Für viele Pflanzen ist die Bestäubung durch Bienen überlebenswichtig. Sie locken die Insekten daher mit Farben, Mustern und Duftstoffen an. Das Problem: Die Lockmittel verraten nicht, ob ihre Pollen- und Nektarvorräte tatsächlich auch noch gefüllt sind oder bereits geerntet wurden.
„Das Letzte, was eine Blume will, ist eine Biene anzulocken und dann keinen Nektar liefern zu können“, erklärt Daniel Robert von der Universität Bristol. „Das ist eine Lehrstunde in ehrlicher Werbung, denn Bienen sind gute Lerner und würden bald das Interesse an so unergiebigen Blumen verlieren.“
Elektrostatische Interaktion zwischen Biene und Blume
Um dieser „Kundenenttäuschung“ vorzubeugen, hat sich die Natur deshalb einen besonderen Trick einfallen lassen. So fanden Daniel Robert und sein Team vor Kurzem heraus, dass die Pflanzen sich ihre elektrostatischen Eigenschaften als Lockmittel zunutze machen. Tatsächlich sind die über ihre Wurzeln geerdeten Blumen in der Regel negativ geladen. Fluginsekten dagegen laden sich in der Luft mit bis zu 200 Volt auf. Die Folge: Wenn eine Biene eine Blüte ansteuert, liefert die elektrodynamische Wechselwirkung der Erntearbeiterin Informationen über die Nektarvorräte des Ziels.
So faszinierend die neuen Erkenntnisse über die elektrostatische Interaktion sind, so wenig verwundert ist Biologe Daniel Robert darüber: „Die gemeinsame Evolution zwischen Blumen und Bienen hat eine lange Geschichte, so ist es vielleicht nicht völlig überraschend, dass wir heute entdecken, wie bemerkenswert ausgeklügelt ihre Kommunikation ist.“