Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

Woher kannten die Ur-Germanen das Geheimnis der Sterne?

Sie ist 4,5 Millimeter dick, 2,5 Kilogramm schwer und hat einen Durchmesser von 32 Zentimetern – ihr Wert ist unschätzbar: Die mysteriöse Bronzescheibe von Nebra gilt als einer der größten archäologischen Funde überhaupt, markiert sie doch eine frühe Sternstunde der Astronomie, während sie zugleich der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas ist.

Neueste Forschungen deuten gar darauf hin, dass aufgrund ihres Fundes die Geschichte der Bronzezeit neu geschrieben werden muss. Was für einen Sensationsfund die 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra geborgene Himmelsscheibe eigentlich darstellt, wird dank der Forschungen des Archäologen Harald Meller erst jetzt so richtig offenbar: Dass sie die älteste bekannte Himmelsdarstellung in der Geschichte ist, die die Sterne naturgetreu und nicht als Götterwesen zeigt, weiß man bereits. Gleiches gilt für die Erkenntnis, dass sie wie ein Kalender funktioniert, mit dem sich Sonnenaufgang und Untergang, die Jahreszeiten und damit der richtige Zeitpunkt für Saat und Ernte präzise vorhersagen lassen. 

Umso faszinierender ist daher der Fakt, dass die Materialien der Scheibe aus allen Teilen der Welt stammen – das Gold aus Cornwall, das Kupfer aus den Alpen, während die Darstellung des Himmels auf Wissen aus dem Orient basiert. Sie muss laut Meller also das Zeugnis einer vergessenen Hochkultur sein, die Kenntnisse über die Kunst der Metallherstellung und den Lauf der Gestirne besaß und weitreichende Handelsbeziehungen pflegte – gewissermaßen der erste bronzezeitliche Superstaat nördlich der Alpen. 

Das erste Königreich in Deutschland

„Aunjetitz“ nennen Historiker Deutschlands erstes echtes Königreich, das schon 1.000 Jahre vor den ersten germanischen Stämmen existierte. „Zwischen Harz, Elbe und Saale herrschten 400 Jahre lang die ersten Könige Mitteleuropas“, so Meller. Sie organisierten sich in Fürstentümern, herrschten über eigene Kriegerverbände und sprachen ein kehliges Urgermanisch. Das lange Zeit vorherrschende Geschichtsbild, nach dem um 2000 v. Chr. nur Barbaren im Gebiet des heutigen Mitteldeutschlands lebten, wäre damit überholt. „Ohne die Bronzeplatte wären wir dieser verschollenen Kultur nie auf die Spur gekommen“, sagt Meller, der überzeugt ist, inzwischen auch den Auftraggeber und ersten Besitzer der Himmelsscheibe von Nebra aufgespürt zu haben. Er soll unter dem Bornhöck in Sachsen-Anhalt liegen, dem größten bronzezeitlichen Hügelgrab Europas. Die Untersuchung der Grabkammer-Überreste läuft … 
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