Es war der mächtigste Geheimbund der Geschichte, seine Schätze sollen unermesslich gewesen sein, sein Wissen hätte Könige und Päpste stürzen können. Der Orden der Tempelritter ist im 12. und 13. Jahrhundert die mächtigste Institution Europas. Dann werden die Templer von einem Tag auf den anderen ausradiert. Oder doch nicht?
Es ist Freitag, der 13. Oktober 1307: Elitesoldaten von König Philipp IV. stürmen sämtliche Quartiere der Tempelritter in Frankreich. 600 Templer werden verhaftet, darunter der Großmeister Jacques de Molay. Die Anklage lautet auf Ketzerei, Anbetung von Dämonen und homosexuelle Handlungen. Doch das ist nicht der wahre Grund … Über mehr als zwei Jahrzehnte haben die Templer hinter dem Rücken von Kirche und Königen eine Schattenweltmacht errichtet. Dazu gehörten ganze Länder und Inselreiche, die von den Templern regiert wurden: das Heilige Land, weite Teile Deutschlands und des heutigen Polens, Spaniens und Frankreichs, die Insel Malta, Regionen in Griechenland, Italien und sogar Großbritannien. Über ganz Europa bis in den Nahen Osten verteilten sich die Herrschaftsbereiche des Templerordens. Ein wucherndes Netzwerk der Macht.
Zerschlagen oder nicht?
Doch das Wachstum blieb nicht unbemerkt. Es war vor allem die wirtschaftliche Überlegenheit, die die Templer zur Bedrohung für etablierte Machthaber werden ließ. Könige, Fürsten und selbst der Papst waren bei den Templern hoch verschuldet. Historiker wie der Brite Michael Haag sind sich sicher, dass es Anfang des 14. Jahrhunderts eine Umkehrung der Macht hätte geben können: mächtige Ritterstaaten, die klassische Königreiche verdrängen. In dieser Krisensituation planen König Philipp IV. und Papst Clemens V. ihren Coup. Mit falschen Anschuldigungen wird der Orden zur verbrecherischen Organisation erklärt und verboten. Seine Mitglieder werden gejagt und getötet. 1314 wird der Großmeister Jacques de Molay auf dem Scheiterhaufen verbrannt – der Geheimbund ist zerschlagen. Das Weltreich der Tempelritter fällt an Fürsten und Päpste. Die alten Machtverhältnisse sind wieder gesichert. Doch wurde der Orden wirklich vollständig zerschlagen?
100 Kilometer nördlich von Lissabon in Portugal ragt der Convento de Cristo in der Kleinstadt Tomar majestätisch in die Höhe. Hierher flohen die Templer, die das Massaker an ihrem Orden überlebten. Der letzte Beschützer der Templer, König Dionysius von Portugal, stellte die verbliebenen Templer unter seinen Schutz, ebenso wie die geretteten Schätze des Ordens. 1319 gründete er mit den letzten Mitgliedern der Tempelritter den Christus-Orden. Der Schatz der Tempelritter geht in den neuen Orden über. In Portugal erleben die Templer unter neuem Namen ihr großes Comeback und werden wieder zu einer Weltmacht.
Herrscher der Meere
Die Christusritter fördern die Seefahrt und die Entdeckung neuer Länder und Handelswege. Um ihre Herkunft zu unterstreichen, fahren die portugiesischen Schiffe mit einem roten Kreuz auf den Segeln – dem Zeichen der Templer. Unter dem König und Christusritter Heinrich dem Seefahrer steigt Portugal zur Seemacht auf, so fassen die Templer sogar Fuß in der Neuen Welt. Erst 1834 wird der Orden offiziell aufgelöst. Der Schatz der Templer wird nie gefunden, einige Forscher gehen davon aus, dass er noch immer in Tomar versteckt ist, doch bisher wurden dort keine Ausgrabungen erlaubt.