Seit Jahrtausenden haben die Menschen Angst vor einer Rückkehr der Toten. Grabfunde aus der Jungsteinzeit zeigen gefesselte Leichname und abgetrennte Schädel, Kelten enthaupteten ihre Feinde, damit sie nicht als rachsüchtige Geister zurückkehrten, und die Ägypter verließen sich auf schützende Amulette. Vor allem Selbstmörder, Ermordete oder zu Lebzeiten böse Menschen galten in der Vorstellung vieler Menschen als ruhelose Geister. Die heute weit verbreitete Bezeichnung „Zombie“ setzte sich aber erst im 20. Jahrhundert durch: Abgeleitet von der afrikanischen Bantusprache bezeichnet „nzùmbe“ einen Totengeist. Woher aber kommt die Idee, die Verstorbenen könnten zurückkehren?
Fälschlicherweise für tot erklärt
Dass Tote wieder auferstanden, war lange Zeit nichts Ungewöhnliches. Noch bis ins 18. Jahrhundert war es Aufgabe der Totenwache, den scheinbar Verstorbenen zu erschlagen, sollte er sich vom Sterbebett erheben. Doch verantwortlich für die plötzliche Wiederbelebung waren weniger mystische Vorgänge, sondern ärztliche Fehldiagnosen. Besonders in Zeiten von Seuchen wie Pest und Cholera wurden viele Menschen fälschlicherweise für tot befunden und lebendig begraben.
Die unglaubliche Geschichte des Clairvius Narcisse
Der Glaube, sie seien willenlose Marionetten, hat seinen Ursprung vermutlich in Haiti. Bis heute hält man Zombies dort für real – und keineswegs für Wesen aus einem Horrorfilm. Als Beleg wird oft die Geschichte des Clairvius Narcisse erzählt. Dieser, so heißt es, habe sich Ende April 1962 mit seinem Bruder wegen eines Stücks Land zerstritten. Daraufhin beschloss der Bruder, Clairvius von einem Hexenmeister aus dem Weg räumen zu lassen. Mit Erfolg: Clairvius wurde kurz darauf mit starkem Fieber in das Albert-Schweitzer-Krankenhaus in Haiti eingeliefert und verstarb. Am folgenden Tag wurde er in der Nähe seines Heimatortes L’Estere öffentlich beigesetzt.
Was die Ärzte nicht bemerkten: Clairvius war nur scheintot. Der Hexenmeister hatte ihm das Kugelfisch-Gift Tetrodotoxin verabreicht. Von starkem Fieber begleitet führte es zu einer vollständigen Lähmung. Gefangen in seinem reglosen Körper wurde Clairvius somit bei vollem Bewusstsein begraben. Doch der Hexenmeister, der es besser wusste, grub Clairvius kurz darauf wieder aus und verabreichte ihm die so genannte „Zombiegurke“: Die bei uns als Stechapfel bekannte Frucht ist stark bewusstseinsverändernd und ruft Halluzinationen und Gedächtnisverlust hervor, so dass Clairvius zum willenlosen Sklaven des Hexenmeisters wurde. Erst nachdem dieser starb, erlangte Clairvius langsam sein Gedächtnis wieder und kehrte 16 Jahre später nach Hause zurück.
Wissenschaftliche Untersuchungen
Die unglaubliche Geschichte des Clairvius Narcisse ist bis heute Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. 1980 galt seine Geschichte noch als wahr, heute zweifeln immer mehr Experten an der Echtheit der Schilderungen. Der Ethnobotaniker Wade Davis von der renommierten Harvard-Universität war der erste Wissenschaftler, der sich umfassend mit der Lebensgeschichte von Clairvius Narcisse beschäftigte. Ihm gelang es, acht Proben des Nervengiftes im Labor zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Mixtur aus menschlichen Leichenteilen sowie den Giften der Aga-Kröte und des Kugelfischs handelte.
Die Wirkung des Giftpulvers blieb jedoch stark umstritten: Während Davis behauptete, das Pulver würde tatsächlich starke Paralysen hervorrufen, widerlegten Forscher auf der ganzen Welt seine Behauptungen. Ihren Untersuchungen nach wiesen alle Proben eine viel zu geringe Konzentration an Tetrodotoxin auf. Ein Mann mit sechzig Kilogramm Körpergewicht hätte im ungünstigsten Fall mehrere Kilo des Pulvers zu sich nehmen müssen. Auch sei der Geschmack fürchterlich, so dass ein unbemerktes Aufnehmen des Gifts als sehr unwahrscheinlich gilt.
Doch ob wahr oder nicht – dem Zombie-Mythos hat die Geschichte zu neuem Leben verholfen. Bis Mitte der Achtzigerjahre erlebte der Zombiefilm seine Hochzeit und auch heute noch finden die Untoten Eingang in zahlreiche Bücher, Comics und Horrorstreifen. Warum auch nicht: Totgesagte leben schließlich länger.
Diese schaurigen Touren sollten Gruselfans kennen
Im Gespenster-Bus durch die Straßen von London
Im historischen Ghost Bus können London-Besucher auf einer 75-minütigen Tour die düsteren Seiten der englischen Hauptstadt kennenlernen, bei der unter anderem eine Comedy Horror Sightseeing Show an Bord für einen hohen Gruselfaktor sorgt. Eine Horrorgeschichte für sich ist bereits die Geschichte des Fahrzeugs, in dem es auf schaurig-schöne Erkundungsfahrt geht: Der Bus ist das einzige Relikt eines großen Feuers, das die übrige Flotte der Necropolis Bus Company im Jahr 1967 komplett zerstörte.
Auf in die Gruselhochburg Englands
Jenseits des Ärmelkanals gilt die Universitätsstadt Oxford als Mekka der Gruselfreunde. Kein Wunder – wurden in der Vergangenheit beispielsweise ketzerische Bischöfe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Legendär sind die Geistergeschichten und der sogenannte Dead Man’s Walk, der letzte Gang, den Soldaten während des englischen Bürgerkriegs auf ihrem Weg zur Hinrichtung in der trüben Morgendämmerung absolvierten. Der Besuch eines mysteriösen Friedhofs sowie der sogenannten Seufzerbrücke gehören ebenfalls zu dem rund 75-minütigen Rundgang durch das schaurige Oxford.
Bibbern in Amerikas Halloween-Hochburg
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Viel Hexenmagie in Salem
In einem „magischen Zirkel“ geht es im amerikanischen Salem (US-Bundesstaat Massachusetts) zu gruseligen Stätten wie einem Friedhof, der zu den ältesten der USA zählt. Salem wurde durch die Hexenprozesse im Jahr 1692 bekannt, die der Stadt den Beinamen „The Witch City“ (die Hexen-Stadt) eingebracht haben. Auch an diese Zeit erinnert die Tour, bei der am Ende jedem Teilnehmer eine gläserne Kristallkugel zur Erinnerung überreicht wird.
Reise für Gruselfans in die Heimat von Graf Dracula
Für alle, denen ein kurzer Einblick in die düsteren Seiten der jeweiligen Stadt nicht genügt kann eine einwöchige Reise ins rumänische Transsylvanien buchen. Diese Tour lässt sich Ende Oktober antreten und steht ganz im Zeichen des legendären Graf Draculas. Schlösser, Zitadellen und Klöster sind nur einige der Schau-Orte, die die Teilnehmer besuchen. Abendliche Darbietungen wie die schaurigen Rituale zur Tötung der Untoten runden diesen Urlaub der besonderen Art passend ab.