immobilienfachwirt oder Immobilienmakler. Viele Immobiliengutachter beginnen ihre Karriere in verwandten Bereichen wie der Immobilienvermittlung, der Bauleitung oder im Finanzwesen, um ein tieferes Verständnis für den Markt und die Praxis der Immobilienbewertung zu entwickeln. Diese Erfahrungen sind besonders wertvoll, da sie helfen, theoretisches Wissen mit realen Szenarien zu verknüpfen.
Wichtig für das persönliche Weiterkommen: Weiterbildung und Spezialisierung
Die Weiterbildung zum Immobiliengutachter erfolgt oft über professionelle Kurse und Zertifizierungen. Verschiedene Institutionen wie die Industrie- und Handelskammer (IHK), der TÜV oder private Bildungsanbieter wie die Sprengnetter Akademie und die Deutsche Immobilien-Akademie (DIA) bieten spezialisierte Kurse an, die von Einführungsseminaren bis hin zu umfassenden Fachkursen reichen. Diese Kurse behandeln Themen wie die Grundlagen der Immobilienbewertung, rechtliche Aspekte und spezielle Bewertungsmethoden für verschiedene Immobilientypen.
Um ein Immobiliengutachter werden zu können, sind Zertifizierungen unerlässlich. Diese dienen nicht nur dem Nachweis von Fachwissen, sondern stellen auch die Einhaltung von Branchenstandards sicher. Zu den anerkannten Zertifizierungsstellen in Deutschland zählen HypZert und EIPOS. Dazu nimmt die unabhängige Zertifizierungsstelle DIA-Zert die Zertifizierung vor.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Immobiliensachverständigen im Bauwesen: Wertgutachter und Baugutachter. Wertgutachter ermitteln den Wert von unbebauten und bebauten Grundstücken, während Baugutachter Schadensgutachten erstellen. Für die Wertermittlung können angehende Immobiliengutachter zwischen einigen Intensivseminaren wählen, um sich die theoretischen und praxisorientierten Grundlagen für eine Tätigkeit als Immobiliensachverständiger kompakt anzueignen. Für Schadensgutachten sind die Anforderungen wesentlich komplexer, da Fachwissen in Spezialbereichen – und somit meist in thematisch engen Bahnen – dafür sehr tiefgehend vermittelt wird.
Wie erkennt man einen guten Immobiliengutachter?
Ein kompetenter Immobiliengutachter zu sein, erfordert mehr als nur Fachwissen und Zertifizierungen. Die folgenden Eigenschaften sind entscheidend:
- Umfassendes Fachwissen: Ein guter Immobiliengutachter hat tiefgreifende Kenntnisse in den relevanten technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Bereichen. Er sollte in der Lage sein, komplexe Bewertungsmodelle zu verstehen und anzuwenden.
- Berufserfahrung: Langjährige Erfahrung in der Immobilienbewertung zeigt, dass der Gutachter viele verschiedene Situationen gemeistert hat und in der Lage ist, auch unter ungewöhnlichen Bedingungen zuverlässige Bewertungen zu liefern.
- Integrität und Unabhängigkeit: Ein guter Gutachter handelt stets unparteiisch und unabhängig. Die Fähigkeit, objektive und unvoreingenommene Gutachten zu erstellen, ist essenziell für die Glaubwürdigkeit in der Branche.
- Kommunikative Fähigkeiten: Die komplexe Natur der Immobilienbewertung erfordert, dass Gutachter ihre Erkenntnisse klar und verständlich kommunizieren können, sowohl schriftlich in ihren Berichten als auch mündlich gegenüber Auftraggebern und Gerichten.
- Engagement für lebenslanges Lernen: Die Immobilienwelt verändert sich ständig, und gute Gutachter halten sich durch stetige Weiterbildung und das Studium aktueller Entwicklungen auf dem Laufenden.
Immobiliengutachter brauchen Bildung, Erfahrung und Integrität
Der Weg zum Immobiliengutachter ist anspruchsvoll und erfordert eine Kombination aus akademischer Bildung, praktischer Erfahrung, fortlaufender Weiterbildung und persönlicher Integrität. Wer diese Anforderungen erfüllt, kann sich nicht nur in einem lukrativen, sondern auch in einem für die Gesellschaft wichtigen Berufsfeld erfolgreich etablieren.
Unser Experte: André Heid
André Heid ist Geschäftsführer der Heid Immobilien GmbH und verfügt über mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung als zertifizierter Immobiliengutachter. Er bietet sowohl Verkäufern als auch Käufern seine Expertise an, um den Marktwert ihrer Immobilie präzise zu ermitteln und einen fairen Kaufpreis zu erzielen.
Foto: Heid Immobilien GmbH