Laut Brian Wansink, Professor für Marketing und Ernährungswissenschaften, sind die eigenen vier Wände voll mit Essfallen und geheimen Dickmachern. Tatsächlich kann uns schon die Farbe eines Tellers manipulieren. Im Rahmen eines Versuchs durften Probanden Brezeln aus roten, weißen und blauen Schalen wählen – das verblüffende Ergebnis: Aus der roten wurde am wenigsten gegessen. „Rot ist eine Warnfarbe, von der Gefahr ausgeht“, erklärt zudem der Ernährungspsychologe Christoph Klotter.
Sogar die Farbe von Geschirr und Essen spielt eine Rolle
Ein weiterer Farb-Effekt: Wansink lud zu einem Pasta-Essen an der Cornell University, bei dem die 60 Probanden wählen durften, ob sie ihre Nudeln mit Tomaten- oder heller Sahnesoße essen wollen. Auch hier bediente sich der Forscher eines kleinen Psycho-Tricks und verteilte nur rote und weiße Teller. Auffällig: Diejenigen, bei denen die Farbe des Tellers mit der Farbe des Essens übereinstimmte, aßen 18 Prozent mehr.
Wansinks Erklärung: „Pasta, Reis und Kartoffeln sind stärkereich. Aufgrund ihres farblosen Äußeren neigen wir dazu, zu viel von diesen Kalorienbomben zu essen. Dunklere Teller verstärken dagegen den Kontrast und sind eine clevere Strategie, wenn man Gewicht verlieren möchte.“
Essen in ständiger Reichweite, zu wenig Schlaf und Fernsehen als weitere Risikofaktoren
Überhaupt sollte man beim Essen auf zu viele verschiedene Farben verzichten. Bei einem Schälchen mit Schokolinsen in sieben unterschiedlichen Farben greifen wir deutlich weniger zu, als wenn sich in der Schale zehn Linsen-Farben tummeln. „Wenn da ganz viele Farben sind, wollen wir alle schmecken, riechen und essen. Dementsprechend greifen wir da rein, wo die Vielfalt blüht.“ In Zahlen: 70 Prozent mehr.
Eine weitere Essfalle, die man leicht vermeiden kann, ist die Sichtbarkeit von Nahrungsmitteln. Wansink hat 230 Haushalte in Syracuse, New York, besucht und dabei festgestellt: Menschen, die ihre Frühstücksflocken offen in der Küche stehen hatten, wogen im Schnitt 9,5 Kilo mehr als diejenigen, die sie in den Schränken verstauen.
Massiven Einfluss auf unsere Figur haben außerdem auch unser Medienkonsum und unser Schlafverhalten. Diverse Studien belegen, dass Menschen, die zu wenig schlafen, zu Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck neigen. Wer demnach unter fünf Stunden pro Nacht schläft, baut erhöhte Blutzuckermengen deutlich langsamer ab – dasselbe gilt auch für Menschen, die mehr als acht Stunden schlafen.
Flimmernde Bildschirme beim Essen sollten ebenfalls vermieden werden – wie ein Experiment des Psychologen Jeffrey Brunstrom zeigt: Die eine Hälfte der Teilnehmer spielte während des Essens ein Computerspiel, die andere Hälfte widmete sich einzig der Nahrungsaufnahme. Ergebnis: Wer beim Essen abgelenkt wurde, aß 30 Minuten später doppelt so viele Kekse.
Machen Actionfilme mehr Appetit?
Allerdings wirkt sich nicht jede Sendung gleich auf unser Essverhalten aus. So nehmen Zuschauer 98 Prozent mehr Snacks und 240 Kilokalorien mehr zu sich, wenn sie einen Actionfilm sehen, als wenn sie eine Talkshow verfolgen. Die Menge variiert mit dem Grad der Ablenkung durch die jeweilige Sendung.
Je größer der Teller, desto größer der Hunger
Auch die Größe des Geschirrs und Bestecks spielt eine wichtige Rolle: So essen wir beispielsweise bis zu 22 Prozent weniger von einem Teller, der nur 25 statt 30 Zentimeter im Durchmesser misst, unabhängig davon, wie groß die Portion ist. Wenn man zum Auffüllen einen Esslöffel statt einer Schöpfkelle verwendet, nimmt man noch mal 14 Prozent weniger zu sich.
Wer weniger selbst kocht, nimmt mehr zu
„Menschen, die ihre Mahlzeiten zu Hause selbst zubereiten, nehmen weniger Kohlenhydrate, weniger Zucker und weniger Fett zu sich als Menschen, die weniger oder gar nicht selbst kochen“, sagt Julia A. Wolfson von der Johns Hopkins University in Baltimore. Sie fand in einer Studie heraus, dass Personen, die höchstens einmal pro Woche selbst zum Kochlöffel greifen, pro Tag im Schnitt 2301 Kilokalorien verzehren. Menschen, die dagegen mindestens sechsmal pro Woche selbst kochen, konsumieren im Schnitt nur 2164 Kilokalorien pro Tag.
Je lauter, desto dicker
Baustellen- und Fluglärm, Radiomusik, laute Fernseher – eine Studie des schwedischen Karolinska-Instituts in Stockholm fand heraus: Mit einem Anstieg des Lärmpegels um fünf Dezibel nimmt der Taillenumfang im Durchschnitt um 1,5 Zentimeter zu. Zurückzuführen ist der Effekt demnach auf eine verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen wegen des Lärms, insbesondere von Cortisol.
Je näher sich das Essen befindet, desto gieriger sind wir
Die Erreichbarkeit spielt eine entscheidende Rolle beim Essverhalten: Je näher sich Lebensmittel in unserer Reichweite befinden, desto schwerer fällt es zu widerstehen. Der Psychologe Brian Wansink rät daher, das Essen vom Herd aus zu servieren, statt es direkt auf dem Tisch zu platzieren. Der Effekt ist deutlich: Wir nehmen 19 Prozent weniger zu, da das mehrmalige Aufstehen, um sich einen Nachschlag aufzufüllen, uns davon abhält, gedankenlos weiterzuessen.