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Wo liegt das Tor zur Hölle?

Foto: Wikimedia Commons / Tormod Sandtorv / CC BY-SA 2.0

Wo liegt das Tor zur Hölle?

Wenn sich die Nacht über den schwarzen Sand legt, kann man das rote Glühen schon von Weitem sehen. Ziemlich genau in der Mitte von Turkmenistan, in der Wüste Karakum, liegt der Krater von Derweze, der von Einheimischen nur „Tor zu Hölle“ genannt wird.

Das Loch in der Erde hat einen Durchmesser von rund 70 Metern, darin wüten gewaltige Flammen. Die Temperatur in der Wüste fällt in der Nacht rapide ab, doch in der Nähe des Kraters scheint es, als würde der Teufel persönlich seinen feurigen Atem ausstoßen. Heiße Böen rasen plötzlich den 20 Meter hohen Hang hinauf und schlagen mit gnadenloser Kraft am Krater um sich – mehr als 100 Grad Celsius heiß ist es am Rand von Derweze.

Ein Werk des Menschen

Doch was nach einem einzigartigen Naturschauspiel aussieht, ist in Wirklichkeit menschengemacht. „Sowjetische Geologen begannen 1971 an dieser Stelle mit Sondierungsbohrungen für Gas“, sagt der turkmenische Geologe Anatoli Buschmakin. „Plötzlich bohrten sie in einen unterirdischen Hohlraum, und es bildete sich ein tiefer Trichter.“ Der Boden unter dem Bohrgerät gibt nach, die Maschine stürzt in die Tiefe – und aus dem Krater strömt giftiges Methan aus. 

Weil ihnen das Auffangen des Gases zu umständlich ist, zünden die Geologen das Methan an, um es abbrennen zu lassen. In wenigen Tagen soll der Spuk vorbei sein. Das ist jetzt 48 Jahre her – und die Flammen lodern dort noch immer. Das Methan bahnt sich seinen Weg unbeirrt durch den Erdboden und nährt das Feuer weiterhin. Das Tor zur Hölle könnte allerdings bald doch verschwinden. Die turkmenische Regierung will den Krater verfüllen und die Gasvorräte wieder zur Energiegewinnung anzapfen. Nur wann, ist unklar.

Das Tor zur Hölle als Touristenmagnet

Trotz der Gefahr und der unbändigen Hitze zieht der Derweze-Krater jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Besonders nachts, wenn die Flammen im Kontrast zur sternenklaren Wüstensilhouette lodern, wirkt das Schauspiel wie ein surreales Gemälde aus Feuer und Dunkelheit. Touristen, Abenteurer und Fotografen pilgern zu dem abgelegenen Ort in der turkmenischen Karakum-Wüste, um sich von der Kraft der Natur – oder vielmehr von der Unberechenbarkeit menschlicher Eingriffe in die Umwelt – faszinieren zu lassen. Für viele ist der Krater nicht nur ein fotogenes Highlight, sondern auch ein Ort, der Respekt und Nachdenklichkeit hervorruft.

Die Zukunft des Derweze-Kraters

Doch während einige die brennende Grube als Symbol für den menschlichen Drang zur Erkundung und den Preis, den die Natur dafür zahlt, betrachten, sehen andere darin eine unnötige Umweltkatastrophe. Das dauerhaft brennende Methan trägt nicht unerheblich zum Treibhauseffekt bei. Wissenschaftler schätzen, dass der Derweze-Krater jährlich mehrere Tausend Tonnen CO₂-Äquivalente freisetzt.

Die geplante Verfüllung des Kraters könnte nicht nur zur Reduzierung dieser Emissionen beitragen, sondern auch die umliegende Landschaft sicherer machen. Gleichzeitig fürchten Einheimische und Unternehmer, dass mit dem Erlöschen der Flammen ein einzigartiges Wahrzeichen und eine wichtige Einkommensquelle für den Tourismus verloren gehen könnte.

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