Welt der Wunder

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Mann riecht an Craftbier.

Foto: Envato / Click_and_photo

Alkohol in der Luft: Wird man betrunken, wenn man Alkohol einatmet?

Lässt sich Promille in der Luft messen, wenn sich alkoholisierte Menschen in einem Raum aufhalten und kann man von einer alkoholhaltigen Atmosphäre betrunken werden? Die einen sagen ja, die anderen nein. Zeit, dem Mythos auf den Grund zu gehen.

0,1 Promille – das war der Wert, den das Alkoholtestgerät der Polizei in Maryland auf einer Studierendenparty messen konnte. Die Jugendlichen hatten so viel Alkohol konsumiert, dass ihr Atem ein benebeltes Raumklima geschaffen hatte. Unmöglich? Keineswegs!

Alkohol gelangt über den Atem in die Luft und kann somit ein Alkoholmessgerät auslösen

Nach dem Konsum von Alkohol findet in den Lungenbläschen ein Gasaustausch zwischen der Atemluft und dem aufgenommenen Alkohol statt. Die eingeatmete Luft im Körper nimmt dabei den Alkohol aus dem Blut auf. Beim Ausatmen – oder eben Pusten – gelangt die alkoholhaltige Luft wieder nach draußen. Der Alkoholgehalt in der Atemluft stimmt allerdings nicht mit der Menge im Blut überein. Wie viel Alkohol beim Atmen in die Atemluft übergeht, hängt unter anderem von der Körpertemperatur und der seit dem Alkoholgenuss vergangenen Zeit ab.

Die Polizei verwendet in der Regel Handmessgeräte, um die Alkoholkonzentration der Atemluft elektronisch zu messen. Diese messen die Alkoholkonzentration in der Lungenluft üblicherweise mithilfe eines Infrarotsensors und eines elektrochemischen Sensors. Messfehler treten recht selten auf.

Im Durchschnitt liegt die Fehlerquote bei nur fünf Prozent. Die Party-Anekdote aus Maryland kann sich daher sehr wohl so zugetragen haben. Eine sehr spezielle Londoner Bar ist ein direkter Beweis, dass Alkoholdämpfe in der Luft durchaus betrunken machen können.

Barkonzept in London: Betrunken durch Einatmen

Das Konzept, Alkohol einzuatmen statt zu trinken, gab es 2015 erstmals im Rahmen des einjährigen Künstler-Projekts „Bompas & Parr’s Alcoholic Architecture“: Hier tauchten die Gäste in eine sogenannte „Cloud“ ein – eine Wolke aus Schnaps und Feuchtigkeit. Leistungsstarke Luftbefeuchter sorgten für die hochprozentige Raumluft, die immerhin eine Feuchtigkeit von 140 Prozent erreichte.

So konnte sich der Alkohol aus der Umgebung seinen Weg über die Lungen und Augäpfel in den Blutkreislauf bahnen. Der Vorteil des Luftauschs: Die Kopfschmerzen am nächsten Tag bleiben aus, die Leber wird verschont und auch unnötige Kalorien spart man sich ein.

Dass diese Art von Alkoholrausch die Leber übergeht, kann jedoch auch gefährliche Konsequenzen haben. Da das wichtige Organ bei dieser Methode nicht als Giftfilter fungieren kann, ist bei hohen Alkoholkonzentrationen in der Luft das Risiko einer Vergiftung höher.

Alkoholkontrolle am Steuer: Blitzen statt Pusten

Den Effekt der alkoholhaltigen Atemluft macht sich auch die Polizei zunutze. So entwickelte die Universität Würzburg ein spezielles Lasersystem, mit dem sich die Alkoholkonzentration in der Fahrerkabine eines Autos messen lässt. Das Gerät wird wie ein Blitzer am Straßenrand aufgestellt und kann schon kleinste Spuren von Alkohol in der Luft eines vorbeifahrenden Autos messen. Das System durchleuchtet die Autos aus der Entfernung und erfasst Alkoholmoleküle, die sich im Fahrzeug befinden. Die Lasermessung ist so genau, dass sie bereits bei 0,1 Promille anschlägt.

Das Problem: Das Gerät schlägt auch Alarm, wenn der Fahrer stocknüchtern ist, aber die Beifahrer einen intus haben. „Die Polizei könnte das System aber für eine Vorauswahl nutzen, verdächtige Wagen aus dem Verkehr ziehen und sie dann genauer überprüfen“, sagt Martin Kamp, Physiker an der Universität Würzburg. 

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